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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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einer gleichförmigen Alltagsroutine und lebenslangen Freunden stets ein Rätsel geblieben.
    »Ich werde versuchen, mich zu beherrschen«, sagte sie kühl und schuf auf diese Weise mit ihrer Stimme Distanz zwischen ihnen, statt mit dem von ihm so verhassten Notizbuch.
    Cain, der ihren Ton sehr wohl hörte und auch verstand, verkniff sich jeden Kommentar. Stattdessen tat er etwas, das er sonst eigentlich nie tat. Er begann von sich zu erzählen. Das tat er, um Shelley damit näher zu kommen, da es im Moment die einzige Art war, die sie zuließ.
    »Ich bin an ein und demselben Ort aufgewachsen, in New Mexico. Meine Tage waren so geordnet und vorhersehbar wie der Lauf der Planeten.«
    Sie unterdrückte einen erstaunten Ausdruck angesichts der unheimlichen Parallelität seiner Gedanken und der ihren.
    »Ich hatte feste Freunde, feste Schulen und die gleichen Erfahrungen wie alle anderen«, sagte er. »Bis ich zwölf wurde.«
    Er hörte auf zu sprechen.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sie sich.
    »Das Übliche.«
    »Du bist umgezogen?«
    »Meine Eltern haben sich scheiden lassen.«
    Ihre rehbraunen Augen verdunkelten sich. Sie stieß einen leisen, mitfühlenden Laut aus.
    Er lächelte, aber in seinem Lächeln lag keine Spur von Belustigung.
    »Es war eine Erlösung«, gab er unumwunden zu. »Mom und Dad haben sich gestritten wie die Kesselflicker, pausenlos, ohne Tabus. Du magst denken, was du willst, aber ein festes Zuhause, dieselben Menschen, dasselbe Haus, dieselben Schulen - nichts davon hat irgendwas damit zu tun, dass man sich wirklich zu Hause fühlt.«
    Schweigend schüttelte sie den Kopf.
    »Zwei Menschen, die sich lieben, sind ein Zuhause, egal, wo man gerade ist«, fuhr er fort und spießte sie dabei mit seinen stahlgrauen Augen auf, »egal, wie oft sie umziehen. Zwei Menschen, die sich nicht lieben, sind kein Zuhause, egal, ob sie im selben Haus wohnen, bis die Hölle einfriert. Du willst mir das nicht glauben, aber es ist wahr.«
    Sorgfältig suchte sie sich einen gefüllten Champignon heraus und mied dabei seine Augen.
    »Ich habe erst gelernt, was ein richtiges Zuhause ist, als meine Mutter wieder geheiratet hat«, erklärte Cain. »Seth, mein Stiefvater, hat mich gelehrt, was für einen Unterschied der richtige Mann im Leben einer Frau machen kann. Mom hat gelacht, statt dauernd zu weinen, hat geliebt, anstatt sich in sich selbst zurückzuziehen, hat gelächelt, selbst wenn sie dachte, sie wäre allein in einem Raum.«
    Shelleys Gabel verharrte kurz, bevor sie sich den Bissen in den Mund schob.
    »Später hab ich dann ebenfalls von Seth gelernt, dass auch eine Frau einen Riesenunterschied im Leben eines Mannes machen kann. Meine Mutter und mein Stiefvater haben das Beste im anderen hervorgerufen, nicht das Schlimmste.«
    Gegen ihren Willen schaute sie auf, gefangen von der Intensität von Cains Stimme. Seine Augen waren auf sie fixiert, ihre kalte graue Farbe erwärmt vom flackernden Kerzenlicht. Einen Moment lang verlor sie sich in ihren klaren Tiefen, hörte nichts, schmeckte nichts, spürte nur den tiefen Hunger und die tiefe Sehnsucht des Mannes, der so nahe bei ihr saß. Dann ertönte auf einmal wieder seine tiefe, etwas raue Stimme und erzwang ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Seth war Ingenieur. Er hat an Baustellen überall in der Welt gearbeitet. Und hat uns immer mitgenommen.«
    Sie hielt den Atem an.
    »Dave war vier Jahre jünger als ich, Seths Sohn aus der ersten Ehe. Mom und Seth hatten zusammen noch zwei Kinder. Mädchen. Hübsch, ungestüm und klug, richtige Racker. Sie sind jetzt verheiratet, alle beide. Ich freu mich schon auf ein paar freche kleine Nichten.«
    Das Lächeln, das nun auf Cains Gesicht lag, hatte Shelley noch nie bei ihm gesehen, wehmütig, voller Langmut und Liebe, wie ein Mann, der ein paar Kätzchen beim Balgen zusieht. Sein Lächeln löste seltsame Gefühle bei ihr aus, ein warmes Schaudern, Sehnsucht.
    Dann verschwand das Lächeln, und zurück blieben nur dunkle Erinnerungen. Sein Mund presste sich zu einer grimmigen Linie zusammen.
    »Ich wünschte, Dave wär nur halb so clever gewesen wie die Mädchen«, sagte Cain. »Aber JoLynn war die erregendste Frau, die er je kennen gelernt hatte. Er musste sie unbedingt haben. Nun ja, und er bekam sie auch. Und sie ihn.« Dann fügte er mit leiser Stimme und finsterem Gesicht hinzu: »Und wie sie ihn bekam.«
    Cain machte eine kurze, abgehackte Bewegung mit der Gabel, als wolle er das Thema JoLynn endgültig vom Tisch wischen.

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