Sturm der Herzen
erinnerte sich Smithfield vage daran, dass unter anderen Whitley an einem Morgen in der in Frage kommenden Zeitspanne da war.« Jacks Lippen wurden schmal. »Aber da Smithfield praktisch jeden Tag mit all seinen alten Kumpanen Hof hält, war Whitleys Name nur einer unter vielen.«
»Aber das ist er nicht länger?«
Jack schüttelte den Kopf. »Roxbury ist es gelungen, alle anderen von der Liste zu streichen, bis auf Whitley und ein oder zwei weitere.« Er grinste. »Ich vermute, die Freundschaft dieser Herren suchen andere, die vermutlich ebenso akquiriert worden sind wie ich.« Seine Miene wurde wieder ernst. »Es gibt allerdings einen französischen Spion namens Le Renard , also Fuchs, der seit Jahren in England sein Unwesen treibt, Roxbury will ihn schon lange fassen. Roxbury hat erst in Erwägung gezogen, dass der Fuchs der Schuldige sei, aber seiner Meinung nach kommt keiner der Herren, von denen man weiß, dass sie Smithfield besucht haben, in Frage, Le Renard zu sein. Sie sind laut Roxbury alle zu respektabel, zu ängstlich oder zu dumm. Natürlich muss selbst er zugeben, dass als respektabel, ängstlich oder dumm zu gelten eine überaus kluge Tarnung wäre.« Jack seufzte. »Wir können den Fuchs nicht ganz ausschließen, aber im Moment scheint Whitley uns der vielversprechendste Verdächtige. Er hat einen alles andere als unbefleckten Ruf, und er hegt Groll gegen die Regierung, weil man ihn genötigt hat, aus dem Dienst auszuscheiden. Einer von Roxburys … Freunden hat herausgefunden, dass er am Tage nach seinem Besuch bei Smithfield in Richtung Devon aufgebrochen ist.«
»Und wie ist das herausgekommen?«
Jack lächelte. »Roxbury hat seine Helfer angewiesen, alle zu befragen, mit denen Whitley gesprochen hat, und hat auf diesem Weg einen Gentleman gefunden, der sich daran erinnerte, wie Whitley davon sprach, er wolle die Witwe eines alten Freundes aufsuchen, die in Devonshire lebte, eine gewisse Mrs Hugh Manning.«
»Nun, wenn das nicht dem Fass den Boden ausschlägt!«, brummte Marcus mit finster gerunzelter Stirn. »Du wusstest von Anfang an, dass Whitley meine Verlobte besuchen wollte?«
Jack besaß den Anstand, schuldbewusst zu wirken. »Roxbury hat mir mitgeteilt, dass Whitley eine Mrs Hugh Manning aus seiner Zeit in Indien kennt«, räumte er ein. »Roxbury hat darauf hingewiesen, dass Manning Court, wo Mrs Manning wohnt, in günstig geringer Entfernung zu Sherbrook Hall liegt - dem Landsitz meines Cousins.« Da ihm der Ausdruck in Marcus’ Augen nicht gefiel, beeilte er sich, hastig hinzuzufügen: »Ich wusste ja nicht, dass sie Isabel heißt oder deine Verlobte war.« Als Marcus’ Blick weiter finster blieb, schob er nach: »Du hast doch selbst eingeräumt, dass Roxbury vermutlich um die Verlobung und ihre Verbindung zu Whitley wusste; gib mir nicht die Schuld für das, was Roxbury weiß.«
Marcus schnaubte halb belustigt, halb verärgert. »Julian sagt immer, ein Wiesel könnte nicht ins Hühnerhaus schleichen, ohne dass Roxbury davon erfährt. Nach dem hier bin ich geneigt, ihm zu glauben.« Er warf Jack einen nachdenklichen Blick zu. »Du hättest es mir sagen können, weißt du?«
»Ich wusste wirklich nicht, dass die Mrs Manning, die Whitley in Indien kannte, deine Verlobte war, bis deine Mutter es erwähnte«, erklärte Jack. Er seufzte. »Und ich gestehe, sobald ich von deiner Beziehung zu Mrs Manning gehört hatte, war ich mir, auch wenn Roxbury angedeutet hat, dass ich dich einweihen könne, noch nicht darüber im Klaren, wie viel ich dir verrate.«
»Ich denke«, bemerkte Marcus zu niemand Bestimmtem, »dass ich soeben beleidigt worden bin.«
Jack lachte. »Wie schon vorhin gesagt, du kennst mich nicht sonderlich gut, aber im Gegenzug kenne auch ich dich nicht sonderlich gut.« Ernster fügte er hinzu: »Ich musste meine Entscheidung, ob ich dir trauen kann oder nicht, auf irgendetwas gründen. Deine Meinung über Whitley entspricht meiner, und das hat den Ausschlag gegeben, dir von Roxbury und dem Rest zu erzählen.«
Er war niemand, der lange grollte, und da er mit Jack einer Meinung war, nickte Marcus. »Nun gut«, sagte er, »wie schlägst du vor herauszufinden, ob Whitley das Memorandum hat oder nicht?«
»Seine Räume im Gasthof zu durchsuchen wäre ein Anfang«, stellte Jack fest. »Wenn er es hat, dann trägt er es auch bei sich, davon bin ich überzeugt.«
Marcus stimmte ihm zu. »Die Küste von Devonshire ist als Schmugglernest bekannt, und es ist nicht
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