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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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einen Schluck von seinem Getränk, „ich habe mir ein Restaurant gekauft."
    „Welches?" Das war sicher ein Geheimnis, Neben der großen Versicherungsgesellschaft, die Don gehörte, war er auch noch stiller Teilhaber an vielen Unternehmen in Knolls.
    Don flüsterte mir den Namen zu. Es handelte sich um eines der wenigen guten Restaurants in Knolls.
    „Sie Teufel", sagte ich mit einem Grinsen. „Ihnen wird früher oder später die ganze Stadt gehören." Don liebte diese Art der Unterhaltung; er grinste wie ein Zwölfjähriger mit einem Frosch in der Tasche.
    Wir plauderten eine Weile, und anfangs genoß ich das sehr. Aber wie gewöhnlich begann mich Don (Gott segne ihn) nach einer Weile ein kleines bißchen zu langweilen. Ich ertappte mich dabei, wie ich sehnsüchtig zu Gästen spähte, mit denen ich mich noch nicht hatte unterhalten können.
    Mimi eilte in einem Wirbel aus Rot herbei, um mich zu retten.
    „Papa! Laß Nickie mit anderen Leuten reden. Du kannst sie bald zum Mittagessen zu euch einladen und dich ausführlich über alte Zeiten auslassen. Da drüben ist Jeff Simmons. Du erklärst ihm besser mal, daß Houghton sich besser versichern muß, nach dem schrecklichen Vorfell diesen Sommer!"
    Ihr Vater steuerte gehorsam auf Jeff Simmons zu, und sein Gesichtsausdruck wurde zielstrebig, da er ans Geschäft dachte.
    „Du warst immer schon Papas Liebling", sagte Mimi, während sie mich umherwirbelte. Das gefiel mir natürlich, Mr. Houghton war auch immer einer meiner Favoriten gewesen. Aber an diesem Abend hatte ich während unserer Unterhaltung einen leichten Glanz in seinen Augen erhascht, der in den Augen des Vaters meiner besten Freundin gänzlich fehl am Platz war.
    Ich zuckte die Achseln. Ach ja, Don hatte Frauen immer sehr geschätzt. Er prahlte die ganze Zeit mit Elaines Aussehen, als sei er persönlich verantwortlich für ihre Attraktivität. Mimi stellte mir die weißhaarige Mrs. Harbison vor, unsere unmittelbare Nachbarin, die mir unverzüglich versicherte, sie „schaue nur für einen kurzen Moment vorbei." Mrs. Harbisons kurzer Moment dehnte sich zu zwanzig langen Minuten, in denen sie mich über die Einzelheiten ihres Witwendaseins in Kenntnis setzte. Ihr Haus war genauso groß wie dieses. Ich fragte mich, wie die alte Dame alleine zurechtkam. Während ich zuhörte, fand ich es heraus. Mrs. Harbison hatte wenig Freizeit. Sie gärtnerte, führte den Haushalt, machte Konserven ein, stickte, spielte Mahjong, war in der Kirche aktiv und gab sich einige Mühe herauszufinden, welcher Kirche ich angehörte.
    Es war so lange her, daß mich das letzte Mal jemand danach gefragt hatte, daß ich fast nicht wußte, was ich sagen sollte. Ich hatte vergessen, daß das im Süden immer eine der ersten Fragen war. Ich entsann mich, irgendwann einmal der Episkopalkirche angehört zu haben. Ich atmete erleichtert auf, als sich herausstellte, daß Mrs. Harbison Baptistin war. Sie konnte mich nicht für eine ihrer Kirchenorganisationen werben und war darüber etwas enttäuscht. Zu meinem Entsetzen erzählte sie mir, sie werde auf Nummer Sicher gehen und einer geheimnisvollen Mrs. Percy von meiner Anwesenheit in der Stadt berichten. Ich vermutete, Mrs. Percy war das episkopale Äquivalent zu Mrs. Harbison und kam vor Angst fast um. Fromme alte Damen sind so unabwendbar wie die Schwerkraft.
    Schließlich machte sich Mrs. Harbison auf den Heimweg. Ich begab mich zurück zur behelfsmäßigen Bar, wo Cully den Vorsitz hatte. Wir hatten zwei Sägeböcke geliehen, einige Bretter darübergelegt und das Ganze mit einem Tischtuch abgedeckt, das jetzt leider mit Cola-und Bourbonflecken übersät war.
    „Hast du noch Blue Nun?" fragte ich.
    „Kommt sofort", sagte Cully und schenkte mir ein Glas ein. Er sah mich leicht zweifelnd an, und ich glaubte, er erinnerte sich an das lange zurückliegende Probeessen, an dem ich zuviel getrunken hatte. Ich schaute ihm fest in die Augen und schenkte ihm das Lächeln, das vormals so viel pro Stunde gekostet hatte. Eine erfreuliche Sekunde lang war er sprachlos. Ich entschied mich zu gehen, solange die Gelegenheit günstig war.
    „Bis nachher", rief ich fröhlich und schlängelte mich durch die Menschenmenge, um mich zu Barbara Tucker und Stan Haskell am Kaminsims zu gesellen. Sie standen alleine und eng beisammen und sahen aus wie ein Paar verschüchterte Schafe. Es war ganz of-fensichtlich meine Pflicht als Ko-Gastgeberin, diese Ecke der Feier aufzuheitern.
    Ich unterhielt mich aufgrund des

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