Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Hand einer Frau an, die unendlich weit unter ihm stand, was die sozialen Ränge anging.
„Sir … Zunächst …“, sie bemühte sich, zumindest annähernd so gut zu formulieren wie er. „… darf ich Ihnen für Ihre Freundlichkeit mir gegenüber danken. Nicht nur während der Zeit meiner Krankheit, sondern vor allem jetzt, da Sie um meine Hand anhalten.“
Sollte sie ihn wirklich zurückweisen? Was, wenn Declan nie zurückkehrte? Wenn er sich in der Fremde sein Leben einrichtete? Dann hatte sie ihr Schicksal ein für alle Mal besiegelt, denn solch eine Chance kam kein zweites Mal.
Ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf und Schweiß trat auf ihre Stirn.
„Ich bin verwirrt und überwältigt.“
Jetzt gingen ihr die Worte aus. Alle Formulierungen lösten sich auf wie Nebelschleier in der Morgensonne.
„Was soll ich nur sagen?“, sprach sie laut ihre Gedanken aus.
„Ich bin keine Dame der Gesellschaft, wie Sie sie bräuchten. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und bin ein solches Leben nicht gewöhnt. Ich fürchte, Sie würden sich meiner recht bald schämen müssen … Und das möchte ich nicht.“
Lord Alderton machte impulsiv einen Schritt auf sie zu. Gerade aber, als er nach ihren Hä nden greifen wollte, die sie vor ihrer Brust rang, ließ er seine Arme sinken. Gerade so, als fürchte er, sie zu beeinflussen, indem er sie berührte.
„Das würde ich nicht. Glauben Sie mir … Ich habe viel darüber nachgedacht und ich weiß, dass wir glücklich miteinander werden.“
„Ihre Schwester hasst mich!“, stieß Anne hervor.
„Nein. Sie ist verwöhnt und kindlich. Wenn sie gereift ist, wird Sie sie genauso zu schätzen wissen, wie ich. Sie müssen ihr diese Zeit geben. Und schlussendlich werden Sie mit mir ve rheiratet sein und nicht mit ihr.“
„Aber der Standesunterschied, Euer Lordschaft. Selbst wenn mich Ihre Schwester akzeptiert – die Gesellschaft, in der Sie sich bewegen und in der Sie aufgewachsen sind, wird es ni emals …“
„Wir sind wir. Die Gesellschaft kümmert mich nicht, denn mein Herz gehört Ihnen!“
Anne fühlte sich plötzlich wie bei einem Ballspiel. Was sie auch sagte – er schmetterte alles ab und es kostete ihn weder Mühe noch Anstrengung.
„Ich weiß nicht … Ich bin so unsicher.“
Da blickte sie ihn zum ersten Mal direkt an. Wie er da stand, die wundervollen braunen Augen auf sie gerichtet, in seinen Zügen die Spuren der Liebe, die er für sie empfand.
Da sanfte Lächeln, das er ihr schenkte, da sie so um die richtige, entscheidende Antwort rang.
Und wo er doch nicht wusste, was das eigentliche Ehehindernis war: Die unzerbrüchliche Verbundenheit zu einem anderen Mann.
„Lord Alderton … Bitte, geben Sie mir Bedenkzeit! Drei Tage, wenn ich bitten darf. Danach werde ich Ihnen endgültigen Bescheid geben.“
Das Lächeln schwand um ein Weniges und er nickte langsam.
„Sie sollen diese drei Tage haben. Dann darf ich also am Freitag wieder vorsprechen?“
Anne senkte langsam den Kopf und hob ihn wieder.
„Samstag also“, sagte sie leise und mit belegter Stimme.
Er verbeugte sich so zackig wie ein Offizier und ging dann hinaus.
Es verwunderte sie, dass er sich nicht einmal von John verabschiedet hatte, aber – so erklä rte sie sich sein Verhalten – er war wahrscheinlich ebenso aufgeregt wie sie selbst.
Was ihn in ihren Augen sehr sympathisch machte.
„Und? Wann ist es soweit?“
John kam freudestrahlend ins Wohnzimmer und entdeckte dann erst, dass der Gast bereits verschwunden war.
„Freitag“, erwiderte Anne.
„Freitag?“ Er sah sich verwirrt um.
„Ich gebe ihm meine Antwort Freitag.“
Im gleichen Moment schwang Johns Stimmung um.
„Was soll das heißen? Du hast ihn nicht sofort angenommen? Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?“
Er holte aus, doch gerade als Anne sich wegducken wollte, packte er eine Vase und schle uderte sie stattdessen in Annes Richtung.
Krachend zerschellte das Stück an der Wand und die Splitter verfingen sich in ihrem Haar.
„Du wirst Ja sagen!“, donnerte er. „Und wenn ich dich zum Altar prügeln muss!“
„Nie und nimmer!“, versetzte sie in einem plötzlichen Aufbäumen ihres eigenen Willens.
„DUUUUUU …“, brüllte John und packte ihre Kehle mit seiner Faust. Augenblicklich bekam Anne keine Luft mehr. Die Augen traten aus ihren Höhlen.
Und dann stieß sie krachend mit dem Rücken gegen die Wand. Unter ihren Füßen knirschten die Scherben der Vase.
Johns Augen wanderten bösartig
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