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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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dann geschehen?
    »Hat mich ein Pferd getreten?«, fragte sie. Das war einem der Knechte im Frühjahr passiert, und er hatte sich danach auch nicht mehr erinnern können, was geschehen war.
    Ivaylos Augen waren groß und ernst. »Nein«, sagte er zögernd. »Nein, du hast in den Spiegel geschaut. Und dann hast du geschrien und Sverre auf die Füße gek...« Er unterbrach sich.
    »Spiegel«, wiederholte Alana verständnislos. »Warum sollte ich schreien, wenn ich in einen Spiegel schaue?« Sie musste lachen. »So schlimm sehe ich doch wirklich nicht aus.«
    Sie erwartete, dass Ivaylo in ihr Lachen einstimmte, und verstummte erschreckt, als er ernst blieb. »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    Er berichtete ihr, was Sverre und er gesehen hatten: »Du hast dich über den Spiegel gebeugt und hineingesehen. Nicht, dass da etwas zu sehen gewesen wäre, er war ja ganz mit Wachs überzogen. Dann hast du geschnauft wie ein krankes Pferd und hast dich so tief über den Spiegel gehängt, dass deine Nase angestoßen ist.« Er grinste schief. »Und dann hast du gekreischt und angefangen, um dich zu schlagen, und als Sverre dich festhielt, hast du dich ... na ja, es war unschön.«
    Alana schüttelte den Kopf. »Und dann?«
    »Dann bist du umgekippt und ich habe dich nach Hause geschleppt. Du bist ganz schön schwer für ein Mädchen, weißt du das?«
    »Bin ich nicht«, erwiderte Alana, ohne nachzudenken. Was war geschehen? Warum konnte sie sich nicht erinnern?
    Ivaylo hockte neben dem Bett und legte ihr seine Hand auf die Schulter. »He, mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Sverre meint, das wäre nicht schlimm. Morgen versucht ihr es noch mal.«
    Alana spürte, wie ihr ein kalter Schauder über den Rücken lief, als hätte jemand ihr sacht in den Nacken gepustet. Sie schüttelte sich. »Nein. Nein, ich will das nicht wieder ...«
    »Also erinnerst du dich doch?«
    Da war etwas ganz hinten in ihrem Bewusstsein. Es zuckte und zappelte und wollte beachtet werden. Alana verschloss ihren Geist davor und schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte sich nicht erinnern.
    »Schade«, sagte Ivaylo enttäuscht. Dann gähnte er, dass sein Kiefer knackte. »Meinst du, du schaffst es in dein Zimmer?«
    Alana stand hastig auf. »Ja, sicher. Es tut mir leid, ich wollte dir nicht dein Bett abspenstig machen.«
    »Hast du ja nicht«, murmelte er. »Ich hab dich schließlich draufgelegt.« Sie sah, dass er kaum noch die Augen aufhalten konnte.
    »Danke«, sagte sie. »Schlaf gut. Wir sehen uns morgen.«
    Auf dem Weg in ihr Zimmer tanzten Phantome neben ihr her, die sie unruhig den Kopf wenden ließen. Eine große, rot gekleidete Gestalt, die einen weiten, wehenden Mantel trug. Ein Vogelgesicht mit starren Augen.
    Alana schüttelte die Vision ab. Sie war vollkommen überreizt und gleichzeitig todmüde. Das waren Hirngespinste, die morgen bei Tageslicht verschwunden sein würden.
    Schwarz und weiß. Eine Maske wie ein ernstes Katzengesicht. Drohend ‒ oder flehend? ‒ erhobene Hände.
    »Lasst mich in Ruhe«, sagte Alana halblaut. »Ich will das nicht sehen.« Sie schüttelte energisch alle heraufdrängenden Bilder ab. Was auch immer der Zwerg heute mit ihr angestellt haben mochte, sie wollte nichts davon wissen. Sverre und Ivaylo und der Sternenstein, sie wollte nichts mehr damit zu tun haben. Es tat weh und machte sie unglücklich.
    Alana schloss die Tür ihres Zimmers hinter sich und blieb eine Weile mitten im Raum stehen, unschlüssig, was sie nun beginnen sollte. Dann zog sie den Sternenstein an seiner Kette über den Kopf und legte ihn auf den Tisch. Das Feenlicht schimmerte warm und beruhigend. Es widerstrebte ihr, das Licht ganz zu löschen, deshalb dämpfte sie es nur so weit, dass sie gerade noch die Konturen der Gegenstände erahnen konnte. Dann schlüpfte sie ins Bett und zog die Decke unters Kinn.
    »Geht weg«, sagte sie zu den Gestalten, die in der Zimmerecke standen. »Ich habe nichts mit euch zu schaffen. Lasst mich schlafen.«
    Alana schloss die Augen und atmete tief und gleichmäßig. Seht ihr, ich schlafe, dachte sie. Verschwindet endlich, lasst mich in Ruhe.
    Sie drehte sich auf die Seite. Der Sternenstein drückte gegen ihr Schlüsselbein, und sie befahl der Kette, sich zu verkürzen.
    Der Sternenstein? Alana schrak auf und fasste danach. Ja, es war ihr Stein, er hing an seiner Kette um ihren Hals, als hätte sie ihn nicht vorhin abgenommen und auf den Tisch gelegt. Wahrscheinlich hatte sie das in ihrer Verwirrung nur gedacht,

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