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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Aspirin war wie ein Wunder. Penizillin war wie eine göttliche Intervention.«
    Lange, schwielige Finger verwoben sich mit den ihren. Er klammerte sich an sie wie ein durstiger Mann an die Hoffnung auf Wasser. Nach einer Weile begann er wieder zu reden.
    Sie hörte ihm aufmerksam und höchst interessiert zu, konnte gar nicht genug von ihm erfahren. Die dazwischen liegenden Momente des Schweigens verrieten ihr, dass er nur selten mit jemandem über das sprach, was er erlebte.
    »Es gab Zeiten, da stieß ich an wirklich wunderschönen Orten auf Erz«, erzählte er. »Wenn der erste Entdeckungsrausch verflogen war, war ich ständig versucht, den Fund zu verschweigen.«
    »Hattest es wohl satt, andauernd gegen korrupte Regierungen zu kämpfen?«
    »Zum Teil. Und zum anderen Teil wollte ich die Gegend einfach nicht zerstören. Bergbau ist ganz schön hässlich.«
    »Verhungern auch.«
    »Ja. Das ist ja das Schlimme daran. Selbst wenn ich einen akkuraten Bericht abliefere, habe ich keine Garantie dafür, dass die Kinder dann besser dran sein werden. Aber wenn ich keinen Bericht vorlege, haben die meisten von ihnen überhaupt keine Chance. Was sie erwartet, ist ein kurzes, brutales Leben.«
    »Was für eine schreckliche Zwickmühle: wählen zu müssen zwischen der Schönheit eines Landstrichs und dem Lachen eines Kindes.«
    Seine Finger umkrampften die ihren.
    »Normalerweise stellt sich diese Frage gar nicht. Ich entscheide mich für die Kinder. Aber manchmal ist das Land auch schon einigermaßen reich und verfügt über genügend der von mir gefundenen Erze.«
    »Und was tust du dann?«
    »Ich halte den Mund, erstatte meine Auslagen und verschwinde wieder.«
    »Machst du das oft?«
    »Nicht annähernd so oft, wie ich wollte. Eines Tages werde ich dir die Orte zeigen, über die ich mit keiner Menschenseele gesprochen habe. Sie sind noch so schön wie an dem Tag, als Gott sie erschuf.«
    Sie musterte sein Gesicht. Es war in der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit kaum mehr zu erkennen.
    »Erzähl mir von deinem Lieblingsort«, bat sie.
    »Er liegt ganz oben in den Anden, weit, weit oben, tausend Meilen von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt. Zu hoch für Dschungel, aber nicht hoch genug für ewiges Eis. Grün-schwarze Berge, steil und zerklüftet, und das Blau des Himmels reicht bis ins Unendliche.«
    »Ich kenne diese Art von Blau«, sagte Shelley. »Habe es aber schon lange, lange nicht mehr gesehen. Die Luft ist absolut rein, als wäre sie in feinem zerbrechlichem Kristall eingefangen. Ein Laut, eine unvorsichtige Bewegung, und alles zerspringt.«
    Er strich mit dem Schnauzer über ihre Finger. »Ja, genau so.«
    »Wie hast du deinen Lieblingsort in den Anden gefunden?«
    »Ich bin einem Fluss gefolgt, auf der Suche nach seiner Quelle. Das Wasser war sauber und kalt und so rein, dass es fast unsichtbar war. Es gab keine Pfade, nirgends ein Anzeichen dafür, dass je Menschen dort gegangen waren, wo ich ging.«
    »Und die Eingeborenen?«, fragte sie.
    »Nicht einmal die. Das Land war für eine Bewirtschaftung viel zu steil und zu steinig. Die Menschen in dem letzten Dorf, durch das ich kam, sagten mir, es gäbe keine Wege hinauf in die Berge, keinen Pass zur anderen Seite und dass jene, die es wagten, die Berggötter zu stören, nie wiederkehren würden.«
    Shelley beugte sich vor, spähte in Cains blass funkelnde Augen, sah seine Wimpern, seinen Mund, der sich zu einem fast wehmütigen Lächeln verzogen hatte. Sie brauchte ihn nicht zu fragen, warum er lächelte. Sie wusste es.
    Die wirklich unberührten, wilden Orte dieser Erde besaßen eine Qualität, die einzigartig war. Sie bildeten ein Band, das die vergessene Vergangenheit des Menschen mit seiner ungewissen Zukunft verknüpfte. Der Mensch, zunehmend aufwachsend in Städten, stand demütig und voller Ehrfurcht vor jener unberührten Natur. Sie lehrte ihn, dass es Dinge gab, die man so nehmen und lassen musste, wie sie waren, denn diese Wildnis war sowohl Trost als auch Herausforderung für die rastlose menschliche Seele.
    »Ich habe nach einer Art von Metall gesucht und eine ganz andere gefunden«, sagte Cain.
    »Gold?«
    Er nickte. »Im Placer Pocket, nicht größer als mein Rucksack. Die Goldnuggets in diesem Loch waren so rein, dass ich mit den Fingernägeln Zeichen hineinritzen konnte.«
    Sie riss die Augen auf. »Mein Gott.«
    »O ja. Ich habe dann flussabwärts mit einer Pfanne aus meiner Ausrüstung nach Gold geschürft.«
    »Und?«
    »Kaum

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