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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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die Antwort wartete – obwohl sie wusste, wie sie lauten würde.
    Männer waren in dieser Hinsicht berechenbar. Aber aus irgendeinem Grund machte sie diese Tatsache heute Abend nicht zornig.
    Sie entdeckte Rachel in einem Kinderhochstuhl, eingehüllt in mehrere Brokatservietten, das Gesicht mit roter Soße verschmiert, der Mund voll Pasta. Schmeichelnd fütterte Sveti sie Bissen für Bissen, dabei warf sie immer wieder zutiefst sehnsuchtsvolle Blicke zur Tanzfläche.
    Tam beugte sich nach unten, um das kleine Mädchen zu küssen. »Hat sie gegessen?«
    »Nudeln mit Tomatensoße und Käse, Pommes, Gemüse und Hühnchen«, verkündete Sveti triumphierend. »Außerdem frisches Obst!«
    Gut. Rachel hob die klebrigen Hände, um nach ihr zu greifen. Tam lehnte sich, ohne auf die Nudelsoße zu achten, vor und ließ sich umarmen. Die glühende, fast zornige Liebe für das kleine Mädchen, die sie durchströmte, unterschied sich nicht von dem Gefühl, das sie immer für Rachel empfand – nur dass sich dabei heute Abend nicht vor Angst und Sorge ihr Magen verkrampfte. Es fühlte sich so gut an, von diesen kleinen Armen gehalten zu werden. Sie liebte das Kind so sehr, dass es wehtat, als würde ihr jemand ein Messer in den Körper rammen und umdrehen. Doch heute war der Schmerz erträglich. Tatsächlich fühlte er sich beinahe gut an. Es war kaum mehr ein Schmerz, sondern etwas vollkommen anderes.
    Aber sie war zu erschöpft, um die Empfindung genauer zu analysieren. Sie war keine Expertin für zärtliche Gefühle. Die Erfahrung war zu neu für sie.
    Als Sveti sich aufrichtete, ertappte Tam sie dabei, wie sie einen weiteren sehnsuchtsvollen Blick zur Tanzfläche, genauer gesagt zu Josh Cattrell warf, der mit seiner Freundin du jour tanzte. Lachend betatschte er den Hintern des Mädchens. Idiot.
    Tam lehnte sich zu Sveti und flüsterte ihr auf Ukrainisch ins Ohr. »Er ist es nicht wert«, sagte sie mit Nachdruck. »Er wird noch lange keiner Frau gut tun. Du bist zehnmal intelligenter, schöner und stärker als diese Kuh, die er da befummelt, und in ein paar Jahren wirst du es umso mehr sein. Falls er bis dahin reif genug ist, dass er deine Aufmerksamkeit verdient, gut. Wenn nicht, werden andere Männer hechelnd Schlange stehen bei dir. Auf den Knien. Und du hast die freie Auswahl.«
    Sveti rang sich ein Lächeln ab. Aus einem Impuls heraus küsste Tam sie auf die Wange und strich ihr die Haare aus der Stirn. Dann trat sie, überrascht von ihrer Emotionalität, einen Schritt zurück.
    Janos zog sie sanft, aber beharrlich auf die Tanzfläche. Tam entspannte sich in seinen Armen und legte den Kopf in den Nacken, um den funkelnden Lüster in der Mitte der Zimmerdecke zu bewundern. Er schien wie eine Galaxie zu rotieren, wie ein Strudel aus Licht. Es war herrlich, loszulassen, sich zurückzulehnen, vollkommen auf Janos’ Stärke zu vertrauen. Sie kostete das Gefühl aus, auch wenn sie wusste, dass es nur eine vergängliche Fantasie war. Aber ach, was für eine Fantasie. Süße Kapitulation – und ohne Frage viel zu viel Wein.
    Nach dem, was an diesem Morgen vorgefallen war, war es mehr als unverantwortlich von ihr, sich solch einen Schwips anzutrinken, obwohl sie Rachel beschützen musste, aber die mentale Rüge verhallte ohne Konsequenz. Tam schwelgte in Val Janos’ berauschendem Duft, dieser holzigen Note, gemischt mit Salz, Regen, Moos und Sommersonne. Seine Schultern waren so breit, seine Arme so stark. Die harten, sehnigen Muskeln unter ihren Fingern weckten in ihr das Verlangen, jede Kante, Mulde und Rundung, jedes prächtige maskuline Detail zu erforschen. Sie wollte ihn mit ihrem Körper umschlingen, sich auf ihm räkeln wie eine Löwin auf einem sonnengewärmten Fels.
    Tam fühlte sich wahnsinnig relaxt. Das Einzige, womit sie dieses Gefühl halbwegs vergleichen konnte, war die Tiefenentspannung nach einem harten körperlichen Training, gefolgt von einer heißen Dusche. Trotzdem war das hier anders, besser. Es war Magie. Erhitzt und berauscht schwebte sie in seinen Armen übers Parkett. Wie eine vom Abendrot eingefärbte Wolke.
    Sie wollte mehr als nur einen Tanz. Ihr Körper verzehrte sich mit einem Heißhunger nach ihm, den ihre innere Anspannung ihr für gewöhnlich nicht zu empfinden erlaubte.
    Vergiss nicht, wer er ist. Was er will. Denk an Novak und Luksch .
    Tam dachte bewusst an sie, so als würde sie auf einen Bluterguss drücken. Ein verzweifelter Trick, um wieder zur Besinnung zu kommen, aber er funktionierte

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