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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Whitney, daß Clayton im selben Moment hereinkam, als sich der Musiker an das Tafelklavier setzte. Die knisternde Spannung war fast mit den Händen zu greifen. Ob sie durch den Auftritt einer Frau verursacht wurde, deren Stimme und Schönheit in ganz Europa legendär waren, oder durch die Neugierde der Gäste auf Claytons Reaktion bei ihrer Wiederbegegnung, konnte Whitney nicht entscheiden.
    Clayton, der inzwischen mit einem Bekannten gesprochen hatte, trat an Whitneys Seite, und sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Sie wußte, daß ihm das gar nicht gefiel, aber sie brauchte etwas, woran sie sich festhalten konnte. »Wenn Sie mich fragen, gibt es auf der ganzen Welt keine Stimme, die sich mit der Madame Saint-Allermains vergleichen ließe«, sagte ein älterer Gentleman neben Clayton. Whitney spürte, daß sich Claytons Armmuskeln verspannten. Er hat es nicht gewußt, dachte sie. O Gott, warum muß er ausgerechnet heute abend so hinreißend gut aussehen, so unendlich begehrenswert? Und warum, fragte sie sich, als sich alle Augen der blonden Sängerin zuwandten, muß Marie Saint-Allermain so anziehend sinnlich, so unbeschreiblich schön aussehen?
    Whitney konnte den Blick nicht von der Französin wenden. Sie hatte den Körper einer schlanken Venus und die Anziehungskraft einer Frau, die sich ihrer ungewöhnlichen Schönheit bewußt ist, ohne von ihr besessen zu sein.
    Und als sie zu singen begann, geriet um Whitney der ganze Raum ins Schwanken. Sie hatte eine geradezu perlende Stimme, die sich in die Ohren schmeichelte, aber auch Fülle und sinnliche Tiefe erreichte, wenn die Musik es verlangte. In ihren Augen saß ein winziges Lächeln, ganz so, als fände sie die stumme Bewunderung, die ihr ihre Zuhörer entgegenbrachten, insgeheim ein wenig übertrieben.
    Im Vergleich mit ihr kam sich Whitney erschreckend kindlich, schlicht und einfältig vor. Und ihr war schlecht. Denn sie wußte sehr wohl, was es hieß, Claytons Geliebte zu sein. Diese Frau mit den lachenden blauen Augen kannte Claytons berauschende Küsse, hatte nackt in seinen Armen gelegen und die himmlische Ekstase erlebt, mit der sich sein Körper ganz tief in ihren senkte. Whitney war sich bewußt, daß sie totenbleich sein mußte. In ihren Ohren rauschte es, ihre Hände waren eiskalt. Wenn sie hierblieb, würde sie jeden Augenblick ohnmächtig werden. Wenn sie ging, würde sie eine Szene heraufbeschwören, über die sich die Londoner noch monatelang die Münder zerreißen würden . . .
    Donnernder Beifall rauschte auf. Marie Saint-Allermain nahm ihn mit einem anmutigen Neigen des Kopfes entgegen - ihr Blick traf Clayton, und zwischen den beiden schien ein Funke überzuspringen, der Whitney schmerzhaft zusammenzucken ließ.
    »Claymore!« durchschnitt wenig später Lord Esterbrooks spöttische Stimme hinter ihnen die eigentümliche Stille, die sich um Clayton und Whitney ausgebreitet zu haben schien. »Ich bin davon überzeugt, daß es überflüssig ist, Sie einander vorzustellen.«
    Alle Blicke waren auf sie gerichtet, als sich Clayton fast automatisch umdrehte, um sich einem perfide grinsenden Esterbrook und seiner ehemaligen Geliebten gegenüber zu sehen.
    Mit einem leichten Lächeln hob Clayton die Hand der Sängerin an die Lippen. »Wie ich sehe, Madame, brauchen Sie noch immer einen Raum nur zu betreten, damit Ihnen die Gentlemen ausnahmslos zu Füßen fallen.«
    Marie Saint-Allermain nahm das Kompliment huldvoll und mit einem leisen Funkeln in den blauen Augen entgegen. »Nicht ganz ausnahmslos«, korrigierte sie bedeutungsvoll. »Aber es würde mich auch überraschen, Sie in einer ausgesprochen bizarren Position zu sehen, Euer Gnaden.«
    Whitney hörte dem höflichen Geplänkel im Zustand gereizter Qual zu und fragte sich, ob Clayton seine Frau seiner Geliebten vorstellen würde. In diesem Moment haßte Whitney Clayton. Sie verabscheute Esterbrook. Sie verfluchte jedes einzelne neugierige Augenpaar in dem riesigen Ballsaal. Sie alle waren ihre Gegner, hochnäsige, bornierte Fremde, die ihr ihr Eindringen in ihre Kreise übelnahmen. Sie wünschte sich, Paul geheiratet zu haben und mit ihm dort zu leben, wohin sie gehörte . . . Und dann stellte Esterbrook mit einem unverschämt wissenden Lächeln Claytons Geliebte ihr vor.
    Beflügelt von ihrem unbändigen Zorn begegnete Whitney Marie Saint-Allermains flüchtig abschätzendem Blick mit bemerkenswerter Haltung. »Vielen Dank, daß Sie uns das Geschenk Ihrer Stimme zuteil werden ließen, Madame. Es war

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