Stummer Zorn
verdient", murmelte ich. Ich war jetzt schon gelangweilt. F.s war lange her, daß ich Alicia das letzte Mal in voller Fahrt erlebt hatte.
„Ray und ich werden anfangen, an einem Kind zu arbeiten", erzählte sie uns heiter. „Er sagt, das wird mich an unser Zuhause binden, wenn es schon nichts anderes schafft. Er hatte auch gedacht, der Hauskauf würde das bewirken. Aber wißt ihr, ich hatte die ganze Sache im Nu erledigt."
„Daran zweifle ich keinen Augenblick", sagte Cully mit einem Lächeln, das seinen Worten jegliche Schärfe nahm.
Alicia schlang die Träger ihrer Tasche über die Schulter und ging zur Tür. „Nick, ich freue mich wie ein Kind darüber, daß du wieder in der Stadt bist und auch bleiben wirst. Wir sehen uns auf der Party am Freitag abend. Ray wird rechtzeitig zurück sein, und wir kommen gern. Du rufst mich an, Mimi, ja? Wenn du Hilfe brauchst!"
Urplötzlich war sie fort und ließ uns benommen zurück, als sei ein Tornado dicht an uns vorbeigezogen.
„Unverbesserlich", sagte Mimi mit einem Grinsen, das zur Hälfte von Bewunderung und zur Hälfte von Bedauern zeugte.
Ich nickte. „Was hat es mit dieser Party auf sich?"
„Oh, nur ein paar Leute, die du kennengelernt hast, als du immer bei mir warst, und ein paar Leute vom College", sagte sie sanft.
„Etwa die gesamte Anglistische Fakultät?" fragte ich argwöhnisch.
„Mach dir keine Sorgen! Nur die, die ich wirklich kenne und mag. Ich versuche nicht, irgendwem für dich Honig ums Maul zu schmieren."
„Oh. Gut", sagte ich zweifelnd. „Wann findet sie denn statt? Was für eine Art Party?"
„Es geht um acht los, und der Einkaufsliste für die Bar nach zu urteilen endet es in einer Schlägerei unter Betrunkenen", warf Cully ein. „Hör zu, Mimi, bist du sicher, daß das alles ist, was du vom Kaufhaus brauchst?"
Eine Liste, an der ich nicht hatte mitschreiben können. Ich beäugte sie traurig. Dann wurde mir klar, daß Cully die Einkäufe für uns erledigen würde und spürte Erstaunen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie Cully Houghton etwas derart Lästiges und Alltägliches tat wie einen Einkaufswagen durch einen Laden zu schieben um Lebensmittel zu kaufen. Es dämmerte mit, daß ich Cully all die Jahre vielleicht ein winziges Bißchen idealisiert hatte.
„Ja", sagte Mimi bestimmt. „Hör zu, bist du dir sicher, daß du die Liste für die Bar hast?"
„Genau hier." Er zog die Ecke einer anderen Liste aus seiner Hosentasche, um es ihr zu beweisen.
„Gut. Danke, das spart uns Zeit. Wir müssen in die Gänge kommen und das Haus aufräumen, und wir haben ab morgen eine Menge Sachen, die du auf die Müllhalde befördern kannst."
„Vielleicht sollte ich versuchen, mir Charles' Pick-up zu leihen."
„Gute Idee. Geh bei ihm im Büro vorbei und schau, ob er ihn braucht. Im allgemeinen nutzt er ihn nur am Wochenende."
Irgend etwas lag in der Art, wie Mimi sich durch die Haare fuhr „Charles?" fragte ich, nachdem Cully gegangen war.
„Oh, du wirst ihn auf der Party kennenlernen. Ich kenne ihn schon eine Ewigkeit", sagte Mimi nonchalant.
Klar. Uh-huh. Es ging wieder los.
Aber ich schwor mir, nichts zu sagen. Mimi war in der Anfangsphase jeder Beziehung immer kratzbürstig. Es gibt ein paar Grenzen, die sogar eine beste Freundin - besonders eine beste Freundin - nicht überschreiten sollte. Ich hatte Mimi in der Vergangenheit schon einmal mit meiner Kritik an ihrer Männerauswahl verärgert, ehe ich klüger wurde. Deshalb war Mimi mir gegenüber jetzt so verschwiegen.
Ich hielt meinen Seufzer zurück, bis ich in meinem Schlafzimmer angekommen war. Dort stieß ich ihn gegen den Spiegel aus, als übe ich „Verzweiflung" für eine Pantomime. Wir werden sehen, was mit Charles ist, sagte ich grimmig zu mir selbst, während ich meine älteste abgeschnittene Hose und mein T-Shirt mit den Farbflecken anzog. Halte dich mit deinem Urteil zurück, Nickie.
Mimi hatte einen hervorragenden Geschmack, was Kleidung, Möbel, Schmuck und (natürlich) Freunde betraf, aber sie verlor ihn vollständig, wenn es um Männer ging. Ehemann Nummer Eins war wenigstens harmlos gewesen; Mimi war es nur leid geworden, Kühltruhen mit Bier für Angelausflüge zu bestücken und auf Verbindungsfeiern auf den Putz zu hauen, Richard war gefährlicher gewesen; ein verweichlichter Möchtegernmaler, der seinen Eltern auf der Tasche lag - die sich das zugegebenermaßen ohne Probleme leisten konnten. Aber auch er hatte seinen Impulsen stets
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