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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geiselkrise?«, wiederholte er in einem scharfen Ton.
    Newkirk würgte, taumelte zur Spüle und übergab sich. Er spürte, dass sich alle Augen auf ihn richteten, drehte sich aber erst um, als er zwei Gläser Wasser getrunken hatte. Dann sagte er: »Wir unterbrechen die Stromversorgung,
schneiden die Telefonleitung durch und versuchen, sie zum Herauskommen zu zwingen.«
    »Genau«, sagte Singer befriedigt.
    Newkirk lehnte an der Anrichte und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab.
    Singer beugte sich zu Gonzales vor. »Du warst vor Ort. Weißt du, wo die Stromleitungen verlaufen, mit denen Rawlins’ Ranch versorgt wird?«
    »Ja, entlang der Straße.«
    »Dann an die Arbeit. Du schnappst dir den Werkzeugkasten aus der Garage und fährst mit Swann zum Tor der Ranch, und zwar mit Vollgas. Blockiert die Ausfahrt mit eurem Fahrzeug, damit sie nicht abhauen. Dann schaut ihr nach, wo die Telefonleitungen sind. Ich wette, dass sie direkt neben den Stromleitungen verlaufen. Los geht’s.«
    »Wir sind schon unterwegs.« Gonzo verließ die Küche, Swann stolperte hinter ihm her.
    »Wir treffen uns dann dort«, sagte Singer, bevor er sich an Newkirk wandte. »Du folgst mir in dem Lieferwagen von UPS.«
    »Warum?«, fragte Newkirk irritiert.
    »Er muss in der Nähe sein, damit wir ihn schnell zur Ranch bringen können, wenn alles vorbei ist. Er wird uns helfen, die Rawlins-Story zu vervollständigen.«

Sonntag, 23.17 Uhr
    »Für einen Augenblick habe ich geglaubt, Sie würden zusehen, wie Newkirk mich erschießt«, sagte Villatoro.
    »Das war nur ein Bluff«, antwortete Jess.
    »Ein guter Bluff«, sagte Villatoro begeistert. »Ich habe Ihnen geglaubt.«
    »Sie müssen etwas leiser reden, Mr Villatoro«, flüsterte Jess über die Schulter. »Geräusche sind hier sehr weit zu hören, und wir wollen nicht, dass uns jemand hört.«
    »Tut mit leid, meine Nerven liegen immer noch blank.«
    »Meine auch.«
    Sie ritten durch den tiefen Wald, und die Stute musste sich einen Weg um umgestürzte Stämme und zwischen eng nebeneinanderstehenden Bäumen hindurch bahnen. Mehr als einmal mussten sie sich ducken, damit ihnen keine niedrig hängenden Zweige ins Gesicht schlugen. Mittlerweile waren sie auf dem Gebiet der Rawlins Ranch, und Jess fühlte sich etwas besser. Villatoro klammerte sich manchmal so krampfhaft an seinem Brustkasten fest, dass er kaum noch Luft bekam, und er musste ihn bitten, seinen Griff zu lockern. Die Winchester lag über dem Sattelknauf. Obwohl der Mond immer noch hinter Wolken verborgen war, klarte der Himmel allmählich auf.
    »Wird das Pferd es mit zwei Reitern bis zu Ihrem Haus schaffen?«, flüsterte Villatoro.
    »Ich hoffe es.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich auf einem Pferd sitze.«

    »Etwas unbequem, was?«
    »Hoffentlich falle ich nicht runter.«
    »Ich auch.«
    Villatoro seufzte, als wäre er plötzlich erschöpft. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, was gerade geschehen war. »Mein Gott«, stöhnte er. »Was für eine Nacht. Während all der Jahre bei der Polizei habe ich so etwas nie erlebt. Ich bin ein bisschen beschämt, weil ich mich nicht gewehrt habe, aber was hätte ich tun können?«
    »Nicht viel«, antwortete Jess über die Schulter. »Ich habe nachgedacht, meiner Ansicht nach hat Hearne recht. Sobald wir bei mir sind, packen wir alle in seinen Wagen und meinen Pick-up und fahren nach Kootenai Bay. Wir werden diese Geschichte mit heiler Haut überstehen. In der Stadt wenden wir uns an den Sheriff und die Medien. Mir ist es lieber, wenn die Kinder heute Nacht nicht mehr auf meiner Ranch sind.«
    »Welche Kinder?«, fragte Villatoro.
    Jess erklärte es ihm.
    »Mein Gott!«
     
    Jess spürte, dass Chile müde wurde. Die Stute wurde langsamer und war nicht mehr so sicher auf den Beinen, aber sie blieb brav und versuchte nicht, sie abzuwerfen. Er bewunderte den Charakter des Pferdes.
    »Wir sollten absteigen und die Stute einen Augenblick verschnaufen lassen«, sagte Jess, während er die Zügel anzog.
    »Ja, wahrscheinlich sind wir zusammen ziemlich schwer.«
    Jess nickte und spürte, dass Villatoro unbeholfen abstieg.
Als er auf dem Boden stand, schwang Jess sich aus dem Sattel und schob die Hand zwischen die Flanke des Pferdes und die Satteldecke. Das Fell der Stute fühlte sich heiß und feucht an.
    »Wenn sie sich etwas abgekühlt hat, können wir weiterreiten«, flüsterte Jess, der Chile am Zügel führte. Villatoro hielt sich mit einer Hand am Sattel fest, weil

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