Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hätten genug, um uns so ein Haus zu leisten.«
    Villatoro beobachtete sie aufmerksam. Sie wirkte aufrichtig. Offenbar glaubte sie, ihr Mann wäre auf legalem Weg zu so viel Geld gekommen. »Das hat er gut gemacht.« Villatoro blickte sich um. »Für so ein Haus würde meine Frau mich umbringen.«
    Sie lächelte voller Besitzerstolz. »Ich war echt geschockt, denn ich hatte keine Ahnung, dass er sich für Aktien oder andere Geldanlagen interessiert. Selbst das mit seinem Angeltick habe ich erst erfahren, als wir hierher gezogen sind. Was beweist, dass man zwanzig Jahre mit jemandem zusammenleben kann und ihn immer noch nicht richtig kennt.« Sie lehnte sich zurück und seufzte. »Trotzdem, manchmal vermisse ich mein altes Viertel. Es war nichts Besonderes,
nur eine Straße mit alten Häusern, aber ich vermisse die spielenden Kinder und die Straßenfeste, die wir manchmal organisiert haben. Die Großstadt ist das reinste Chaos, aber es fehlt mir, wie die Nachbarn. Hier hört man nur die Vögel singen. Auf Dauer wird das etwas langweilig. Manchmal hätte ich gern einen Grund, auf die Straße zu stürmen, um zu sehen, was los ist, verstehen Sie?«
    Villatoro stand auf und steckte den Notizblock ein. Mrs Rodale tat ihm leid mit ihrem großen Haus, ihrem schweren Körper und der Riesenportion Makkaroni. Sie schien eine nette Person zu sein, mit der sich seine Frau bestimmt angefreundet hätte.
    »Ich weiß, was Sie meinen.« Er bedankte sich und sagte, er finde den Weg selbst.
    »Bleiben Sie in der Nähe«, sagte sie. »Dann können Sie zusehen, was ich mit dem Kerl mache, wenn er wieder auftaucht. Beim nächsten Mal vergisst er nicht, das verdammte Handy einzustecken.«
     
    Als Villatoro zu seinem auf der Auffahrt wartenden Auto ging, blitzte und donnerte es. Dunkle Gewitterwolken hatten sich vor die Abendsonne geschoben. Die Luft war feucht, und er rechnete damit, dass jeden Augenblick ein Sturzguss niederging.
    Tony Rodale war spurlos verschwunden. Jener Excop, der am Tag des Raubüberfalls gemeinsam mit Jim Newkirk in Santa Anita die Zählung der Wetteinnahmen überwacht hatte, der vorzeitig in den Ruhestand getreten und heute Schatzmeister der SRPOF-Stiftung war - und somit zuständig für die Bareinzahlungen auf deren Konten. Falls er wieder
auftauchte, wollte Villatoro mit ihm reden. Es musste einen Grund dafür geben, warum sich nur vier der fünf befreundeten Excops als freiwillige Helfer bei Sheriff Carey gemeldet hatten. Der fünfte Mann war ausgeschert. Vielleicht hatte es Meinungsverschiedenheiten oder Streit gegeben. Denkbar war auch, dass Rodale einfach nur größere Lust gehabt hatte, zum Angeln zu fahren.
    Ein weiterer Blitz, kurz darauf der Donner, und dann kam der Sturzguss, ohne jede Vorwarnung. Er stellte die Scheibenwischer auf die höchste Schnelligkeitsstufe und schaltete die Scheinwerfer ein.
    Als er losfuhr, war er so mit seinen Gedanken und dem Unwetter beschäftigt, dass ihm beinahe entgangen wäre, wie der Lichtstrahl der Scheinwerfer über ein Auto glitt, das fast die Zufahrtsstraße zu Rodales Haus blockierte. Er regierte spät und konnte gerade noch eine Kollision vermeiden. Nachdem er gebremst hatte, blickte er in den Rückspiegel.
    Die Tür des Autos, das er fast gestreift hätte, öffnete sich, und die Innenbeleuchtung ging an. Jim Newkirk stieg aus. Villatoro erkannte ihn im rötlichen Schein seiner Rücklichter. Dann war der Excop im Rückspiegel nicht mehr zu sehen. Kurz darauf klopfte er an das Fenster auf der Beifahrerseite.
    Als er in dem ihm nicht vertrauten Leihwagen den Fensteröffner gefunden hatte, drückte er auf den Knopf, und die Scheibe glitt mit einem surrenden Geräusch nach unten. Newkirk steckte den Kopf durch das Fenster. »Ich habe darüber nachgedacht, was Sie auf dem Parkplatz gesagt haben. Wir sollten reden.«

    »Möchten Sie sich irgendwo mit mir treffen?« Villatoro roch, dass Newkirk Whiskey getrunken hatte.
    Der Excop schüttelte den Kopf. »Mir fällt kein sicherer Ort ein. Ich möchte nicht, dass wir zusammen gesehen werden.«
    Villatoro umklammerte das Lenkrad so krampfhaft, dass seine Knöchel weiß waren, und er lockerte seinen Griff.
    »Zu viele Leute kennen mein Auto«, sagte Newkirk. »Wir fahren in Ihrem.«
    »Es ist nicht besonders groß.«
    Newkirk spähte in den Kleinwagen. Auf dem Beifahrersitz lagen Karten, Akten und andere Papiere. »Räumen Sie den Krempel weg, dann steige ich ein.«
    »Ich bin nicht sicher …«
    »Wollen Sie reden oder

Weitere Kostenlose Bücher