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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf Newkirks jungenhaftem Gesicht passte gut zu dem Szenario, das Villatoro sich an diesem Morgen ausgemalt hatte. Der Excop war geschockt, ihn vor sich stehen zu sehen. Aber warum sollte er geschockt sein, wenn er bloß ein Ruheständler war, der sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte?
    »Hallo, Mr Newkirk.«
    »Hallo.« Offensichtlich versuchte Newkirk, sich einen guten
Vorwand für seine Anwesenheit auszudenken. Obwohl er schnell wieder die ungerührte Miene des harten Cops aufsetzte, hatte Villatoro für einen kurzen Moment Angst und Verwirrung in seinem Blick erkannt.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr Newkirk?«
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Er war mir im Zusammenhang mit meinen Ermittlungen bekannt.« Villatoro hütete sich, mehr zu sagen. Newkirk war zusammengezuckt, und Villatoro registrierte die Wirkung seiner Worte. Eigentlich mochte er Überraschungen wie dieses Zusammentreffen nicht. Er bevorzugte minutiöse Planung, liebte es, die Dinge gründlich durchzudenken. Besonders, wenn so viel auf dem Spiel stand und er so viel noch nicht wusste. Aber er begriff, dass dies eine einmalige Gelegenheit war. Newkirk war nicht nur durch sein plötzliches Auftauchen überrascht, sondern auch über die Art und Weise, wie er mit der Situation umging. Vielleicht würde er etwas preisgeben, wenn man ein bisschen Druck machte.
    Newkirk trat einen Schritt vor, mit einem harten Blick. »Soll heißen?«
    »Soll heißen, Mr Newkirk, dass es für Sie noch nicht zu spät ist, sich zu retten. Da ich nicht mehr im Polizeidienst bin, kann ich Sie nicht verhaften, und ich weiß nicht mal, ob ich es überhaupt wollte, wenn ich noch die Möglichkeit hätte. Ich war Chefermittler beim Arcadia Police Department. Die letzten acht Jahre meines Lebens habe ich diesem Fall gewidmet. Ich möchte die Mörder finden und das Geld. Oder was noch davon übrig ist.«
    »Was?« Newkirk wirkte völlig durcheinander.

    Nicht lockerlassen, dachte Villatoro.
    »Als ich Sie hier zum ersten Mal sah, glaubte ich, einen Mann mit Gewissen vor mir zu haben. Mir fiel Ihr Trauring auf, er sieht meinem zum Verwechseln ähnlich. Helfen Sie mir, dieses Verbrechen aufzuklären. Falls Sie mitspielen, werde ich alles mir Mögliche tun, Sie aus dem Ärger herauszuhalten, der unweigerlich kommen wird.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, stammelte Newkirk.
    »Oh, ich denke schon. Sie waren Polizist, und zwar ein guter. Wie jeder andere wissen auch Sie, dass es Abkommen gibt, von denen beide Seiten profitieren können. Aber die Chance, mir freiwillig zu helfen, ist schnell verspielt. Wenn Sie sich diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen … Wer weiß, was dann passieren wird?«
    Villatoro sah, dass Newkirks Gehirn fieberhaft arbeitete, sah die Adern an seinen Schläfen zucken.
    »Sie haben Familie und führen hier ein angenehmes Leben. Glauben Sie nicht, dass sich ihr Glück schützen ließe, wenn Sie mir helfen? Wäre es nicht in Ihrem eigenen Interesse - und in dem Ihrer Familie -, wenn Sie mir ein paar Dinge erzählen würden? Sie müssen sich entscheiden. Meiner Meinung nach macht Ihnen Ihr Gewissen Probleme, und dies ist die Chance für Sie, mit sich selbst ins Reine zu kommen.«
    Zu Villatoros Überraschung schien Newkirk tatsächlich zuzuhören.
    »Heute ist Sonntag. Morgen werde ich einen Freund vom FBI anrufen. Also müssen Sie Ihre Entscheidung heute Abend treffen.«

    »Ich habe immer noch keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Newkirk, aber es klang nicht besonders überzeugend.
    »Denken Sie gründlich nach, Mr Newkirk. Fahren Sie nach Hause, zu Ihrer Familie. Dann entscheiden Sie sich.«
    Newkirk schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders.
    »Gründlich nachdenken«, wiederholte Villatoro leise. »Rufen Sie mich hier im Hotel an, dann reden wir.«
    »Ich habe jetzt schon etwas zu sagen.«
    »Ja?«
    »Verpissen Sie sich, Mister.«
    Damit machte Newkirk kehrt, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    Als er außer Sichtweite war, atmete Villatoro tief durch. Er hatte weiche Knie. Verblüfft hatte ihn nicht das, was Newkirk gesagt hatte, sondern was er nicht gesagt oder gefragt hatte.
    Zum Beispiel, welchen Fall er untersuchte. Was in Arcadia geschehen war und was ihn hierher geführt hatte. Er hatte nicht erwähnt, dass er an jenem Tag auf der Rennbahn gewesen war. Und nicht gefragt, warum Villatoro beim FBI anrufen wollte.
     
    Zurück in seinem Zimmer, legte Villatoro das Telefonbuch auf seine Knie und

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