Stupid Crazy Love Story
weià nicht, ob es wegen der peinlichen Situation ist oder weil das Ganze einfach so absurd ist. Wahrscheinlich beides.
»Was ist?«, fragt Charlie.
»Nichts. Ich kann nur nicht glauben, dass du es mir ausgerechnet jetzt erzählst. Ich meine, ich bin froh, dass du es gesagt hast. Es ist nur irgendwie komisch. Hier im Auto. Mit den ganzen Leuten.«
»Ich weiÃ. Total verrückt.« Charlie fällt in mein Lachen ein. Es fühlt sich gut an. Vielleicht kommt ja alles wieder in Ordnung.
»Das gibt dem Spruch âºEs liegt nicht an dirâ¹ eine ganz neue Bedeutung«, sagt Lily und kichert vor sich hin. Auf einmal ist die Stimmung nicht mehr ganz so gedrückt.
»Das wird auf jeden Fall als der abgefahrenste Roadtrip aller Zeiten in die Annalen eingehen«, bemerkt Kylie. Auch sie scheint inzwischen etwas entspannter zu sein. Vielleicht kommen wir doch noch alle lebend hier raus.
»Hast du es deinen Eltern schon erzählt?«, fragt Will.
»Nein. Noch nicht.«
»GroÃartig, ich kann dir noch so viel beibringen«, sagt Will.
»Charlie ist vielleicht schwul, aber das heiÃt nicht, dass ihr auf einmal beste Freunde seid. Er findet dich immer noch total nervig«, fällt Lily ihm ins Wort.
»Und ich finde dich immer noch total nervig, du Xanthippe«, kontert Will.
»Was bitte schön ist eine Xanthippe? Klingt nach einem Mitglied von irgendeiner Sekte oder so«, sagt Charlie.
»Ein anderes Wort für alte Hexe«, erklärt Will.
»Gefällt mir. Das werde ich sofort in meinen Wortschatz aufnehmen«, sagt Lily zu Will.
»Mach das ja nicht. Sonst werde ich dich verklagen«, droht er ihr dann.
»Na, dann viel Glück. Wir sind bankrott.« Und dann fängt Lily auf einmal laut zu lachen an. Sie hört gar nicht mehr auf damit. »Wir sind total bankrott. Bankrott. Bankrott. Fühlt sich das gut an, es einfach mal auszusprechen.«
Will lacht mit ihr. Ich bin echt erleichtert. Länger hätte ich es auch nicht mehr ausgehalten. Ich löse meine verkrampften Schultern und atme ein paarmal tief durch. Ich spüre, wie die Luft in meine Lunge strömt. Als hätte ich vorher zu atmen aufgehört.
»Oh, ScheiÃe«, sagt Kylie plötzlich und zeigt vor uns auf die StraÃe.
Was ist denn jetzt?
Ich beuge mich nach vorne und da sehe ich, was sie meint: Stau. Es sind noch mindestens anderthalb Kilometer bis zur Grenze. Ich blicke auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Abschlussfeier. Inzwischen sind wir komplett zum Stehen gekommen.
48 Kylie:
Ich sehe auf die Uhr. Viertel nach elf. Noch fünfundvierzig Minuten bis zur Abschlussfeier. Seit ungefähr einer halben Stunde kommen wir nur noch im Schneckentempo voran. Ich seufze laut auf.
»Wir schaffen es nicht«, sage ich an niemand Spezielles gerichtet.
»Klar schaffen wirâs. Es sind nur noch fünf Autos vor uns«, beruhigt mich Max. Das ist das Erste, was er seit einer ganzen Weile zu mir sagt. Nicht dass mich das auch nur im Geringsten kümmern würde.
Auf den heutigen Tag habe ich mich monatelang vorbereitet. Und jetzt habe ich alles dermaÃen in den Sand gesetzt, dass man fast denken könnte, ich hätte es absichtlich getan. Wir hätten es doch wenigstens zur Abschlussfeier schaffen können. Ich hätte meine geniale Rede gehalten, an der ich Ewigkeiten gearbeitet habe, und donnernden Applaus dafür geerntet. Stattdessen werden wir die Feier komplett verpassen. Warum habe ich bloà darauf bestanden, Ms Murphys blöde Hausaufgabe zu machen? Ich habe alles aufs Spiel gesetzt und den Aufsatz letztendlich noch nicht mal geschrieben. Ich habe auf ganzer Linie versagt.
Seit dem gestrigen Tag weià ich, dass nur zu arbeiten und sich gar nicht zu amüsieren, letztendlich doch keine so gute Idee ist. Wahrscheinlich ist es besser, eine gesunde Mischung hinzubekommen. Bisher habe ich die ganze Zeit immer nur an die Zukunft gedacht, statt auch mal in der Gegenwart zu leben. Aber das wird sich ab jetzt ändern. Vielleicht wird auf der New York University wirklich alles anders.
Ich sehe wieder auf die Uhr. Drei Minuten sind vergangen. Die Zeit läuft uns davon. Wir haben noch siebenunddreiÃig Minuten und vor uns sind noch vier Autos. Es dauert drei Minuten, bis ein Auto durch die Kontrolle ist. Bei diesem Tempo werden wir nicht vor halb zwölf über die Grenze kommen, von wo aus es noch vierzig Minuten bis zur Schule sind.
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