Stunde der Vergeltung (German Edition)
Class des Jumbojets aus und stellten sich schlafend.
Aber Val konnte nicht aufhören, verstohlene Blicke auf Tams Hand zu werfen, die auf ihrem wohlgeformten Oberschenkel ruhte. Sie schien so stark und geschickt und doch so zart. Der schwere, primitiv wirkende Daumenring, der aus verschiedenfarbigen Goldbändern gefertigt war, unterstrich die schlanke Grazie ihrer Finger. Er überlegte, über welche Verteidigungsmechanismen der Ring verfügen mochte, entschied jedoch, dass ein Flugzeug ein zu indiskreter Ort war, um sich danach zu erkundigen.
Ihm gefiel ihre französische Maniküre. Er mochte den verblassten Abdruck eines abwaschbaren Kindertattoos an ihrem schmalen Handgelenk. Es war irgendeine Zeichentrickfigur, die die Fantasiewelt einer jeden amerikanischen Dreijährigen bevölkerte. Ein liebevolles, geheimes Detail, das ihm ein Lächeln entlockte. Er mochte es, wie der Ärmel ihres Pullovers über ihren Unterarm fiel. Jede ihrer Rundungen, jede Kontur war von unglaublicher Eleganz.
Sie trieb ihn zur Weißglut, und sie faszinierte ihn. Val war besessen von ihr. Er akzeptierte diese Tatsache, ließ sie in sein Bewusstsein dringen, ohne sich dagegen zu sträuben, und ließ sie in die Matrix einfließen, um sie zu berücksichtigen, wenn er in Zukunft Entscheidungen traf.
Er würde sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder verführen. Diese Tatsache hatte das Gewicht und die Unausweichlichkeit eines Naturgesetzes, und zwar eines von der Sorte, die die Umlaufbahnen der Planeten und die Bewegungen der Sterne festlegten.
Aber er würde es nicht nur tun, um Imre zu retten. Nun nicht mehr. Gott stehe ihm bei, er hatte seine Probleme und Verantwortlichkeiten gerade verdreifacht: Imre, Tam, Rachel.
An diesem Punkt konnte er sich selbst nur noch retten, indem er sie auf irgendeine Weise alle rettete.
Niemals wieder . Tams Vorsatz war ein konstantes, unterschwelliges Dröhnen in dem verrückten Durcheinander in ihrem Kopf: all die Überlegungen, Ängste und Gefühle. Dieser Mann war in ihrem Kopf, er durchdrang ihre Gedanken, ihre Sinne. Er beeinträchtigte ihr Urteilsvermögen. Sie konnte es sich nicht erlauben, sich am Tag vor dem gefährlichsten Stunt ihrer gesamten Karriere derart ablenken zu lassen.
Ginge es nur um Sex, wäre das schon schlimm genug, aber so war es nicht. Dieses wiederkehrende Gefühl einer seelischen Verbindung erschütterte sie, es entwaffnete und verwirrte sie, machte sie sprachlos. Sie vibrierte vor Emotion. Er weckte ihre Neugier, er faszinierte sie und haute sie um wie einen Teenager, der sich in einen Rockstar verknallt hatte. Das Roboterbiest war in seine Einzelteile zerfallen. Rachel hatte den Auflösungsprozess in Gang gesetzt, und Val Janos vollzog den Todesstoß. Das Leben war in den guten, alten Zeiten, als das Roboterbiest geherrscht hatte, so viel einfacher gewesen.
Sie war nun jede Sekunde völlig aus dem Gleichgewicht. Hin und weg von seinem Duft. Wie schaffte es ein Mann nur mit dieser massiven Dosis männlicher Hormone, die nötig waren, um derart potent und gefährlich zu sein, trotzdem so gut zu riechen? Es verstieß gegen die Grundgesetze der Natur.
Tam musterte ihn immer wieder aus dem Augenwinkel. Sie bewunderte die Länge seiner Beine, die harte, athletische Brust, seine unfassbar breiten Schultern. Gott, wie sehr sie große, muskulöse, wohlgeformte Schultern liebte, die sie nicht ganz mit den Fingern umfassen konnte. Und dann sein wunderschönes trauriges Gesicht. Seine Bartstoppeln wurden immer weicher, nicht kratziger. Sie hatte trotz ihrer ungestümen Küsse der letzten Nacht keine raue Haut.
Sie wollte ihn erforschen, wollte in die unbekannte Wildnis seiner faszinierenden Seele vordringen und niemals zurückkehren. Sie wollte seine Hose öffnen und sich mit seinem großen, wundervollen Glied vergnügen wie mit einem Spielzeug. Das Muster untersuchen, das seine Körperbehaarung auf seiner Haut bildete. Sich jede Narbe einprägen. Die Geschichte jeder Narbe erfahren. Und ihm im Gegenzug von ihren erzählen – falls es ihn interessierte. Sie wollte ihn schockieren, ihn aufrütteln, ihn verrückt machen vor Erregung.
Und sie wollte mit ihm lachen. Ausgerechnet. Was für eine dumme Fantasie. Träum weiter.
Ihr einziger Ausweg bestand darin, den Mund geschlossen und den Blick abgewandt zu halten und Val Janos, so gut es ging, zu ignorieren. Sie fixierte die Augen auf die mondbeschienenen Wolken hinter dem ovalen Fenster. Die Flugbegleiter hatten das Licht
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