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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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den Zaun gehängt -trank er, auf den Rechen gestützt, das Ale und trocknete sich mit dem Ärmel die Stirn. Der Tag war kühl, aber sonnig, und der Wind duftete nach Frühling.
    Charlie ließ den Blick über die Männer wandern. Sie hatten seine Autorität ohne Wenn und Aber akzeptiert. Nein, mehr noch - sie hießen sie willkommen. In ihren Augen war es nur recht und billig, dass er, ein Morwellan, ein Earl of Meredith, ihnen Befehle gab, die Verantwortung übernahm. Das war seine Aufgabe.
    Aber er war nicht hier gewesen, viele Jahre nicht, und ohne Sarah wäre er auch jetzt nicht hier. Ohne seine Ehe mit ihr. Wäre sie nicht seine Frau, wäre Lord Conningham, ihr Vater, für die Ruine zuständig gewesen, und der hätte angesichts seines Alters einen seiner Vorarbeiter zur Beaufsichtigung der Arbeiten geschickt, was definitiv nicht dasselbe gewesen wäre.
    Die Cynsters lebten weitab im Süden. Die Menschen hier verließen sich auf Meredith, und er war nicht nur der Earl, sondern auch noch wesentlich jünger und kräftiger als die meisten seiner herrschaftlichen Nachbarn.
    Sein Platz war hier, bei diesen Leuten. Er musste für sie da sein, ihnen zuhören, um zu erfahren, wo sie der Schuh drückte.
    Seine Verantwortung lag hier - nicht in London.
    Was ihn ehrlich überraschte, war, wie wohl er sich in dieser Rolle fühlte.
    Sein Leben war immer durch Pflicht gekennzeichnet gewesen, doch dieser Facette hatte er bisher kaum einen Gedanken gewidmet. Aber nachdem er bereits einen neuen Aspekt in sein Leben hineingelassen hatte, würde sich - im Lichte dessen gesehen - vielleicht auch dieser neue gut in sein geändertes Leben einfügen. In dieses Leben, das so ganz anders war, als das, welches er mit seiner perfekten Ehefrau zu führen erwartet hatte: die meiste Zeit in London, abgeschnitten von einem, wie er erkannt hatte, wesentlichen Teil von sich, von dem Mann, der er wirklich war, dem Mann, der er jetzt sein wollte.
    »M’lord?«
    Er drehte sich um und sah einen der älteren Männer ihm ein Zeichen geben.
    »Wir haben ein Stück verbrannten Zaun entdeckt. Sieht so aus, als wäre brennendes Reet draufgefallen. Was sollen wir machen?«
    Charlie straffte sich, stellte den Rechen beiseite und folgte dem Hilferuf.
    Kurz nach Mittag schlenderte Malcolm Sinclair - in Cutaway, eng anliegender Hirschlederhose und makellosem Leinenhemd ganz der elegante Londoner Gentleman - den kurzen Weg von Finley House nach Crowcombe hinein.
    Vor der steinernen Treppe der Anwaltskanzlei blieb er stehen. Er benutzte nur höchst selten Einheimische als Werkzeuge, doch in diesem Fall erschien ihm, Skeggs zu benutzen, sowohl angemessen als auch klug.
    Sinnend blickte er zu dem breiten Gesims oberhalb des Ortes hinauf, zu der schwarzen, noch immer rauchenden Ruine des Farm-hauses, und dachte selbstironisch, dass es sich vielleicht als passendes Symbol für das Ende seiner Karriere eignete.
    Er drehte sich um und betrat ruhig und gelassen die Kanzlei.
    Sarah fand erst am frühen Nachmittag Zeit für ihren Brief an den Bischof, nachdem endlich alle Säuglinge gefüttert waren und ihr Schläfchen machten. Die winzigen Geschöpfe faszinierten sie jetzt weit mehr als noch vor ein paar Wochen.
    Das war wahrscheinlich ein weiterer Beweis für ihren vermuteten Zustand. Sie war nicht sicher - aber sie hoffte. Betete. Das wäre die Krönung ihres Glücks, das letzte Teil in ihrem neuen Lebenspuzzle. Aber sie würde diese Vermutung für sich behalten, bis sie ganz sicher wäre. Auch Charlie gegenüber.
    Besonders Charlie gegenüber.
    Auf ihrer Hochzeitsfeier hatte sie den Ausdruck in seinen Augen gesehen, als Dillon und Gerrard von ihren Söhnen erzählten. Sie brauchte sich nicht zu fragen, wie seine Reaktion auf ihre Schwangerschaft ausfallen würde. Aber gerade weil sie wusste, wie viel sie ihm bedeuten würde, wollte Sarah sicher sein. Absolut sicher.
    Da ihr Wohnzimmer vorübergehend als Wäschekammer diente, suchte sie Zuflucht in Charlies Bibliothek. Sie setzte sich an den Schreibtisch, wählte eine der gespitzten Federn aus und machte sich an die Arbeit.
    Wie befürchtet, fiel es ihr nicht leicht, die richtigen Worte für die Übermittlung der Hiobsbotschaft zu finden, doch als die Uhr die nächste Stunde schlug, war Sarah einigermaßen zufrieden mit ihrer Leistung. Sie verschloss den Brief mit Charlies Siegel und legte ihn ihm zum Frankieren auf seine Schreibunterlage.
    Es klopfte. Als sie aufblickte, steckte der Butler den Kopf durch die

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