Stumme Zeugen
enthielt. »Vielleicht haben wir jetzt etwas Brauchbares in der Hand.« Er versuchte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Wer sitzt noch im Vorstand der Stiftung?«
Sie las alle Namen vor.
»Eric Singer, Vorsitzender, Oscar Swann, stellvertretender Vorsitzender, Dennis Gonzales, zweiter stellvertretender Vorsitzender, Robert Newkirk, Schriftführer, Anthony Rodale, Schatzmeister.«
In Villatoros Kopf schrillten die Alarmglocken. Er ließ Celeste die Namen erneut vorlesen und die Schreibung überprüfen.
»Ich vermute, dass die Vorstandsmitglieder dieser Stiftung gut bezahlt werden«, sagte er. »Das könnte für die Steuerbehörde interessant sein. Und jetzt wissen wir auch über Swanns Verbindung zu den anderen Bescheid.«
»Und sie leben alle da oben?«
»Drei mit Sicherheit. Newkirk, Singer und Swann. Wie’s mit den anderen beiden aussieht, muss ich noch herausfinden.«
Er hörte, wie Celeste in ihren Papieren blätterte. Dann bat sie ihn, sich einen Moment zu gedulden, sie müsse etwas überprüfen.
»Ich suche den Dienstplan des LAPD für den Tag.« Er musste nicht darüber nachdenken, welchen Tag sie meinte. »Swann war im Dienst, Newkirk, Singer, Gonzales und Rodale hatten frei. Wir wissen, dass Rodale und Newkirk auf der Rennbahn gearbeitet haben und in dem Raum waren, wo das Geld gezählt wurde.«
Villatoro schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. Zwei der Vorstandsmitglieder der SRPOF waren in dem Raum gewesen, wo das Geld gezählt wurde, aber zwei andere hatten ebenfalls keinen Dienst beim LAPD gehabt. Der Zeuge mit dem Hund hatte zu Protokoll gegeben, mindestens zwei Männer seien in den Geldtransporter eingedrungen und hätten Steve Nichols getötet. Das hätten Singer und Gonzales sein können. Damit blieb Swann, der Dienst hatte. Die Fluchtautos waren praktisch vom Erdboden verschwunden, was Villatoro schon immer rätselhaft erschienen war. Doch wenn sie von einem Streifenwagen eskortiert worden waren …
»Gute Arbeit, Celeste«, sagte er. »Sehr gute Arbeit. Lass
den Boss bitte wissen, dass wir der Lösung des Falles vermutlich ein gutes Stück näher gekommen sind.«
Als Villatoro aufstand, schmerzten seine Kniegelenke und der Rücken. In Gedanken spielte er verschiedene Kombinationen durch. Endlich, endlich ließen sich die Teile des Puzzles zusammensetzen. Oder doch nicht? Ihm war bewusst, dass es noch Lücken und logische Unstimmigkeiten gab. Was hatte er übersehen? Er brauchte Zeit, um alles in Ruhe durchzudenken, um die zunehmend stimmiger wirkenden Details miteinander zu verknüpfen.
Dann fiel ihm plötzlich etwas auf. Er hatte von vier Excops gehört, die dem Sheriff bei den Ermittlungen im Fall der verschwundenen Taylor-Kinder halfen. Was war mit dem fünften Polizisten? Wenn die beiden Fälle nichts miteinander zu tun hatten, stellte sich diese Frage nicht. Aber wenn sie zusammenhingen?
Zu aufgeregt, um in seinem Zimmer zu bleiben, öffnete er die Tür und trat in den Korridor hinaus. Er spürte nicht einmal die Wärme der hoch am Himmel stehenden Sonne, deren grelles Licht durch die Panoramafenster in den Gang fiel.
»Mr Villatoro«, rief die Frau an der Rezeption, als sie ihn sah. »Alles in Ordnung?«
»Mir geht’s gut.« Er trat zu ihr und ergriff mit beiden Händen ihre Hand. »Gut ist untertrieben. Es ist ein wundervoller Tag.«
Sie errötete. Plötzlich beschämt, ließ Villatoro ihre Hand los.
»Ich habe die Namen von unseren Gästelisten für Sie.«
»Das hatte ich ganz vergessen.«
Sie hielt einen Zettel über ihren Kopf, sodass er ihn nicht erreichen konnte.
»Wie sieht’s mit unserem Drink heute Abend aus?«
»Ja, natürlich.« Ihm blieb keine andere Wahl.
»Prima.« Sie gab ihm den Zettel.
Villatoro las die Namen. Singer, Gonzales, Swann, Newkirk.
Er schloss langsam die Augen. Wieder ein Teil des Puzzles.
Doch was war mit Rodale? Das Telefonbuch, dachte er. Er würde einfach nachsehen, ob Rodale darin stand. Wenn ja, würde er ihn besuchen. Vielleicht hatte Rodale sich mit den anderen zerstritten. In diesem Fall war es die ideale Gelegenheit, mit ihm zu reden. Doch zuerst musste er ihn finden. Er hatte das Telefonbuch am Morgen im Auto liegen gelassen, weil er unterwegs einen Blick auf die darin enthaltenen Karten geworfen hatte.
Als er durch die offene Glastür auf den Parkplatz trat, sah er Newkirk schon, bevor der die Tür seines Wagens öffnen konnte.
Sieh mal an, dachte Villatoro. Der ist wegen mir hier.
Die Verblüffung
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