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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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würden nie fragen.« Er stand auf und hängte sich sein Gewehr über die Schulter.
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen Ihnen entweder den Jungen mitgeben oder sich über die Bedingungen ihrer Kapitulation beraten.«
    »Und wenn sie nicht mitspielen?«
    »Das werden sie.«
    »Aber was, wenn nicht?«
    »Sobald wir den ersten Schuss hören, eilen wir Ihnen zu Hilfe.«
    Bruce nickte. Das war alles, was er wissen wollte.
    Er folgte der Felszunge zurück zu den Motorschlitten und machte sich auf den Weg herum um die Insel.
    »Was gibt es denn überhaupt noch zu verhandeln?«, fragte einer der Männer. »Ich dachte, wir holen den Jungen zurück … koste es, was es wolle.«
    Richard lächelte. »Wir werden darüber verhandeln, wie viele von ihnen sterben.«
    Der Wind heulte wieder auf und übertönte jede weitere Frage. Unterdessen kam Bruce unten in Sicht und marschierte befehlsgemäß nach Westen. Richard beobachtete, wie seine Silhouette immer kleiner wurde, bis sie fast nicht mehr zu sehen war.
    »Holen Sie mir einen von den Benzinkanistern«, sagte Richard, ohne die anderen dabei anzusehen.
    Die Männer starrten ihn nur fragend an.
    »Jetzt!«, brüllte Richard, und sogleich sprangen drei aus ihrer Gruppe auf die Füße.
    Richard wusste, dass das Timing von entscheidender Bedeutung war, deshalb nahm er sein Gewehr, um Bruce durch das Zielfernrohr länger im Auge behalten zu können. Als Bruce endgültig aus seinem Sichtfeld verschwand, war er kaum hundert Meter weit weg.
    »Hier«, kam eine keuchende Stimme von hinten. Der Mann schüttelte den Kanister in seiner Hand.
    »Danke«, erwiderte Richard, legte das Gewehr weg und nahm ihm den Kanister ab. Dann ging er hinüber zu dem vertrockneten Buschwerk und übergoss die toten Zweige mit Benzin. Dort, wo die Flüssigkeit sich verteilte, schmolz der Schnee sofort.
    »Was tun Sie da?«, fragte wieder einer, aber Richard hatte schlichtweg keine Zeit mehr für dämliche Fragen.
    Er griff in seinen Anorak, holte die Signalpistole heraus und klappte den Lauf nach unten. Dann holte er eine der silbernen Patronen aus der Munitionspackung, legte sie in den Lauf und ließ die Pistole mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks wieder zuklappen. Er richtete die Waffe auf die im Benzindampf schimmernden Äste, drückte den Abzug und schoss einen Feuerball auf das Gebüsch ab.
    Tiefschwarzer Rauch stieg von den kleinen Flämmchen empor, die langsam größer wurden, während sie das Benzin verzehrten und sich in das Holz des Buschwerks fraßen, bis das Feuer schließlich bis über ihre Köpfe loderte.
    »Wir brauchen mehr Benzin«, sagte Richard, dann ging er an den verdutzt dreinschauenden Männern vorbei zurück auf seinen Beobachtungsposten, von wo er durch das Zielfernrohr wieder hinaus auf den See starrte.
    Und wartete.

XXXIX
     
    MORMON TEARS
     
    Jake schrie und schrie, bis er endlich begriff, wo er war. Alle, die am Feuer geschlafen hatten, waren aufgewacht und standen jetzt so dicht um ihn herum, dass er kaum atmen konnte. Sein Blick schoss hin und her, und zunächst erkannte er kein einziges der Gesichter, die ihn da anstarrten. Halb hatte er erwartet, das von Liebe strahlende Lächeln seiner Mutter zu erblicken, die ihn jeden Moment hochheben und an ihre Brust drücken würde. Aber das war unmöglich. So viel wusste er immerhin, so jung er auch sein mochte. Sie war tot, und diese Erkenntnis rückte seine Sinne zurecht wie mit einem Hammerschlag.
    »Sie sind hier«, flüsterte er. Tränen strömten über seine Wangen. »Sie kommen, um mich zu holen.«
    Gray kniete sich sofort vor ihn und wischte ihm die Tränen ab, dann schien er jedoch zu zögern, als überlege er, den Jungen tröstend in die Arme zu schließen. Schließlich war es Jake selbst, der ihn aus diesem Dilemma befreite, indem er auf die Füße sprang und Gray beide Arme um den Hals schlang.
    »Du bist hier in Sicherheit«, sagte Gray. »Niemand bringt dich von hier weg. Das verspreche ich dir.«
    Gray blickte hinüber zu Adam, der sich nach dem unsanften Zusammenprall mit Evelyns Schädel immer noch das Kinn rieb. Adam nickte Gray kurz zu, dann ging er zurück zu der Steintreppe und stieg, gefolgt von Norman und den anderen, wieder hinauf.
    »Wartet!«, schrie Phoenix, der hinter ihnen die Stufen hinaufgerannt kam, um sie abzufangen, bevor sie in dem Tunnel verschwinden konnten.
    Adam drehte sich um und wartete. Er spürte, wie sein Puls in seinem Schädel hämmerte.
    »Seid ihr bereit?«, fragte Phoenix. »Dies

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