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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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mehr eine Spur davon.«
    »Aber wo floss es hin?«
    »Wo es herkam, das ist die Millionen-Dollar-Frage«, entgegnete er trocken. »Du willst doch die Mutterader, nicht bloß einen Wurf Babynuggets.«
    Sie lachte und beugte sich aufgeregt noch ein wenig weiter vor.
    »Das Loch mit den Nuggets lag dicht unterhalb einer Stelle, wo mehrere Zuflüsse den Fluss speisten«, berichtete er.
    »Wo kamen die her?«
    »Von den umstehenden Bergen. Das Gold hätte von jedem heruntergewaschen worden sein können. Die Nuggets waren glatt und rund, also waren sie wohl schon eine Weile unterwegs, bevor sie im Placer Pocket landeten.«
    »Und was hast du gemacht?«
    Ihre Stimme klang ein wenig rau. Ihre Aufmerksamkeit wurde hin- und hergerissen zwischen seinen Worten und seinem Schnurrbart, der noch immer ihre Finger liebkoste.
    »Wenn ich die Hand voll Nuggets, die ich gefunden hatte, mitgenommen hätte«, sagte er, »dann wären sie zu Tausenden hingeströmt und hätten das Land mit ihren Hydraulikpumpen aufgerissen.«
    Ohne es zu wissen, biss sie sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf angesichts der schweren Entscheidung, die er hatte treffen müssen.
    »Wenn ich die Goldquelle hätte verifizieren können«, sagte er schließlich, »dann hätte ich Kerzen für die Kinder in der Dorfkirche angezündet, die Berge verlassen und meinen Bericht vorgelegt.«
    »Aber das hast du nicht.«
    »Nein. Ich hab meinen Mund gehalten. Die Mutterader hätte in einem Umkreis von fünftausend Quadratmeilen überall sein können.«
    »Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen also. Auch wenn sie in diesem Fall aus Gold ist.«
    Er nickte. »Und dann war da noch die Tatsache, dass die Regierung dieses Landes schon Milliarden von Dollar pro Jahr aus dem Handel von Kokain verdiente und jeden Cent dafür für Wein, Weib und Waffen ausgab.«
    »Haben wir doch schon irgendwo gehört.«
    »Das kannst du zweimal sagen. Ich konnte nicht einsehen, wie eine Hand voll Gold den bitterarmen Indios nützen sollte. Aber ihre Berggötter zu verlieren würde sie mit Sicherheit zerstören.«
    Er küsste ihre Hand und fügte leise hinzu: »Das war der schönste Ort, den ich je gesehen habe. Ich musste einfach sicher sein, dass der Berg so bleibt, wie er ist, selbst wenn ich nie wieder eine Gelegenheit haben würde, ihn wieder zu sehen.«
    »Seelenlandschaften«, sagte sie, sich an seine Worte erinnernd. Sie küsste sanft seine Fingerknöchel. »Danke.«
    »Dass ich den Bericht nicht vorgelegt habe?«
    »Dass du der Mann bist, der du bist.«
    Er hob sie hoch und setzte sie sich zwischen die Beine, sodass sie sich an seinen Oberkörper lehnen konnte.
    »Ich wünschte, ich hätte dich schon früher zum Reden gehabt«, sagte er und küsste zart ihre Schläfe. »Wo ich auch war, ich kam mir stets wie ein Fremder in einem fremden Land vor. Vollkommen allein. Ich kam aus den Bergen oder der Wüste zurück an die Konferenztische und versuchte, den Menschen begreiflich zu machen, was ich entdeckt hatte.«
    »Haben sie’s begriffen?«
    »Kein einziges Wort. Die Menschen, die die Wildnis kannten, wussten nichts über Städte, und die Menschen, die in den Städten lebten, hatten Angst vor der Wildnis. Die einzige Verbindung zwischen beiden Polen war der Wunsch, Bodenschätze zu erschließen, um es künftigen Generationen leichter zu machen.«
    »Meine Eltern haben oft darüber geredet. Sie hatten es schwer, die Leute dazu zu bringen, ihnen zuzuhören, ob nun hier oder im Ausland.«
    »Sie hätten es mal mit Cash versuchen sollen«, sagte Cain. »Revolutionär oder Tyrann, Bürokrat oder Söldner, jeder ist irgendwo käuflich. Geld regiert die Welt, nicht die Bedürfnisse von Kindern.«
    Die Bitterkeit in seiner Stimme weckte in Shelley eigene Erinnerungen.
    »Ich wünschte, ich wäre als Gesprächspartner für dich da gewesen«, sagte sie.
    »Ja, ich hätte eine -«, rasch hielt er das Wort Frau zurück und sagte stattdessen: »einen richtigen Freund gebrauchen können.«
    »Von so jemandem habe ich früher immer geträumt«, gestand sie. »Keins der Kinder, die ich traf, verstand mich. Niemand hat in der Wildnis und in der Stadt zugleich gelebt.«
    Er zog sie fester an sich, um ihr ohne Worte zu sagen, dass er die Art von Einsamkeit, die sie meinte, sehr gut nachfühlen konnte.
    »Wenn ich über eine Wasserquelle in der Wüste redete«, sagte sie, »dann verstanden die Stadtkinder das überwältigende Wunder von Wasser nicht. Wenn ich über Astronauten redete, dann ging die

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