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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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brütet Singer da drin aus?«
    »Er plant das weitere Vorgehen«, sagte Gonzales verärgert. »Er ist der Boss, was dir nicht neu sein dürfte. Außerdem hast du mir die gleiche Frage vor fünf Minuten schon mal gestellt. Allmählich machst du mich nervös, Newkirk. Halt einfach die Klappe, wenn du nichts zu sagen hast.«
    Newkirk war froh, dass Gonzales in der Dunkelheit sein Gesicht nicht sehen konnte, in dessen Ausdruck sich Hass und Selbstekel mischten.
    »Außerdem solltest du es mit dem Fusel langsam angehen lassen«, sagte Gonzales leise, ganz der ehemalige Vorgesetzte. »Gut möglich, dass wir heute Nacht noch was vorhaben. Dann musst du voll da sein.«

    »Ich habe gedacht, ich überlasse es dir, den Typ umzulegen«, sagte Newkirk, völlig überrascht, dass er diesen Gedanken gegen seinen Willen artikuliert hatte.
    »Was zum Teufel soll das jetzt wieder heißen?«, fragte Gonzales aggressiv.
    »Nichts.«
    Gonzales stützte seine massiven Unterarme auf den Tisch. »So denkst du also? Du glaubst, es macht mir Spaß?«
    Newkirk wünschte, er hätte den Mund gehalten, doch es war passiert. »Nein, ich denke nicht so. Vergiss es, ich habe nichts gesagt.«
    Gonzales Stimme wurde lauter. »Du hast es gesagt. Und es so gemeint. Du glaubst, ich finde Gefallen an Kopfschüssen. So ist es doch, oder?«
    Newkirk schüttelte den Kopf. Er versuchte, klar zu denken, hatte aber zu viel Alkohol im Blut. »Nein. Wirklich, ich …«
    Urplötzlich hatte Gonzales den Tisch umrundet und stand vor ihm. Bevor Newkirk reagieren konnte, rammte er ihm einen Daumen in den Mund, zwischen den Zähnen und der Wange, und riss brutal den Mundwinkel zurück. Stöhnend und würgend versuchte Newkirk, seinen Kopf in die gleiche Richtung zu drehen, doch Gonzales drückte ihn hart auf die Tischplatte.
    Er beugte sich über ihn, sein Mund war nur Zentimeter von Newkirks Ohr entfernt. Der Daumen steckte noch immer in seinem Mund, der Druck und der Schmerz waren entsetzlich.
    »Spiel bloß nicht den Scheinheiligen, Newkirk«, zischte Gonzales. »Du sitzt genauso tief in der Scheiße wie ich,
genauso tief wie wir alle. Keinem von uns gefällt das, was passiert ist. Ich hatte nichts gegen den Kleinstadtbullen … Wenn man davon absieht, dass er mich hinter Gitter stecken wollte. Er wollte mein neues Leben zerstören, und ich mag mein neues Leben, Newkirk. Ich tue alles, um es zu retten. Und wenn das bedeutet, dass ich einem scheinheiligen kleinen Arschloch wie dir eine Kugel in den Kopf jagen muss, tue ich auch das.«
    Newkirk stiegen Tränen in die Augen, und er versuchte, sich still zu verhalten, den Schmerz stoisch zu ertragen. Der Daumen in seinem Mund schmeckte nach Metall und Tabak. Vielleicht war bald alles vorüber, wenn er es hinnahm und Gonzales sich beruhigte.
    »Es tut mir leid«, krächzte er nach einem Augenblick kaum verständlich.
    Gonzales’ Griff lockerte sich, und er konnte sich aufsetzen.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er. »Ehrlich. Lag am Alkohol.«
    Gonzales wischte sich die nasse Hand an seiner Hose ab, und seine Wut verrauchte allmählich. »Ja, aber der Fusel hat deine Zunge gelockert.«
    Sie hörten, wie im Haus ein Stuhl zurückgeschoben wurde. »Da kommt jemand«, sagte Newkirk.
    Gonzales stand auf. »Hoffentlich Singer.«
    So war es, Singer trat auf die Veranda. »Hast du das Problem gelöst?«, fragte er Newkirk geschäftsmäßig.
    »Logisch«, antwortete Gonzales. »Die Schweine sind glücklich.«
    »Hast du ihn zerlegt?«

    Newkirk drehte sich der Magen um. »Nein.«
    »Ich hab gesagt, du sollst ihn filetieren.«
    »Als ich ihn erschossen habe, ist er in den Pferch gefallen«, log Newkirk. »Die Schweine haben sich sofort über ihn hergemacht.«
    Singer wandte den Blick ab, offenbar wütend. »Was hast du mit seinem Auto gemacht?«
    Gonzales schaltete sich ein. »Fürs Erste steht es in der Garage, neben der Karre von UPS. Wir können es später nach Spokane zum Schrottplatz bringen.«
    »Hat er noch irgendwelche Probleme gemacht?«, fragte Singer Newkirk.
    »Nein, er ist brav hierhergefahren.«
    »Hat euch jemand gesehen?«
    »Nein«, antwortete Newkirk.
    Singers Pupillen verengten sich. »Was ist denn mit deiner Visage passiert?«
    Newkirk rieb sich den Unterkiefer. Er konnte Singer erzählen, was passiert war, oder seine Waffe ziehen und Gonzales erschießen, bevor der reagieren konnte. Oder unschlüssig bleiben, wie so oft.
    Gonzales legte einen Arm um seine Schulter und drückte ihn an seinen muskulösen

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