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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Natur war, verschwendete er möglicherweise nur seine Zeit.
    »Waren Sie früher schon mal in North Idaho?«, fragte er den Besucher.
    »Nein.«
    »Und wie gefällt es Ihnen bis jetzt?«
    »Es gibt sehr viel Grün.« Und fast nur Weiße, dachte Villatoro.
    »Ja, das ist unser kleines Paradies.«
    Villatoro lächelte. »Es ist sehr schön hier. Und offenbar sehr friedlich.«
    »Meistens schon. Aber heute Morgen haben wir ein Problem. Vermutlich haben Sie die Aushänge in der Bank gesehen. Zwei Kinder aus der Stadt sind spurlos verschwunden.«
    In der Tat hatte Villatoro alles beobachtet: Die Frauen mit den Fotos, unter ihnen die lautstarke Person mit der Kleinmädchenstimme, die allen erzählte, was passiert war. Und das Gespräch zwischen der lauten Frau und dem Rancher, der gerade Hearnes Büro verlassen hatte.
    »Hoffentlich geht es den Kindern gut«, sagte er. »Mir ist aufgefallen, wie nachbarschaftlich und vertraulich die Leute miteinander umgehen. Man hat den Eindruck, ihre eigenen Kinder wären verschwunden. Es wird einem ganz warm ums Herz, wenn man ihr Verhalten beobachtet.«
    Villatoro spürte Hearnes prüfenden Blick auf sich ruhen. Wahrscheinlich versucht er zu ergründen, ob ich übertrieben habe.
    »Wir neigen in der Tat dazu, uns um unsere Mitmenschen
zu kümmern«, sagte Hearne. »Vielleicht ist das in L. A. anders.«
    »L. A. ist zu groß. Trotzdem ist es nicht so schlimm, wie die Leute es manchmal darstellen. Es gibt einige Viertel, wo die Menschen sich sehr wohl um ihre Nächsten kümmern. Aber es passiert so leicht, dass der Einzelne in der Masse untergeht.«
    Hearne schien darüber nachzudenken und warf dann einen zweiten Blick auf Villatoros Karte.
    »Was kann ich denn für Sie tun, wenn Sie nicht mehr bei der Polizei sind? Wollen Sie sich hier zur Ruhe setzen?«
    Villatoro schaute Hearne mit einem leeren Blick an. Für einen Augenblick schien er nicht zu begreifen, was Hearne gesagt oder warum er es gesagt hatte. Dann hob er eine Hand. »Nein«, antwortete er. »Nein, ich bin in einer anderen Angelegenheit hier.«
    »Oh, dann tut’s mir leid. War nur so eine Vermutung.«
    »Ich möchte einen Fall abschließen, an dem ich seit Jahren arbeite. Er hat mich hierhergeführt.«
    Hearne lehnte sich zurück. »Was für Ermittlungen beschäftigen Sie denn noch?«
    Villatoro öffnete seine Aktentasche, nahm fünf Blatt Papier aus einem Schnellhefter und reichte sie Hearne. Es waren beidseitige Fotokopien von Hundertdollarscheinen.
    Auf jedem Blatt standen die Seriennummern der Geldscheine, darunter die Identifikationsnummern verschiedener Banken, die durch einen gelben Marker hervorgehoben waren.
    »Die sind durch meine Bank gewandert«, sagte Hearne. »Ist es Falschgeld?«

    »Nein.«
    Hearne hob die Augenbrauen, als würde er sich fragen, was das Ganze dann sollte.
    »Wie Sie wissen«, fuhr Villatoro fort, »werden im Bankensystem kursierende Geldscheine stichprobenweise elektronisch gescannt, um nach markierten oder gefälschten Noten zu suchen. Perfekt ist das System nicht, aber wenn es einen Treffer landet, wird die Häufigkeit der Scanvorgänge angehoben, um die Herkunft zu ermitteln. Gibt es mehrere Treffer bei einer bestimmten Bank, könnte das bedeutsam sein.«
    »Will sagen?«
    »Ich fange ganz am Anfang an. Vor acht Jahren gab es einen bewaffneten Raubüberfall auf einer Pferderennbahn in meiner Stadt, die außerhalb von Los Angeles liegt - oder besser lag. Millionen Dollar in bar wurden gestohlen, und ein Mann starb im Laufe des Verbrechens, ein Mitarbeiter der Security. Wie Sie sich denken können, steckten Angestellte der Rennbahn hinter dem Raub, und sie wurden verurteilt und vom LAPD ins Gefängnis gesteckt. Ich war mit dem Fall beauftragt und für die Zusammenarbeit zwischen meiner kleinen Polizeibehörde und dem LAPD zuständig, das mehr Detectives und sehr viel größere Möglichkeiten hat. Obwohl ich zu der Zeit dagegen war, haben wir ihnen den Fall übergeben. Gefällt wurde die Entscheidung von meinem Chef, einem großen Freund von Experten außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs.«
    »Moment«, sagte Hearne. »Reden Sie von dem Santa-Anita-Raubüberfall? Davon habe ich in der Zeitung gelesen.«

    Villatoro nickte. »Genau. Die Rennbahn in Santa Anita ist einer der größten Arbeitgeber in Arcadia. Meine Frau war damals dort beschäftigt und kannte viele Mitarbeiter, wie praktisch jeder in der Stadt. Dreizehneinhalb Millionen Dollar in bar wurden gestohlen.«
    »Ist das nicht die

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