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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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seinem abgehackten Ton und der Art ersichtlich, wie er das Lenkrad umklammerte.
    »Na gut. Und wofür hältst du mich dann?«
    »Für einen Wanderer, das ist alles.«
    »Viele Männer müssen beruflich auf Reisen gehen. Was ist daran so unehrenhaft?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es -«
    »Den Teufel hast du«, unterbrach er sie. »Als du hörtest, dass ich beruflich reise, hast du total dicht gemacht. Keine Vorwarnung, keine Erklärung, einfach bloß adieu Cain Remington, und schreiben brauchst du nicht.«
    Verdammt!, fluchte sie innerlich. Wieso muss er auch so scharfsinnig sein? Die meisten Männer hätten meinen Rückzug überhaupt nicht bemerkt, geschweige denn mich damit konfrontiert, wenn sie’s gemerkt hätten.
    »Seit wann stört ein Adieu einen Wanderer?«, fragte sie. »Heute, morgen oder in zwei Monaten, es spielt keine Rolle. Adieu, tschüss, bis irgendwann.«
    Sie hörte den Klang ihrer eigenen Stimme. Kühl und ruhig.
    Zu ruhig.
    Aber wenn sie ihre Beherrschung auch nur ein Quäntchen lockerte, würde sie Cain anbrüllen. Und das verdiente weder er noch sie selber. Es war nicht seine Schuld, dass er so unwiderstehlich auf sie wirkte und gleichzeitig unpassender nicht hätte sein können. Ein Wanderer. Ein Rastloser.
    Ein Mann, der heute hier, morgen dort war. Aber ihre Gefühle würden nicht mit ihm verschwinden. Sie würden bleiben und sie bei lebendigem Leib auffressen.
    »Abschiede können doch nichts Neues für dich sein«, sagte sie. »Oder liegt es daran, dass diesmal nicht du derjenige bist, der Adieu sagt?«
    Er holte tief Luft und versuchte, sich wieder ein wenig besser unter Kontrolle zu bekommen. Was sie sagte, war vernünftig. Er war an Abschiede gewöhnt.
    Und, gestand er sich selbst ein, ich bin es gewöhnt, derjenige zu sein, der geht.
    Eins zu Null für die Vernunft.
    Aber er war noch nicht bereit, Adieu zu Shelley Wilde zu sagen.
    Nach ein paar Sekunden zwang sich Cain, sich zu entspannen. Er besaß einen ausgezeichneten Instinkt, was Menschen betraf, und im Moment riet ihm jeder Instinkt in seinem Inneren, sehr, sehr vorsichtig mit ihr zu sein. Geschäft und nur Geschäft.
    Keine alles verzehrenden Küsse mehr. Kein warmer, weicher Frauenkörper mehr, der zu Wachs in seinen Armen wurde und ihm klar machte, wie hungrig und einsam er all die Jahre gewesen war. Keine Hitze und heiße Sehnsucht mehr, die sich in seinen Lenden sammelte und ihn so hart machte, dass er im Einklang mit dem sehnsüchtigen Pochen seines Herzens pulste.
    Die Vernunft kann mir, verdammt noch mal, gestohlen bleiben, dachte er bitter.
    Er holte tief Luft und startete den Jaguar wieder. Sein kraftvolles Brummen wirkte beinahe beruhigend auf ihn.
    Beinahe.
    »Du hast Recht«, sagte er mit einer Stimme, die dem animalischen Schnurren des Wagens unheimlich ähnlich war. »Ich bin an Abschiede gewöhnt. Lass uns was essen.«
    Mit einer glatten Bewegung ließ er den Schaltknüppel los und lenkte den Wagen auf die Straße zurück.
    Geführt von geschickten Händen, nahm der Jaguar seine geschmeidige Fahrt durch die hereinbrechende Dunkelheit wieder auf.
    Das Restaurant gehörte zum intimen französischen Typ, der nirgends besser zu finden war als in L.A.s West Side. Es war nicht einer dieser In-Plätze wie die Polo Lounge, wo rüde Touristen Autogramme verlangten und Hollywood-Möchtegerns den Chefkellner bestachen, damit er sie wegen nicht existierender Anrufe von wichtigen Leuten ans Telefon holte.
    Im La Chanson servierte man Nouvelle Cuisine, alte Weine und gesalzene Rechnungen. Der zivilisierte Glanz von Leinen, Silber und Kristall bot den perfekten Hintergrund für das ebenso zivilisierte Gemurmel der Gäste, die sich über Bücher, Kunst und Theater ebenso unterhielten wie über den Dow Jones, Immobilien und das Finanzamt.
    Doch genau genommen gehörten Bücher, Kunst und das Theater ebenso zum Geschäft wie Aktien, und in beides investierte die übliche Kundschaft des La Chanson sowohl ihr Vermögen als auch ihre Gehirnkapazität.
    »Lebst du oft in L.A.?«, erkundigte sich Shelley höflich beim Offnen ihrer Speisekarte.
    Cain warf ihr einen scharfen Blick zu, aber sie hatte ihr Notizbuch nicht wieder gezückt.
    Wenigstens etwas, dachte er grimmig. Wenn ich das verdammte Ding noch einmal sehe, werde ich’s über der Kerzenflamme verbrennen.
    Es war lange her, seit ihn jemand so wütend gemacht hatte wie sie mit ihrem Rückzug hinter ihre glatte Geschäftsfassade. Das Wiederauftauchen ihres Notizbuchs hätte es

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