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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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er nicht eingeladen ist. Er war hier! Und sah sie an, wie er sie noch nie -niemals! - angesehen hatte. Ganz so, als wollte er sie um Verzeihung bitten, sich ihr darbieten ... Da stand er, sehr aufrecht und sehr gerade und bot sich ihr ganz bescheiden dar. Sie wußte es, sie konnte es spüren.
    Jetzt ist die Gelegenheit da, es ihm heimzuzahlen, dachte sie fast hysterisch. Mit einem einzigen Blick kann ich ihm zeigen, wie sehr ich ihn verachte. Eine weitere Chance würde sie vermutlich nicht mehr bekommen. Gleich nach der Trauung würde er die Hochzeit verlassen, da er zu dem Bankett nicht eingeladen war.
    O Gott! Da stand er und bat sie stumm um Vergebung. Wenn sie sie ihm verweigerte, würde er gleich die Kirche verlassen. Sie verlassen ...
    Whitney konnte sich nicht rühren, kaum atmen. »Hilf mir!« flehte sie. »Bitte, bitte, hilf mir!« Und dann erkannte sie, daß sie Clayton anflehte. Und daß sie ihn liebte.
    In dem Moment, in dem sich Whitney bewegte, wußte Clayton, daß er seine Antwort erhalten würde. Er umklammerte die Kirchenbank vor ihm, bis seine Knöchel schneeweiß waren. Als sie ihn endlich anblickte, ließ ihn die innige Tiefe in ihren grünen Augen fast auf die Knie sinken. Er wollte in diesen Augen ertrinken, sie in die Arme ziehen, aus der Kirche tragen und anflehen, die drei Worte laut zu wiederholen, die sie ihm gerade stumm gesagt hatte.
    Die Trauung war beendet. Jedermann drängte unter fröhlichen Gratulationen auf den Mittelgang, um sich dem Brautzug anzuschließen. Clayton verließ als einer der letzten das Gotteshaus, aber als sie draußen auf der breiten Treppe stand, spürte Whitney seine Anwesenheit hinter sich wie eine magnetische Kraft. Sie erkannte den Duft seines Rasierwassers, aber seine Stimme war ihr ganz fremd, als er rauh flüsterte: »Miss Stone, ich bete Sie an.«
    In diesem Augenblick rief ihr Emily zu, sich zu beeilen, die Kutschen warteten bereits.
    Der Augenblick ihrer Nähe, ihrer möglichen Versöhnung war vorüber.
    Whitney hatte ihre Tante gebeten, sich zwischen der Trauung und dem Bankett am Abend im Haus der Archibalds zu treffen, weil sie ihr von ihrem Zerwürfnis mit Clayton erzählen wollte. Sie hatte sich tagelang vor diesem Moment gefürchtet, doch nun konnte sie es kaum erwarten, mit ihrer Tante zu sprechen.
    »Du strahlst ja wie der Sonnenschein«, lächelte Lady Anne, als sie den Salon betrat und Whitney umarmte. »Also wirklich, Liebling.« Sie lachte auf und zog Whitney neben sich auf ein Sofa. »Ich begann mich in der Kirche schon zu fragen, ob ihr eure Augen gar nicht mehr voneinander losreißen könnt!«
    »Vor dir konnte ich noch nie etwas verbergen, Tante Anne, oder?«
    »Du konntest es vor niemandem verbergen, mein Liebling. Die Hälfte der Gäste verrenkte sich die Hälse, um euch zu beobachten . . .«
    So plauderten sie eine ganze Weile, bis es Whitney endlich einfiel, sich nach Onkel Edward zu erkundigen.
    »Er ist in Spanien«, erwiderte ihre Tante lächelnd. »Offenbar wird er dort noch aufgehalten, hat mir jedoch fest versprochen, in spätestens sechs Wochen nach England zu kommen. Seinem Brief entnahm ich aber, daß er meine Schreiben offenbar nie erhalten hat.«
    Die Stunden verflogen so schnell, daß Whitney kaum glauben konnte, daß es bereits Zeit war, sich von ihrer Tante zu verabschieden. »Übrigens«, meinte Tante Anne an der Tür. »Dein Vater hat dir eine Truhe mit Kleidern geschickt. Ich habe sie herbringen lassen, und Clarissa packt sie gerade aus. O ja, und dein Vater ließ ausrichten, daß auch ein Brief für dich dabei ist.«
    Whitney flog die Treppe hinauf und setzte sich an ihren Ankleidetisch. Während ihr Clarissa die Rosenblüten aus den Haaren nahm, fiel ihr Blick auf einen an sie adressierten Umschlag, der am Spiegel lehnte. Sie erbrach das Siegel. Ein amtlich wirkendes Dokument fiel ihr entgegen, und sie begann zu lesen. Sie warf einen Blick auf die letzte Seite und sah die Unterschrift: Clayton Robert Westmoreland, Neunter Herzog von Claymore. Dann bat sie Clarissa, sie alleinzulassen und begann das Dokument noch einmal von vom zu lesen.
    Mit spröden juristischen Formulierungen wurde ihr darin mitgeteilt, daß sie nicht länger mit dem Duke of Claymore verlobt war, daß sein Heiratsantrag widerrufen wäre und daß alle Geldbeträge, Schmuckstücke und ähnliches, die die Familie Stone vom dem Herzog erhalten hätte, als Geschenke zu betrachten wären.
    Mit bebenden Fingern entfaltete Whitney einen Brief mit Claytons

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