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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rennbahn, wo Seabiscuit gelaufen ist?«
    »Genau. Sie haben ihm ein Denkmal gesetzt.«
    »Meine Frau hat mir das Buch empfohlen, ich liebe es. Wir haben auch den Kinofilm gesehen, der mir weniger gefiel. Vermutlich schaffen sie es einfach nicht, einen guten Film über ein Pferd zu drehen. Pferde sind zu kompliziert.«
    »Kennen Sie sich mit Pferden aus?«, fragte Villatoro.
    »Früher habe ich an Rodeos teilgenommen. Ich liebe Pferde und vermisse es, sie heute nicht mehr um mich zu haben.«
    »Zurück zu dem Raubüberfall.«
    »Sorry, erzählen Sie weiter.«
    Villatoro räusperte sich und fuhr fort. »Natürlich haben alle verurteilten Angestellten ihre Unschuld beteuert, aber die Beweise waren erdrückend. Ich habe die Gerichtsakten selbst gelesen, und wenn ich Mitglied der Jury gewesen wäre, hätte ich ebenfalls für ihre Verurteilung gestimmt. Einer der ehemaligen Angestellten hat die anderen verraten und gegen sie ausgesagt. Aber es gibt da ein großes Problem. Von der Beute wurde jahrelang nie auch nur eine einzige Banknote entdeckt, und keiner der Verurteilten hat bis jetzt den Mund aufgemacht, obwohl er sich dadurch vermutlich aus der Haft freikaufen könnte. Seit sieben Jahren sagen diese Leute kein Sterbenswörtchen.«

    »Verdammt, das ist eine lange Zeit«, sagte Hearne. »Sie müssen ganz schön tough sein.«
    Villatoro winkte ab. »So tough sind sie gar nicht. Meine Frau sagt, sie traut den Inhaftierten ein solches Verbrechen nicht zu, was immer man davon halten mag. Aber für mich ist das ein wichtiger Anhaltspunkt. Ich habe mit den Verurteilten gesprochen. Sie sehnen sich verzweifelt nach der Freiheit und schwören, dass sie uns nichts zu erzählen haben.«
    Hearne runzelte die Stirn.
    »Wir haben sie schmoren lassen«, fuhr Villatoro fort. »Alle paar Monate habe ich sie befragt, immer in der Hoffnung, einer von ihnen würde mir erzählen, wo das Geld ist. Lange Zeit haben wir angenommen, dass sie es irgendwo vergraben haben. In fünf oder sechs Jahren werden sie entlassen, und für so eine Belohnung kann man durchaus warten. Aber es sieht wirklich so aus, als wüssten sie nicht, wo die Beute versteckt ist. In meinem tiefsten Inneren bin ich davon überzeugt, dass sie es mir erzählen würden, wenn sie es wüssten. Einer von ihnen müsste mittlerweile zusammengebrochen sein. Natürlich könnte er auch Gott gefunden haben oder einfach nur aus dem Knast wollen.«
    »Was ist mit dem Typ, der gegen sie ausgesagt hat?«
    Villatoro seufzte. »Er weilt nicht mehr unter uns. Ein knappes Jahr nach dem Gerichtsverfahren kam er bei einem Überfall auf einen kleinen Supermarkt in L. A. ums Leben. Er wollte Milch kaufen und hat eine Kugel aus der Waffe des Räubers abbekommen, als der sich mit dem Ladeninhaber ein Feuergefecht lieferte.«
    »Und dieser Kriminelle wurde nie gefasst?«
    »Leider nicht.«

    »Interessant«, sagte Hearne. »Aber was hat das alles mit mir und meiner Bank zu tun?«
    Villatoro wies auf die Kopien der Hundertdollarscheine. »Zur Zeit des Raubüberfalls hatten die Kassierer und Buchhalter der Rennbahn eine ziemlich effektive Methode, das Geld zu zählen und zu verbuchen, aber ihr Mangel war, dass die Scheine nicht komplett registriert werden konnten. Auf der Rennbahn gab es keine markierten Scheine - über die Sie in Ihrer Bank bestimmt verfügen - und keine Farbbeutel, durch die das Geld im Falle eines Diebstahls eingefärbt und damit unbrauchbar gemacht werden konnte. Sicher können Sie sich vorstellen, was für eine Unmenge an Bargeld dort an einem großen Tag hereinkommt, wenn alle zwanzig Minuten die Wetter an den Schaltern auftauchen. Der Raubüberfall ereignete sich nach einem der bedeutendsten Rennen des Jahres, dem Southern California Breeder’s Cup. Selbstverständlich ist dort alles computerisiert, doch am Ende des Tages muss die Summe des Bargelds mit der vom Computer errechneten übereinstimmen, und deshalb wird es von Hand in einem Hinterzimmer gezählt. Das dauert. Wenn das Ergebnis mit dem des Computers übereinstimmt, wird das Geld in gepanzerten Fahrzeugen zur Bank gebracht. Da sie es unglaublich eilig haben, das Bargeld loszuwerden, bleibt keine Zeit, die Scheine zur Gänze zu markieren oder zu registrieren. Es wurden nach dem Zufallsprinzip einige wenige Seriennummern registriert, mehr war damals nicht drin. In diesem Fall haben sie die Seriennummer von jedem fünfzigsten Hundertdollarschein festgehalten. Heute wird diese Aufgabe von Scannern übernommen, damals

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