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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Welt war doch dein Zuhause«, betonte er. »Jedes wundervolle Bisschen davon.«
    »Und nichts davon.«
    Ihr Ton sagte, dass das Thema für sie damit erledigt war.
    Punkt.
    Cains Zähne klickten mit einem Geräusch aufeinander, das dem ihres Goldkulis ziemlich ähnlich war. Einen Moment lang war er versucht, ihr klarzumachen, was er unter einem Zuhause verstand und was nicht. Aber ein rascher Blick auf sie überzeugte ihn davon, dass eine Frontalattacke das Gespräch und wohl auch den gemeinsamen Abend beendet hätte.
    Er nahm sein Glas zur Hand und schwenkte die goldene Flüssigkeit darin langsam herum, sog den würzigen Duft des Weins in sich auf.
    »Sind deine Eltern glücklich verheiratet?«, erkundigte er sich dann.
    »Was für eine komische Frage.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ist sie das?«
    »Sie sind sehr glücklich verheiratet. Wenn es nicht so wäre, hätte die Ehe nie überlebt.«
    »Was stimmte nicht?«
    »Wir sind dauernd umgezogen. Mom hat sich so bemüht, aus jedem Ort ein gemütliches Zuhause zu machen, aber wir sind nie lange geblieben. Als ich alt genug war, um zu verstehen, dass wir nirgends ein Zuhause hatten, habe ich sie oft dabei beobachtet, wie sie es in unserer jeweiligen Mietwohnung gemütlich machte, und mir war immer nach Heulen zumute.«
    »Hat sie?«
    »Geheult?«
    »Ja.«
    Shelley versuchte sich zu erinnern, ob ihre Mutter je ge-weint hatte, wenn sie wieder einmal die Umzugskartons herausholte und zu packen anfing.
    »Kann mich nicht erinnern«, sagte sie schließlich. »Aber ich schon. Für eine Weile jedenfalls.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich musste lernen, dass wir jeden Ort früher oder später wieder verlassen, also habe ich aufgehört zu versuchen, mich irgendwo einzugewöhnen. Soweit es ging, jedenfalls.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe lange gebraucht, bis ich lernte, an einem Ort nur zu wohnen und nicht wirklich zu leben. War leider nie besonders gut darin.«
    Cain nippte an seinem Wein und überlegte sich seine nächste Frage sehr sorgfältig.
    »Wie alt warst du, als du von deinen Eltern fortgingst?«
    »Achtzehn«, antwortete sie.
    »Ganz schön jung.«
    »Kann sein. Aber ich wusste, was ich wollte.«
    »Ein festes Zuhause.«
    »Genau. Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir selbst eins schaffen musste, wenn ich je eins haben wollte.«
    »Flast du?«
    »Du warst heute drin.«
    »Das meine ich nicht«, sagte er. »Was hast du dafür unternommen in der Zeit zwischen achtzehn und ... wie alt bist du jetzt... dreiundzwanzig?«
    »Siebenundzwanzig. Fast schon eine alte Jungfer.«
    Er zuckte zusammen. »Das wirst du mir nicht so schnell verzeihen, stimmt’s?«
    »Es ist die Wahrheit. Nicht sehr schmeichelhaft, kann sein, aber trotzdem wahr.«
    »Wäre dir >Junggesellin< lieber?«
    »Himmel, nein. Schreckliches Wort. Dabei denkt man an eine von diesen geschiedenen, solariumgebräunten Frauen mittleren Alters, die von Bar zu Bar hüpfen, um ihre Torschlusspanik zu ertränken. Nein, da bin ich viel lieber eine alte Jungfer.«
    Er grinste und wollte mehr wissen über die letzten paar Jahre und besonders über den Mann, den sie geheiratet hatte. Aber bevor er die rechten Worte gefunden hatte, brachte der Kellner Teller mit gefüllten Champignons und Austern.
    Eine Zeit lang hörte man an ihrem Tisch nur das leise Knirschen von Eis unter den Austernschalen, während sich Shelley und Cain die köstlichen Meeresfrüchte schmecken ließen. Zwischen zwei gleich verlockenden, dicken Austern mit der Gabel verharrend, blickte sie auf und sah Cain an.
    »Und wie war deine Kindheit? Hattet ihr ein festes Zuhause, oder seid ihr auch ewig umgezogen? War deine Kindheit glücklich oder traurig?«
    »Genau.«
    »Wirklich hilfreich. Ich muss dich warnen, wenn du weiter auf einsilbige Antworten bestehst, dann dekoriere ich deine Wohnung mit Chrom-Mannequins und Heavy-Metal-Postern.«
    »Das würdest du nicht wagen.«
    Sie lächelte und zeigte dabei jede Menge Zähne.
    »Du würdest.« Sein Mund verzog sich fast gegen seinen Willen zu einem Lächeln. »Ich wollte meine Antworten nur deshalb kurz halten, damit du sie dir nicht notieren musst.«
    Shelley stach heftig in eine Auster. Das Notizbuch war ihr Schutzschild davor, ihn zu persönlich zu nehmen. Irgendwie hatte er das gemerkt.
    Schweigend aß sie die Auster und verfluchte dabei seine unheimliche Scharfsinnigkeit. Nicht einmal ihre Eltern hatten sie so gut verstanden. Sie war ihnen mit ihrem Wunsch nach einem festen Zuhause, nach

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