Sturm auf mein Herz
sinnlich, sondern auch unglaublich stur war.
»Ich bin versucht, gleich noch mal mit dir zu schlafen«, warnte er. »Ich könnte dich dazu bringen, dich vollkommen in meinen Armen zu verlieren. Du würdest deine Lust und deine Liebe für mich in alle Welt hinausschreien.«
Sie blickte ihn an, sah die unumstößliche Gewissheit in seinen Augen. Lust packte sie. Und Angst.
»Aber das würde dir nur noch mehr Angst machen«, sagte er sich abwendend. »Also zeig mir lieber deine Hügel, Hauspflänzchen. Ich bin noch nie durch ein Kunstwerk gewandert.«
Einen Moment lang lag Shelley nur da und sah Cain zu, wie er aufstand und die Sachen anzog, die er vorhin mit solcher Ungeduld ausgezogen hatte. Dann stand auch sie auf und versuchte, sich ebenso ruhig anzuziehen.
Aber es ging nicht. Ihre Hände zitterten, und ihre Gedanken rasten. Ungeschickt fummelte sie herum.
»Wir sollten eine Trinkflasche mitnehmen«, sagte er. »Hast du irgendwo eine Feldflasche in deinem riesigen Schlafzimmerschrank?«
Sein beiläufiger Ton erschreckte und verletzte sie. Es war, als hätte er sie nie mit glühenden Augen angesehen und ihr seine Liebe erklärt. Sie schluckte hart, zog sich mit einem Ruck ihre Jeans an und drehte sich zu ihm herum.
Er schaute nicht einmal in ihre Richtung.
»Ja, ich habe eine Feldflasche.«
Mit Genugtuung stellte sie fest, dass ihre Stimme beinahe ebenso sachlich klang wie die seine.
»Rucksack?«, fragte er.
»Ja.«
»Wanderschuhe ?«
»Nicht in deiner Größe.«
»Ich hab selbst welche. Und du?«
»Gleich neben der Feldflasche.«
Er lächelte über nichts Bestimmtes, als hätte er gerade eine Wette mit sich selbst gewonnen.
»Gibt es einen Ort in deinen Hügeln, wo wir picknicken können?«
Sie nickte wieder und sah, wie sein Lächeln seine kantigen Züge glättete. Eine Glückswelle schwappte in ihr hoch. Sein Lächeln war für sie so schön, dass sie am liebsten nur dagestanden und ihn angestarrt hätte.
»Komm, lass uns gehen«, sagte er. »Ich mache noch ein paar Sandwiches, während du die Ausrüstung zusammensuchst.«
Er ging.
Wie betäubt blickte sie ihm nach.
Er glaubt kein Wort von dem, was ich gesagt habe. Oder ist es ihm einfach nicht wichtig genug?
Shelley starrte hinaus auf die geheimnisvolle, lockende Hügellandschaft. Dann schüttelte sie den Kopf.
Es ist ihm wichtig. Nicht wichtig genug natürlich, um sein Wanderleben aufzugeben. Andererseits hatte er nie ein richtiges Zuhause, also weiß er auch nicht, was ihm entgeht.
Und doch weiß ich, dass er mehr als nur Lust für mich emp-findet. Er mag ja sagen, dass er mich liebt, um mich ins Bett zu kriegen, aber wieso sollte er jetzt lügen? Er hat doch schon bekommen, was er wollte.
Und ich auch.
Erregende Erinnerungen durchzuckten sie, ließen ihr den Atem stocken. Sie war ehrlich genug sich selbst gegenüber, um zuzugeben, dass Cain sie wieder und wieder haben könnte, solange er hier blieb.
Nicht bloß wegen des Sex, obwohl der weiß Gott unglaublich ist. Sondern weil... weil ich ihn mag. Viel zu sehr.
Ein Hauspflänzchen und ein Wanderer.
Gott, was für ein Schlamassel.
Reglos stand sie da, biss sich auf die Lippe und versuchte Ordnung in ihre chaotischen Gefühle zu bringen.
Sie konnte nicht. Der Geruch im Zimmer, die zerwühlten Laken, die Krümel auf dem Sandwichtablett - alles erinnerte sie daran, was für ein wunderbarer Liebhaber er war.
Genug im Kreis gedreht, sagte sie sich entschieden. Ich werde tun, was ich immer tue, wenn das Leben mich zu ersticken droht und ich nicht mehr richtig denken kann.
Und das war Wandern. In ihren Hügeln. Aus diesem Grund lagen auch all die von Cain erwähnten Ausrüstungsgegenstände hübsch verstaut in einer Ecke ihres geräumigen Schlafzimmerschranks, bereit, jederzeit benutzt zu werden. Mindestens einmal pro Woche machte sie sich auf und davon, mit einem Rucksack und einem kalten Abendessen. Sie liebte es, da draußen in der Stille in ihren Hügeln zu sitzen und zuzusehen, wie die Dämmerung allmählich in Nacht überging, zuzusehen, wie schattenhafte kleine Gestalten auf der Suche nach Futter, Beute oder Schutz durch den Chaparral huschten.
Hastig zog Shelley sich fertig an, sammelte ihre Wandersachen zusammen und sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf.
Cain, der noch mit den Sandwiches beschäftigt war, sah lächelnd hoch, als sie mit den Armen voller Wandersachen und sicherem Wanderschritt in die Küche kam. Wie er vermutet hatte, war das Tragen von
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