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Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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eine große Freude, Sie hören zu dürfen«, sagte sie in tadellosem Französisch.
    »Wie ich feststellen konnte, sind die meisten Schilderungen weiblicher Schönheit stark übertrieben«, erwiderte die Sängerin ähnlich höflich. »Doch wie ich sehe, war das in Ihrem Fall eher das Gegenteil.« Ein sinnliches Lächeln überzog ihre Lippen, und mit einem provokanten Blick auf Clayton fügte sie mit entwaffnender Offenheit hinzu: »Und darüber kann ich meine tiefe Enttäuschung nicht verhehlen.« Sie nickte beiden anmutig zu, nahm Esterbrooks Arm und schwebte davon.
    Eine Zeitlang sonnte sich Whitney in Claytons unausgesprochener Anerkennung. Sie wußte, daß er stolz auf die Haltung war, mit der sie die Konfrontation bestanden hatte. Sie wußte aber auch, daß Marie Saint-Allermain und Clayton demselben Ziel zustrebten, als sie eine Stunde später den Raum durch verschiedene Türen verließen. Ihr war der Blick der Sängerin ebensowenig entgangen, den sie Clayton durch den Ballsaal zuwarf, wie dessen kaum merkliches Kopfnicken.
    Auf der mondbeschienenen Terrasse streckte Marie Saint-Allermain Clayton lächelnd beide Hände entgegen. »Wie wunderbar, dich wiederzusehen, Clayton. Es war äußerst boshaft von Esterbrook, unsere Begegnung im Ballsaal zu initiieren.«
    »Esterbrook ist ein mieser Charakter, wie du selbst schon feststellen konntest, Marie.« Lächelnd sah er, wie der Mondschein ihre Haare wie flüssiges Silber aufschimmern ließ.
    »Die Ehe bekommt Ihnen nicht, Mylord?« Sie formulierte die Worte wie eine Frage, aber es war eher eine sachliche Feststellung.
    Clayton verspannte sich leicht. Er dachte darüber nach, daß nichts die Londoner Gesellschaft so erschüttern könnte, als wenn er Marie Saint-Allermain wieder zu seiner Geliebten machen würde. Der Klatsch und das Getuschel über eine erneute Liaison zwischen ihnen würden kein Ende nehmen, und die daraus resultierende Demütigung für Whitney wäre unerträglich. Und Marie in seinem Bett war eine Vorstellung, die ihm sehr behagte. Doch während ihm das alles durch den Kopf ging, glaubte er fast, wieder Whitneys kalte, zitternde Hand auf seinem Arm zu fühlen, wie er sie verspürt hatte, als Marie sang.
    »Die Ehe scheint auch deiner Frau nicht zu bekommen«, fuhr Marie fort. »Sie ist sehr schön - und sehr unglücklich.«
    »Die Ehe bekommt uns beiden ausgezeichnet«, erklärte Clayton.
    Ein feines Lächeln spielte um ihre Lippen. »Wenn du es sagst, Clayton . . .«
    »Ich sage es«, entfuhr es Clayton gereizt.
    »In diesem Fall«, fuhr Marie Saint-Allermain fast übermütig fort, »solltest du vielleicht jetzt in den Ballsaal zurückgehen. Denn ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Esterbrook uns nur deshalb vor den Augen deiner Frau zusammengebracht hat, um sich ihr später als Tröster anbieten zu können.« Sie sah das gefährliche Glitzern in seinen Augen. Seine Schultern strafften sich. »So habe ich dich noch nie gesehen«, bemerkte sie lächelnd. »Du bist beängstigend - und außerordentlich attraktiv -, wenn du zornig bist. Und eifersüchtig.«
    »Belassen wir es doch bei >zornig<«, beschied Clayton sie mit mürrischer Stimme, die dann aber sehr viel sanfter wurde, als er sich von seiner früheren Geliebten verabschiedete.
    Als er wieder den Saal betrat, hielt er zunächst nach Esterbrook Ausschau, dann nach Whitney. Esterbrook war da, Whitney nicht. Mit Erleichterung stellte Clayton fest, daß niemand seine Abwesenheit bemerkt zu haben schien. Und angesichts der angeregten Unterhaltungen um ihn herum gewann er den Eindruck, daß sich die allgemeine Aufregung über seine Begegnung mit der Sängerin längst gelegt hatte. Auch das erfüllte ihn mit Erleichterung. Die Gäste waren Whitneys Bekannte ebenso wie seine. Und er wollte nicht, daß sie sich vor einem nächsten Zusammentreffen mit ihnen fürchten mußte.
    Doch davon wußte Whitney nichts. Denn die Herzogin war bereits aufgebrochen, wie ihm der Butler bedauernd mitteilte. Dieses verflixte kleine Biest! Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, einfach ohne ihn den Ball zu verlassen? Aber das würde sie bitter bereuen! Er konnte ohne sie nicht in den Saal zurück, denn dann würde jedermann sofort wissen, daß sie ihn aas Verzweiflung oder Verärgerung zurückgelassen hatte -und das würde die Gerüchte ins Kraut schießen lassen! Aber gehen konnte er auch nicht, denn sie hatte die Kutsche genommen!
    Emily und Michael Archibald erlösten ihn wenige Minuten später aus

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