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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte Jess. »Ich sage ihr, dass es euch gut geht. Dann sorgt sie sich nicht weiter, und ich bin sicher, dass sie weiß, was zu tun ist.«
    Jess sah, dass Annie angestrengt über seinen Vorschlag nachdachte. Er glaubte, dass sie zustimmen wollte, doch irgendetwas hielt sie zurück.
    »Wir sind wütend auf sie«, sagte sie schließlich.
    »Schon möglich«, sagte Jess, »aber ich bin sicher, dass sie euch lieb hat und dass ihr Sohn und ihre Tochter ihr sehr fehlen.«
    Annie wollte widersprechen, sagte aber nichts und zog stattdessen langsam ihre Hand von der Gabel. Jess hörte den Wählton.
    »Welche Telefonnummer habt ihr?«
     
    Das schnurlose Telefon piepte in Monica Taylors Hand, und sie schaute es an, als wäre es eine Schlange. Swann hatte das Geräusch gehört und kam aus der Küche. Er hatte gesagt, er müsse all ihre Gespräche annehmen und den Anrufer hinhalten, damit das örtliche Fernsprechamt über eine Fangschaltung die Nummer des Anschlusses ermitteln könne.
    Bei jedem Piepen des Telefons wurde Monica von Panik ergriffen, und sie war für einen Augenblick völlig paralysiert.
Es konnten gute Nachrichten sein, nach denen sie sich verzweifelt sehnte, aber auch die schlimmstmöglichen.
    »Würdest du mir bitte das Telefon geben, Monica?«, sagte Swann.
    Es piepte weiter.
    »Warum musst du meine Gespräche annehmen?«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen. Für den Fall, dass es Kidnapper sind … Oder irgendwelche Gestörten, die die Notlage anderer ausnutzen und sich einen schlechten Scherz erlauben. Das kommt vor, besonders, wenn die Geschichte in den Lokalnachrichten war.«
    Das Telefon piepte weiter.
    Swann trat näher und streckte die Hand aus. Zögernd reichte sie ihm das Telefon.
    »Bei Monica Taylor«, sagte er.
    Sie studierte seine Miene daraufhin, ob sich an ihr etwas ablesen ließ, irgendeine Reaktion. Da sie die Stimme am anderen Ende der Leitung ganz leise hörte, wusste sie, dass der Anrufer ein Mann war.
    »Ja, sie ist hier«, sagte Swann. »Wer spricht da?«
    Swann wartete einen Moment. Die Stimme des Anrufers war nicht mehr zu hören.
    »Hallo?«, sagte Swann.
    Der Anrufer sprach wieder, und anhand seiner am Satzende lauter werdenden Stimme konnte Monica erkennen, dass er eine Frage gestellt haben musste.
    »Ich bin Oscar Swann, ehemals Sergeant beim Los Angeles Police Department. Ich stehe Miss Taylor bei. Noch mal, mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Wieder die leise Stimme. Swann nickte und sagte ein paarmal
»Ja«. Dann: »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht helfen. Dazu bin ich nicht berechtigt. Ich schlage vor, Sie rufen den Sheriff an.«
    Er beendete das Gespräch.
    »Nichts Neues?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    Swann schüttelte den Kopf und legte das Telefon auf den Tisch. »Irgendein Rancher. Seinen Namen wollte er nicht nennen. Zuerst wollte er dich sprechen und dir sagen, er hofft, dass deine Kinder schnell gefunden werden. In erster Linie rief er aber an, weil einer der Suchtrupps an einer Stelle seinen Zaun zerstört hat und ein paar Kühe ausgebrochen sind. Er fragt sich, wer für den Schaden aufkommen muss. Du hast gehört, was ich ihm geraten habe.«
    »Mhm.«
    »Mein Gott, man sollte meinen, dass er angesichts der Ereignisse ein bisschen damit warten kann, wegen seines Zauns zu mosern.«
    Monica nickte, war aber in Gedanken woanders. Warum, fragte sie sich, muss er meine Anrufe annehmen? Wenn ihre Kinder wirklich entführt worden waren, wäre es dann nicht besser, wenn die Kidnapper glaubten, die Polizei wäre noch nicht so stark involviert? Aber wenn er für sie ans Telefon ging und vom LAPD redete?
    Doch dann begriff sie. Swann, der Sheriff und die Freiwilligen glaubten nicht an eine Entführung, sondern an den schlimmstmöglichen Ausgang. Swann war hier, damit nicht sie als Erste die Nachricht hören musste. Er sollte es ihr schonend beibringen, weil er sie kannte.
    Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und wäre auf
der Stelle eingeschlafen, doch es ging nicht. Irgendein Rancher?, dachte sie. Allzu viele gab es davon in der Gegend nicht mehr, und sie fragte sich, ob es möglich war, dass …
     
    Annie hatte neben Jess gestanden und jedes Wort gehört, das er am Telefon gesagt hatte. Zweifel ausgeschlossen, dachte er, sie hat gesehen, dass ich errötet bin.
    »Sie haben gelogen«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Warum?«
    Er rieb sich die Augen. »Weil Swann ans Telefon gegangen ist.«
    »Er ist in unserem Haus?«
    »Und nimmt für

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