Stürmisches Herz
euch sagen, wo ihr sie am ehesten findet.«
»Du wirst es uns auf jeden Fall sagen, Farmer. Du kannst nicht um dein Leben feilschen, sondern nur um einen schnellen Tod.«
Elroy hatte sich hoffnungsvoll so weit aufgerichtet, wie es seine Fesseln erlaubten. Jetzt ließ er sich wieder sinken. Er war besiegt. Er konnte nur noch hoffen, daß es schnell gehen würde.
Er erzählte den Indianern alles, jeden Namen, beschrieb die Männer und nannte die Orte, an denen man sie wahrscheinlich finden konnte. Er beantwortete jede ihm gestellte Frage rasch und wahrheitsgemäß und schloß mit: »Und jetzt tötet mich.«
»So wie du unsere Frauen, Mütter und Schwestern getötet hast?«
Der Indianer, der ein so klares, korrektes Englisch sprach, trat zurück. Jetzt konnte Elroy ihn deutlich sehen, sein Gesicht, seine Augen … o Gott, es waren ihre Augen, die ihn mit dem gleichen glühenden Haß betrachteten. In diesem Augenblick begriff Elroy, daß er nicht rasch sterben würde.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er wußte nicht, wie er darauf kam, aber er sagte langsam: »Sie war gut. Sie hatte zwar nicht viel Fleisch auf den Knochen, aber sie hat mir wirklich Vergnügen gemacht. Ich war der letzte, der sie hatte. Sie ist unter mir gestorben, mit meinem –«
Der Krieger heulte auf, und Elroy verstummte. Einer der anderen versuchte, den jungen Indianer zurückzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Der Schmerz war für Elroy geringfügig, weil er nur den bereits vorhandenen Schmerz verstärkte. Was ihn tötete, war der Anblick jenes abgetrennten Körperteils, den er gerade hatte erwähnen wollen und den der Komantsche in der hocherhobenen Hand hielt.
In der Scheune starrte Courtney Harte verzweifelt auf den verstreuten Inhalt des Wagens, auf die zerfetzten Kleider, das zerbrochene Porzellan, die zertrampelten Lebensmittel. Sie konnte sich nicht dazu entschließen, das noch brauchbare herauszusuchen. Im Gegensatz zu Sarah, die ihre Habseligkeiten sortierte, als wäre nichts geschehen, konnte sie sich zu überhaupt nichts entschließen.
Daß sie überhaupt noch am Leben war, hatte Courtney erschüttert. Doch das Schlimmste war, daß ihr Vater verschwunden war.
Berny Bixler, Elroy Browers nächster Nachbar, hatte den Rauch gesehen, weil die Indianer das Haus in Brand gesteckt hatten, und war herübergekommen. Er fand die Leichen hinter dem Haus und die beiden Frauen in der Futterkiste. Es gab keine Spur von Dallas, Elroy oder Dr. Harte. Letzterer war jedoch dagewesen, weil sein Pferd blutbespritzt im Feld stand. War Edward verwundet worden?
»Ich hätte ihn gesehen, wenn er entkommen und nach Rockley gegangen wäre, um Hilfe zu holen«, erklärte ihnen Berny. »Viel eher haben die Indianer ihn und die beiden anderen mitgenommen. Sie sind wahrscheinlich der Ansicht, daß es nicht schaden kann, ein paar kräftige Gefangene zur Verfügung zu haben, bis sie einen anderen Stamm finden, an den sie sich anschließen können.«
»Wie kommen Sie auf diese Idee, Mr. Bixler?« fragte Sarah. »Ich habe geglaubt, daß für gewöhnlich die Frauen gefangengenommen werden.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Madam«, meinte Berny, »aber wenn ein Indianer Sie und das junge Mädchen ansieht, dann merkt er sofort, daß Sie die langen Ritte nicht durchhalten könnten.«
»Die langen Ritte?« fuhr ihn Sarah an. »Woher wollen Sie wissen, was die Indianer vorhaben? Genauso gut können sie ihr Lager in der Nähe aufgeschlagen haben.«
»Das hatten sie auch, Madam. Darum geht es ja. Es war kein Viehdiebstahl. Handleys Sohn John hat vor zwei Tagen in Rockley damit geprahlt, daß er, Elroy und Peter gemeinsam mit einigen Männern aus Wichita eine Bande von Kiowas ausgelöscht haben, die Wichita angreifen wollten. Angeblich haben sie den gesamten Trupp umgebracht. Vermutlich haben sie dabei ein paar Indianer übersehen. Die Kerle, die hier zugeschlagen haben, waren wohl auf der Jagd und haben bei ihrer Rückkehr die Toten vorgefunden.«
»Das sind nur Annahmen, Mr. Bixler. Es muß hier außer Kiowas ja auch noch andere Indianer geben.«
Der Farmer war verärgert. »John hat außerdem damit geprahlt, daß sie in dem Lager etwas getan haben, was ich nicht vor Damen erwähnen kann.«
»Also schön«, meinte Sarah höhnisch, »sie haben ein paar Squaws vergewaltigt. Das bedeutet aber noch lange nicht –«
»Dann sehen Sie sich einmal Peters Leiche an, damit Sie wissen, was das bedeutet«, unterbrach er sie scharf. »Aber ich würde es Ihnen
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