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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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gemeinsame Sache machte. Aber er wusste nur zu gut, wie schnell »Informationen« über Investitionen die Runde machten. Wenn er Sinclair einweihte, würde dieser, selbst wenn er ihn zu Stillschweigen verpflichtete, es als sein gutes Recht ansehen, diese »Informationen« an jeden Mann seines Vertrauens weiterzugeben, der sie dann an jeden Mann seines Vertrauens weitergäbe und so fort, bis die »geheime Information« allgemein bekannt wäre und jemand sie auch dem Schurken zugeflüstert hätte.
    Also verwarf er alle moralischen Bedenken, Sinclair auszuhorchen.
    Schritte näherten sich, und im nächsten Moment öffnete Malcolm Sinclair die Tür.
    Er lächelte. »Charlie!«
    Charlie erwiderte das Lächeln. »Malcolm.« Sie schüttelten sich die Hände, und Sinclair bat ihn herein.
    Er führte ihn in sein Arbeitszimmer auf der Rückseite des Hauses. »Mein Allerheiligstes.«
    Charlies Blick glitt über die deckenhohen Bücherregale mit den Reihen in Leder gebundener Bände, den Schreibtisch, die Stühle, den Sessel und den Beistelltisch vor dem Kamin zu der Fenstertür, die auf eine kleine, gepflasterte Terrasse hinausging. Malcolm bot ihm den Stuhl vor dem Schreibtisch an und nahm in dem Admiralssessel dahinter Platz.
    »Nun«, Malcolm begegnete seinem Blick, »welchem Umstand verdanke ich dieses Vergnügen?«
    Charlie ließ sich nicht zweimal bitten, kam sofort auf sein Anliegen, und schon bald waren sie in eine detaillierte Einschätzung der Finanzierung des ursprünglichen Stockton-Darlington-Projekts vertieft und darein, wie - Sinclairs Meinung nach - derartige Finanzierungen verbessert werden konnten, sowohl aus der Sicht der Investoren als auch hinsichtlich des Projekts selbst.
    Irgendwann warf Charlie einen Blick auf die Kaminuhr und stellte verblüfft fest, dass mehr als eine Stunde vergangen war.
    »So spät schon!«, sagte er erschrocken. »Ich muss mich entschuldigen. Es ist mir nicht aufgefallen, dass ich so viel Ihrer Zeit in Anspruch genommen habe.«
    Malcolm folgte seinem Blick zu der Uhr und zog überrascht die Brauen hoch. Dann wandte er sich Charlie mit einem Lächeln zu, und der erkannte, dass es aufrichtiger war als das, das der Mann gesellschaftsmäßig aufsetzte. »Da können Sie mal sehen - mir ist es ebenfalls nicht aufgefallen. Aber ich habe auch nur selten ...«, Malcolm machte eine Pause, »einen Gesprächspartner mit den gleichen Interessen und«, seine Mundwinkel zuckten, »einem solchen Verständnis der Finanzwelt und ihrer Verästelungen.«
    Charlie stand auf, und Sinclairs Lächeln wurde noch herzlicher. »Ich genieße unsere Gespräche - bitte kommen Sie vorbei, wann immer Sie wollen.«
    Charlie schlenderte zur Fenstertür und schaute hinaus. Ihm erging es ebenso wie Malcolm. In der letzten Stunde hatten sie einen Großteil der Zurückhaltung über Bord geworfen, die Männer in Gesprächen an den Tag legen, in denen es um Geld geht. Sie waren Seelenverwandte.
    Charlie musste zugeben, dass diese unerwartete Verbindung ihn freute. Er schaute sich zu Malcolm um, der noch hinter seinem Schreibtisch saß, und sah dann wieder zur Fenstertür hinaus. »Ich nehme Sie beim Wort.«
    Eine Weile herrschte Stille, und dann fragte Malcolm: »Wie kommen Sie und die Countess miteinander zurecht?«
    Charlie versteifte sich innerlich, blieb äußerlich jedoch gelassen, fixierte, die Hände in den Taschen, die kahlen Büsche in dem Garten jenseits der kleinen Terrasse. Sinclair hatte die Frage im Konversationston gestellt, und er könnte sie jederzeit mit irgendeiner Phrase abtun.
    Stattdessen ... »Frauen ... Ladys haben häufig andere Vorstellungen vom Eheleben als wir Gentlemen, die dazu erzogen wurden, Contenance zu bewahren.«
    »Ah.« Es war nur ein Laut, doch er drückte Verständnis und Mitgefühl aus.
    Den Blick noch immer auf die Büsche gerichtet, sagte Charlie: »Ich kann nur fest bleiben. Irgendwann wird sie es akzeptieren und sich damit abfinden.«
    Das hoffte er jedenfalls inständig.
    Nach kurzem Schweigen erwiderte Malcolm im selben Konversationston wie vorher: »Sie ist eine vernünftige junge Lady, noch dazu eine mit, wie Mrs Duncliffe bemerkte, lobenswerten Interessen.«
    Charlies Ausdruck wurde grimmig. »Das Waisenhaus.« Er machte eine Kopfbewegung in die entsprechende Richtung und spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.
    Heute Morgen hätte Charlie Sarahs fröhliche Einladung, sie zu begleiten, beinahe mit einem Lächeln angenommen, hatte sich gerade noch in letzter Sekunde

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