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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht besonders gut mit meiner Tochter aus, und ich habe ihn aufgefordert, mein Haus zu verlassen.«
    Sie wusste, wie das in Careys Ohren klingen musste. Etwa so: Aber ich bin trotzdem sicher, dass Tom nichts mit der Geschichte zu tun hat. Als wir uns gestritten haben, waren meine Kinder schon lange verschwunden.
    Der Sheriff fragte nach dem Zeitpunkt des Streits.
    »So um sechs herum«, sagte sie. »Dann habe ich noch zwei Stunden gewartet, bevor ich Sie angerufen habe.«
    Sie ahnte, was Carey dachte - dass es noch hell gewesen war und genug Zeit geblieben wäre, um Annie und William zu suchen. »Tom hat später am Abend noch mal angerufen, zwischen zehn und halb elf«, sagte sie. »Er hat gefragt, ob meine Kinder nach Hause gekommen sind.«
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    Sie schluckte. »Er war in einer Bar und seiner Stimme nach betrunken.«
    Carey nickte, als hätte sie einen Sachverhalt bestätigt. »Zuletzt wurde er gestern Abend in der Sand Creek Bar gesehen. Der Barkeeper sagt, er habe noch seine UPS-Montur getragen und aufgeregt und verwirrt gewirkt. Da er sturzbetrunken gewesen sei, habe er sich irgendwann geweigert, ihm weitere Drinks einzuschenken. Daraufhin sei Boyd wütend geworden und habe die Bar um elf verlassen.«

    Verwirrt und sturzbetrunken, dachte sie.
    »Ein Bekannter von Tom Boyd behauptet, er sei latent gewalttätig«, sagte der Sheriff. »Er ist Bodybuilder, stimmt’s? Vielleicht nimmt er Steroide? Würden Sie zustimmen, dass er zur Gewalttätigkeit neigt, Miss Taylor?«
     
    Sheriff Carey blieb noch eine halbe Stunde und stellte weitere Fragen. Monica beantwortete sie aufrichtig, sah aber, dass Carey Tom ins Visier nahm. Nein, sie habe nicht gewusst, dass er zweimal wegen Gewaltanwendung festgenommen worden sei. Auch nicht, dass seine Exfrau ihn beschuldigt habe, eines seiner Kinder geschlagen zu haben. Wie kommt es, dass ich es nicht weiß?, fragte sie sich. Sie fühlte sich dumm und leichtgläubig. Wieder mal.
    »Ich glaube nicht, dass es Tom war«, sagte sie, als der Sheriff schließlich aufstand und sein Notizbuch einsteckte. »Wenn er es gewesen wäre, hätte er dann nicht die Angelrute mitgenommen? Ist die für Sie nicht der Grund, warum er auf die Idee verfallen sein soll, sich auf die Suche nach meinen Kindern zu machen?«
    Carey setzte seinen Hut auf. »Was Sie über die Angelrute sagen, ist mir natürlich auch durch den Kopf gegangen. Aber es könnte sein, dass Ihre Kinder sie verloren haben, bevor er dort eintraf. Oder er konnte sie in der Dunkelheit nicht finden. Wir werden ihn danach fragen müssen«, schloss er in einem bedrohlichen Tonfall.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte sie.
    Carey machte weiter keine Anstalten zu gehen, ganz so, als hätte er noch etwas zu sagen. »Tom Boyd ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen und hat auch nicht angerufen.
Zu Hause ist er ebenfalls nicht, und niemand hat ihn gesehen, seit er die Sand Creek Bar verlassen hat. Von seinem Lieferwagen fehlt jede Spur. Eigentlich hätte er ihn gestern Abend zurückbringen müssen.«
    »Sein UPS-Lieferwagen?«, fragte sie ungläubig.
    Fast hätte der Sheriff gelächelt. »Man sollte meinen, dass wir ein so leicht zu erkennendes Fahrzeug schnell finden müssten, was?«
    »Ich kann es einfach nicht …« Ihr wurde bewusst, dass sie sich wiederholte, und sie ließ den Satz unvollendet.
    »Meiner Meinung nach wird uns diese Geschichte nicht allzu lange in Anspruch nehmen«, sagte der Sheriff. »Ich hoffe und bete, dass sie einen guten Ausgang nimmt, aber man kann es nicht wissen. Wir setzen darauf, dass wir ihn finden und Ihre Kinder wohlbehalten zurückbringen können.«
    Sie beobachtete ihn und fragte sich, was jetzt noch kam.
    »Ich wünschte, ich hätte mehr Männer, Miss Taylor. Mir stehen nur vier Deputys für das ganze County zur Verfügung. Im Moment sind drei von ihnen am Sand Creek und durchsuchen die Gegend mit einem Team der Bundespolizei, das heute Morgen eingetroffen ist. Mittlerweile rufen mich alle möglichen Leute an. Zeitungsjournalisten, sogar ein Fernsehfritze, der für Fox News in Spokane sitzt. Verschwundene Kinder sind immer für Schlagzeilen gut. Wenn wir sicher sind, dass Tom Boyd hinter Ihren Kindern her war, können wir eine Großfahndung auslösen, doch im Augenblick ist es nicht möglich. Ich habe extra noch einmal nachgeschlagen. Das erste Kriterium dafür ist, dass eine übergeordnete Strafverfolgungsbehörde bestätigt, dass ein
Entführungsfall vorliegt.

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