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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mutter verzeihen, den Vorfall jedoch nicht vergessen. Aber William, der bedauernswerte Willie. Dies war eine der Geschichten, die bei einem Kind seelische Schäden auslösen und es auf einen falschen Weg bringen konnten. Ein Vertrauensbruch war eine ernste Sache, wie enttäuschte Erwartungen. Sie hätte alles
dafür gegeben, Williams Erinnerung an diesen Morgen, als Tom am Frühstückstisch erschienen war, irgendwie auslöschen zu können.
    Und jetzt hatte er zu alledem nur eines zu sagen: »So was kommt vor, Monica.«
    Er war ein Idiot, und es wäre bequem gewesen, ihm die Schuld daran zu geben, was passiert war. Aber sie war diejenige, die ihn in ihr Haus mitgebracht hatte.
    »Ich muss jetzt allein sein«, sagte sie. »Hoffentlich kommen sie bald zurück. Wahrscheinlich sind sie das einzig Positive, das es in meinem Leben je gegeben hat.«
    Seine Miene wurde nachsichtiger. Er trat zu ihr und nahm sie in den Arm, doch ihr Körper blieb steif. Er drückte ihren Kopf auf seine harte Schulter.
    »Tut mir leid, Honey«, säuselte er. »Es sind deine Kinder, deshalb sind sie auch mir wichtig. Selbstverständlich machst du dir Sorgen um sie.«
    »Es tut mir auch leid, Tom.« Dass wir uns je begegnet sind.
    Sie öffnete die Augen und sah in der Scheibe der Backofenklappe ihr Spiegelbild. Sie war immer noch schlank, blond, mit großen Augen, einem breiten Mund und einem leichten Überbiss, der einigen Männern gefiel. Ihr war klar, dass sie ihr gutes Aussehen nicht verdiente, denn sie hatte nichts dafür getan. Einzig den Genen verdankte sie es, dass sie zehn Jahr jünger aussah, als sie war. Am liebsten hätte sie ihn weggestoßen. Wie war es möglich, dass er überhaupt nichts verstand?
    Aber er redete. »Ich dachte, du würdest vielleicht mich als was Positives in deinem Leben sehen.«

    Sie reagierte nicht und hoffte, dass er sie nicht zu einer Antwort nötigen würde. Er verzichtete darauf.
    »Es kommt nicht oft vor, dass wir allein sind, Honey«, sagte er stattdessen. »Wir könnten die Zeit nutzen.«
    Natürlich wusste sie, was er wollte, aber sie konnte nicht fassen, dass er es aussprach. Er hatte sie wieder fester an sich gedrückt, und sie spürte seine Erektion.
    Sie blickte auf die Uhr über dem Backofen - Viertel vor sechs. »Tom …«
    Er ließ nicht locker.
    Sie stieß ihn heftiger als nötig weg, aber sie ekelte sich jetzt vor diesem Mann, der noch in der letzten Nacht in ihrem Bett gelegen hatte. »Warum fährst du nicht nach Hause? Ich muss mit Annie und William reden, und dann solltest du nicht mehr hier sein. Für heute hast du genug Schaden angerichtet.«
    Seine Miene verdüsterte sich, und sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen so harten Blick bei ihm gesehen zu haben.
    »Okay«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Ich verschwinde aus deinem Leben.«
    Sie widersprach nicht.
    »Geht es nur darum, dass ich Willie nicht zum Angeln abgeholt habe?«
    Was hatte sie in ihm gesehen? Wie hatte sie zulassen können, dass sein gutes Aussehen und sein fester Job ihren Blick so sehr trübten, dass sie die unübersehbare Tatsache ignorierte, es mit einem egoistischen Arschloch zu tun zu haben?
    »Verschwinde«, sagte sie.

    »Dann bis später«, sagte er auf dem Weg zur Hintertür. »Es fällt schwer, jetzt zu gehen, wo du mich so wütend gemacht hast.«
    »Hau ab, und komm bloß nicht wieder«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Es ist vorbei. Endgültig.«
    Er schnaubte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Und ich komme her, um mich zu entschuldigen.«
    Sie wandte sich zum Backofen, um nach der Lasagne zu sehen, und sagte: »Nein, das glaube ich nicht.« Der Käse wurde braun, und sie stellte die Hitze etwas kleiner.
    »Unglaublich«, rief Tom aus dem Vorraum. »Die kleine Schlampe hat meine Angel und die Weste mitgenommen!« Er stand mit rot angelaufenem Gesicht im Türrahmen.
    »Was?«
    »Die Angelrute ist von Sage und hat mich sechshundert Dollar gekostet. In den Westentaschen stecken jede Menge künstliche Fliegen, die auch sauteuer sind. Und die kleine Schlampe klaut das alles.«
    Sein wutverzerrtes Gesicht war knallrot, und sie glaubte, noch nie einen so hässlichen Mann gesehen zu haben.
    »Verschwinde«, kreischte sie. »Lass dich nie wieder in meinem Haus blicken!«
    »O doch, ich komme wieder!«, schrie er. »Um meine Angel und die Weste zu holen.«
    »Hau endlich ab!«
    Für einen Augenblick glaubte sie, er könnte handgreiflich werden, aber er blieb an der Hintertür stehen. Die Adern an seinem

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