Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
ihn überkamen, und raste weiter um einen Felsen herum zum Übungsplatz. Dort standen sich Männer mit bloßen Oberkörpern gegenüber, die ihre Säbel in grimmiger Entschlossenheit schwangen. Graham entdeckte Jabari und Ramses, die sich duellierten, und blieb stehen.
Er konnte das nicht, denn er war ja kein richtiger Krieger. Ich bin kein Mann, hallte es ihm grausam peinigend durch den Kopf. Oder doch? Aber Ramses hatte ihn bereits gesehen und rief ihm zu. Widerwillig ging er zu den beiden. Wie betäubt legte er sein Binish und sein Hemd ab und zog seinen Säbel aus der Scheide.
»Ich werde gegen dich kämpfen«, sagte Ramses auf Englisch. »Wollen wir doch mal sehen, ob die Engländer dich verweichlicht haben, Rashid, mein Freund.«
Graham spannte seine Oberarmmuskeln an. »Ich bin alles andere als weich, mein Freund – weder auf dem Schlachtfeld noch sonstwo.«
Ein bewunderndes Lachen entfuhr Jabaris Kehle, als er zurücktrat, um ihnen zuzusehen. Graham ließ Ramses keine Sekunde aus den Augen. Wenngleich er kleiner war als Graham, war seine Kampfkunst bereits heute legendär unter den Khamsin. Nicht umsonst war er der Leibwächter des Scheichs. Er war der Beste.
Als Ramses ihn angriff, verteidigte Graham sich, fühlte jedoch sogleich, wie sein Selbstvertrauen schwand. Seine Verteidigung war schwach, auf willkürliche Gegenschläge beschränkt, die Ramses in seiner Attacke nicht zu bremsen vermochten. Trotzdem signalisierte ihm der bernsteinfarbene Blick seines Gegners, dass Ramses überrascht war. »Ich will dir nicht wehtun«, sagte Graham matt.
»Bist du ein Mann oder ein Mädchen?«, provozierte Ramses ihn.
Mehr brauchte es nicht, dass sich eine unglaubliche Wut in Graham Bahn brach. Er explodierte geradezu, hörte er doch die Verhöhnungen von früher aus den Worten. Mit einem grimmigen Knurren stürzte er los, von blinder Wut und dem feurigen Wunsch getrieben, etwas zu vernichten, jemandem wehzutun. Wieder schien Ramses überrascht, erholte sich jedoch – wie es sich für einen erfahrenen Krieger ziemte – sehr schnell von seinem Schrecken und verteidigte sich mit unglaublicher Fertigkeit. Grahams rasende Wut aber hielt an, trieb ihn immer weiter, verschleierte ihm den Blick, bis letztlich zu seinem Verstand durchdrang, was schon eine ganze Weile in seinen Ohren hallte.
»Rashid, hör auf! Schluss! RASHID!«
Der laute Befehl des Scheichs siegte am Ende. Graham senkte seinen Säbel, dessen Klinge rot überzogen war. Wie benommen blickte er auf und sah, dass Blut von Ramses’ Oberarm tropfte.
Eine entsetzliche Scham überkam ihn. »Ramses … es tut …«
»Ein guter Kampf. Ich glaube nicht, dass ich dich länger als Mädchen bezeichnen werde«, scherzte Ramses, auch wenn er Graham sehr nachdenklich betrachtete.
Graham versuchte, seine Fassungslosigkeit mit einem Lächeln zu überspielen, und nickte. »Ich musste dir zeigen, dass ich kein Engländer ohne Rückgrat bin.«
Der Krieger erwiderte sein Lächeln, während er zugleich die Wunde an seinem Oberarm mit einem Seidentuch verband, das er an seinem Gürtel getragen hatte. »Jetzt sieh mich nicht so erschrocken an, Rashid! Es ist nur ein Kratzer.«
»Er hat ein dickes Fell, genauso dick wie sein Kopf. Du kannst ihm nicht wirklich wehtun«, fügte Jabari hinzu, dessen nachdenklicher Blick auf Graham seine scherzhafte Bemerkung Lügen strafte.
Graham nickte respektvoll, wischte seinen Krummsäbel ab, hob seine Kleidung auf und ging. Er war unendlich beschämt, weil er die Kontrolle verloren hatte. Also floh er in ein tiefes Wadi, das ihm früher als Ort der Heiterkeit und Entspanntheit gedient hatte. Heute indessen wollte sich kein Frieden einstellen. Graham sank auf den heißen Wüstensand und vergrub stöhnend den Kopf in den Händen.
Ich bin eben doch weder ein richtiger Mann noch ein richtiger Krieger.
Eine Stunde nach seinem überstürzten Aufbruch kehrte ihr Mann zurück. Mit entblößtem Oberkörper kam er ins Zelt geprescht und schleuderte sein Hemd wie sein Binish zu Boden. Dann zog er deutlich behutsamer seinen Krummsäbel und seinen Dolch aus dem Gürtel und legte beides sorgfältig auf dem niedrigen Tisch ab. Jillian blickte derweil nur auf sein vollkommen verschlossenes Gesicht. Schweißperlen glänzten auf seiner bloßen Brust.
»Hast du dich gut amüsiert?«, fragte sie unsicher und verbittert zugleich.
Er blickte kurz zu ihr und stieß einen verächtlichen Laut aus. »Krieger amüsieren sich nicht,
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