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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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tauschten Lizzie und Betsy im Flüsterton aufgeregt Heimlichkeiten aus und kamen dann auf ihre Begleiter zugeeilt.
    Jon straffte sich und nahm die Hände aus den Taschen. »Na - was hat sie gesagt?«, fragte er die beiden.
    Sie wechselten einen Blick, und Lizzie schlug Jon spielerisch auf den Arm. »Das geht dich nichts an.«
    Die Mädchen schauten sehnsüchtig zur nächsten Gasse hinüber und traten von einem Bein aufs andere. Voller Ungeduld warfen sie immer wieder Blicke zu Madames Zelt. Sarahs Sitzung dauerte länger als ihre.
    Charlie lächelte in sich hinein. Nach außen hin spielte er den Gottergebenen: »Geht ihr ruhig schon weiter - ich warte auf Sarah.«
    Die vier sahen einander an, berieten kurz ohne Worte, dankten ihm strahlend und eilten in Richtung der nächsten Attraktion davon - einer Reihe Buden mit Bändern und Taschentüchern.
    Charlie schaute ihnen ohne Bedauern nach.
    Sarah saß unter dem lila Zeltdach an einem Tisch und starrte in eine große, grüne Glaskugel, die sie, wie angewiesen, zwischen den Händen hielt. Madame hatte bereits ihre Handlinien studiert - beider Hände -, dann die Stirn gerunzelt, den Kopf geschüttelt und mit einem harten Akzent »Ist kompliziert« gesagt.
    Das hatte Sarah nicht zu hören erwartet. Sie glaubte eigentlich nicht an Wahrsagerei, aber da sie ergründen wollte, ob Charlie sie liebte oder nicht - oder ob er sie wenigstens zu lieben lernen würde, wenn sie erst einmal verheiratet wären -, war ihr die unverhoffte Chance, Madame Garnaut zu konsultieren, als eine Gelegenheit erschienen, die sie nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Sie war bereit, jeden erdenklichen Weg zu beschreiten, um zu erfahren, was sie wissen wollte.
    Doch sie sah nicht das Geringste in der Kugel.
    Ihr Blick glitt zu Madame, die ihr an dem kleinen, runden Tisch mit der nachtblauen Samtdecke gegenübersaß. Die auffallend kühlen Hände der alten Zigeunerin mit dem von tausend Falten durchzogenen Gesicht lagen auf Sarahs, und sie spähte mit zusammengekniffenen Augen konzentriert in die Kugel.
    Madames Haar, schwarz wie das Gefieder eines Raben, lang und lockig, schien sich zu sträuben. Die Frau schloss langsam die Augen, hob langsam den Kopf und atmete langsam aus. Und dann sagte sie in die unheimliche Stille hinein: »Sie möchten wissen, ob dieser Mann Sie lieben kann. Er ist groß, aber nicht dunkelhaarig und mehr als gut aussehend. Die Antwort auf Ihre Frage lautet Ja, aber der Weg ist nicht klar. Ob Sie bekommen, was Sie sich wünschen, hängt am Ende von Ihnen selbst ab. Es wird Ihre Entscheidung sein, nicht seine.«
    Lange Zeit herrschte tiefes Schweigen. Dann atmete Madame wieder langsam aus, und diesmal schien es Sarah, als weiche alle Luft aus dem Körper der Frau.
    Madame hob die Hände von Sarahs und begegnete ihrem Blick. »Mehr kann ich nicht für Sie tun - das ist alles, was ich Ihnen sagen kann. Die Antwort ist Ja, aber«, Madame zuckte mit den Schultern, »der Rest ist kompliziert.«
    Sarah ließ die Kugel los und nickte, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich danke Ihnen.« Einem Impuls folgend, kramte sie eine weitere Sixpencemünze aus ihrem Täschchen und legte sie auf den Tisch. »Für Ihre besondere Mühe.«
    Die Zigeunerin nahm die Münze und nickte. »Sie sind ein feiner Mensch - das wusste ich gleich.« Die alten, irritierend intensiv glänzenden, schwarzen Augen fixierten Sarah. »Ich wünsche Ihnen viel Glück. Es wird nicht einfach werden mit diesem Mann.«
    Sarah drehte sich um und trat in die Helligkeit hinaus, blinzelte und sah Charlie - diesen Mann - neben dem Zelt gegenüber stehen. Sie überquerte die Gasse und schnürte ihr Täschchen zu, während sie den kurzen Moment nutzte, um sich zu fassen.
    Es wird nicht einfach werden. Es wird Ihre Entscheidung sein, nicht seine.
    Bei Charlie angelangt, schaute sie auf.
    Er grinste sie an. »Na, was sagt sie - groß, dunkelhaarig und gut aussehend?«
    Ihr Lächeln vermittelte eine Belustigung, die sie nicht empfand. »Natürlich - was denn sonst?«
    Er zog ihre Hand durch seinen Arm und steuerte auf die nächste Gasse zu. »Das zeigt wieder einmal, dass man Wahrsagerinnen nicht trauen kann. Sie sind allesamt Schwindlerinnen.«
    Bisher hatte sie das Gleiche gedacht. Jetzt war sie nicht mehr so sicher.
    Doch Charlie war der letzte Mensch, mit dem sie Madames Erkenntnisse diskutieren wollte. Sie schaute um sich. »Wo sind denn die anderen?«
    »Schon vorgegangen.«
    Sie wartete darauf, dass er noch etwas

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