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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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in die Mitte von Charlies Schreibunterlage. Dann trat sie einen Schritt zurück, betrachtete den schiefen Turm, drehte sich um und verließ den Raum.
    Sie kehrte in ihr Wohnzimmer zurück, doch dort wurde sie, da sie keine dringende Aufgabe erwartete, von einer inneren Unruhe gepackt. Ein prüfender Blick nach draußen zeigte ihr einen teilweise bedeckten Himmel, dessen Wolken jedoch nicht auf baldigen Regen hindeuteten, und so entschloss sie sich zu einem kleinen Spaziergang. Sie trat durch die Fenstertür auf die Terrasse hinaus, stieg die Stufen hinunter und steuerte forschen Schrittes auf den zwischen Büschen und dem See gelegenen Rosengarten zu, wo zwischen geschwungenen Beeten Plattenwege hindurchführten. Harris pflegte seine geliebten Rosen gewissenhaft, und so waren die Wege sogar jetzt im Winter stets sauber und ideal für Spaziergänge gesundheitsbewusster Ladys.
    Sarah schlenderte an den kahlen, zurückgeschnittenen Rosenstöcken entlang und drückte versuchsweise auf ihr wehes Herz.
    Der Schmerz darin wurde stärker.
    Sie hatte eine Liebesheirat eingehen wollen. Sie hatte Charlies Antrag nur angenommen, weil er ihr, auch wenn er es nicht gesagt hatte, so doch gezeigt hatte, dass er sie liebte. Sie hatte gewartet, bis sie gesehen hatte, dass er sie liebte. Und er tat es.
    Noch immer.
    Sie hatte geglaubt, alles bedacht zu haben - aber sie hatte nicht gewusst, dass Charlie seine Liebe nur zeitweise zu leben bereit war. Im Bett. Dass er sie nicht als Grundlage ihrer Verbindung anerkennen wollte, als Quell der Stärke und Unterstützung füreinander, wie es sein sollte.
    Ihre Hände ineinander verkrampfend, marschierte sie mit finsterem Gesicht dahin.
    Mit jedem Schritt spürte sie ihre Wut größer werden, bis sie schließlich die Zähne zusammenbeißen musste, um sich nicht mit einem Schrei Luft zu machen.
    Warum wehrte er sich gegen seine Liebe?
    Es gab keinen Grund dafür.
    Keinen logischen, zumindest für sie. Keinen, den sie nachempfinden könnte.
    Er lebte Lieblosigkeit, weil ... er glaubte, dass es so sein müsste?
    Wie immer seine Begründung dafür lauten mochte - sie wäre nicht gut genug für sie.
    Verletztheit und Wut kämpften in ihr, und am Ende siegte die Wut. Weit davon entfernt, sich zurückzuziehen, um ihre Wunden zu lecken, wollte sie Charlie bei den Schultern packen und schütteln, bis er zu sich käme und erkannte, wie viel ihm durch seine störrische Haltung verloren ging. Aber sie könnte ihn gar nicht schütteln - dazu wäre sie zu schwach. Schließlich war sie eine Frau.
    Plötzlich dämmerte ihr etwas, und sie blieb unwillkürlich stehen: Sie war eine Frau, und deshalb nahm ihr fehlgeleiteter Ehemann an, dass sie nachgiebiger war als er.
    Ihre finstere Miene hellte sich auf, ihre zusammengepressten Lippen entspannten sich. Er ging davon aus, dass sie sich, wenn er an seinem Verhalten festhielt, am Ende, ohne ernstlich aufbegehrt zu haben, seinem Diktat beugen und ihre Ehe zu der leeren Hülle verkommen lassen würde, die er sich wünschte, eine Ehe ohne Liebe. Aber es stand nirgends geschrieben, dass sie sich seinen Vorstellungen unterwerfen musste.
    Dass sie nicht um das kämpfen durfte, was sie sich wünschte -eine von Liebe getragene Ehe.
    Ob sie Charlies Ansicht ändern, ihn dazu bringen könnte, ihre gemeinsame Zukunft mit ihren Augen zu sehen, diese Zukunft zusammen mit ihr Wirklichkeit werden zu lassen vermochte sie nicht zu sagen, aber das war ihr Ziel.
    Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, und ihr Herz machte einen Satz. Doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass es nicht ihr fehlgeleiteter Ehemann war, der da auf sie zukam. Sie zwang sich zu einem Lächeln und streckte die Hand aus. »Mr Sinclair.«
    »Countess.« Er beugte sich anmutig über ihre Hand, richtete sich auf und ließ seinen Blick über die Beete schweifen. »Ich sah Sie hier gehen ...«
    »Ich wollte ein wenig frische Luft schöpfen«, sagte sie. »Der Rasen ist nass, da empfiehlt es sich, auf den Wegen zu bleiben.« Sie bemerkte die Papiere in seiner Hand. »Sind Sie mit dem Earl verabredet?«
    »Nein«, Sinclair hielt die Unterlagen hoch, »aber er wollte die hier sehen, und sie kamen heute früh aus London.«
    Sarah seufzte innerlich. Sie würde den Beginn ihres Kampfes also verschieben müssen. »Er ist unterwegs, aber er müsste bald zurückkommen.«
    Sinclair sah sie forschend an und fragte nach kurzem Zögern: »In diesem Fall würde ich Sie gerne auf Ihrem Spaziergang begleiten, wenn es Ihnen

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