Sturm der Verfuehrung
die Chance beim Schopf packen. Natürlich bestand die Gefahr, dass sie die Zeichen falsch gedeutet hatte, aber wenn sie Liebe wollte, musste sie dieses Risiko eingehen - sonst würde sie es nie erfahren.
Also würde sie es tun.
Einen Moment lang starrte er sie entgeistert an. Dann blinzelte er, und sie merkte, dass er nach Worten suchte. Schließlich atmete er tief ein und nickte. »Gut.«
Wäre es nach Charlie gegangen, hätte »wann immer du willst« den nächsten Tag bedeutet. Unglücklicherweise stellte sich heraus, dass ihrer beider Mütter gänzlich andere Vorstellungen hatten.
»Nächste Woche Dienstag«, eröffnete ihm seine Mutter lapidar.
Charlie, der vor dem Kamin stand, erwiderte ihren Blick. Grimmig.
Das Gespräch fand im Salon von Morwellan Park statt. Er war am Morgen, so früh wie vertretbar, nach Conningham Manor gefahren, um gemeinsam mit Sarah ihre Eltern zu informieren. Nach der erwartungsgemäß überschwänglichen Reaktion waren sie alle zusammen nach Morwellan Park gefahren, um mit Serena zu beraten.
»Sarah wird einige Zeit brauchen, um in Bath ihre Brautausstattung zusammenzustellen, und Lord Conningham und ich müssen hier eine Vielzahl von Vorbereitungen treffen«, nahm Serena ihrem Sohn den Wind aus den Segeln. »Die Hochzeit des Earl of Meredith wird natürlich ein großes Ereignis.«
Ihr stählerner Blick zeigte ihm, dass jeder Widerstand zwecklos wäre. Er war ihr ältester Sohn, und sie würde nicht zulassen, dass er ohne den angemessenen Pomp heiratete. Sie war ihm ohnehin schon weiter entgegengekommen, als er eigentlich erwarten durfte, indem sie nicht darauf bestanden hatte, dass die Trauung in St. George’s am Hanover Square stattfand.
»Also gut«, sagte er freundlich, obwohl es ihm unendlich schwerfiel, um die feierliche Atmosphäre nicht zu zerstören. »Nächste Woche Dienstag.«
Noch ganze sieben Tage! Und sieben Nächte!
»Wunderbar.« Lady Conningham, die in einem der großen Sessel am Kamin saß, richtete ihren Blick auf Sarah. »Wir fahren gleich morgen früh, Liebes. Wir müssen die wenige Zeit nutzen, die wir haben, denn die Mädchen brauchen ja auch Kleider. Und das ist bei Weitem nicht alles, worum wir uns zu kümmern haben.« Ihre Ladyschaft hob die Hand und zählte im Stillen an den Fingern ab, was es zu erledigen galt. »Du liebe Güte - wir werden nicht vor Montag zurück sein.«
Sie schaute zu Serena, die ihre stumme Frage mit einer Handbewegung wegwischte. »Ich bin sicher, dass Frederick und ich alle hier notwendigen Arrangements bewältigen werden. Und Alathea wird uns natürlich helfen.«
Darauf entbrannte eine lebhafte Diskussion über »alle notwendigen Arrangements«. Charlie hörte nur mit halbem Ohr zu, denn ihn bewegte die Aussicht auf sieben Nächte unfreiwilliger Enthaltsamkeit bedeutend mehr als die Frage, mit welcher Kutsche das glückliche Paar nach der Trauung fahren sollte.
Sein Blick glitt zu seiner zukünftigen Frau, die neben seiner Mutter saß. Sarah war eifrig bei der Sache, äußerte präzise ihre Präferenz, wenn mehreres zur Wahl stand, und er war ausgesprochen froh darüber, als er mitbekam, wie sie entschieden den Vorschlag ablehnte, dass in der Kirche eine Schar Kinder, vor ihnen hergehend, Blumen streuen sollten. Um ihr Gelegenheit zu geben, auch alle weiteren Horrorszenarien zu verhindern, versuchte er nicht, sie auf sich aufmerksam zu machen, sondern übte sich in Geduld, bis die Diskussion schließlich endete.
Zu dieser Zeit waren bereits berittene Boten ausgeschwärmt, um Einladungen zu einem improvisierten Dinner auf Morwellan Park zu überbringen, bei dem an diesem Abend offiziell die Verlobung bekannt gegeben würde.
»Alles reichlich überstürzt«, bedauerte Lady Conningham, »aber es muss einfach sein.«
Serena warf Charlie einen warnenden Blick zu. Er lächelte nur und behielt seine Meinung für sich.
Charmant geleitete er seine zukünftigen Schwiegereltern und seine zukünftige Frau zu ihrer Kutsche. Als Lord Conningham seiner Gemahlin beim Einsteigen half, beugte Charlie sich zu Sarah hinüber, die ihn noch untergehakt hatte, und flüsterte ihr zu: »Heute Nacht. Wie üblich.«
Sie schaute zu ihm auf, überlegte einen Moment und nickte dann. »Gut. Aber es kann spät werden. Sie werden bestimmt stundenlang reden wollen.«
Er schnitt eine Grimasse, nickte dann aber gottergeben. Der Ausdruck in Sarahs Augen war zumindest ein kleiner Trost. Als er ihr in die Kutsche half, begegneten ihre Blicke sich
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