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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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sich durch meterhohen Schnee auf den Weg machte, um sie zu suchen.
    Noch während sie über diese Ungereimtheit nachdachte, hatte sich Lord Westhampton zu ihr gewandt und sagte mit einer leichten Verbeugung: „Ich bitte um Entschuldigung für meine Störung, Madam."
    „Oh, ich muss mich entschuldigen", rief Richard. „Vor lauter Überraschung habe ich meine guten Manieren gänzlich vergessen. Miss Maitland, das ist mein Schwager, Lord Westhampton, Rachels Mann. Michael, das ist Miss Maitland, die Gouvernante meines ... meines Mündels."
    „Deines Mündels?" Überrascht blieb Michael auf halbem Wege zu dem Schreibtisch stehen und sah Richard an. „Ich wusste gar nicht..."
    „Michael?!" Aus der Halle ertönte Rachels Stimme, und dann näherten sich auf dem Korridor hastige Schritte.
    Lord Westhampton drehte sich zur Tür, und über sein hübsches Gesicht huschte ein flüchtiger Ausdruck von hoffnungsvoller Erregung. Atemlos und mit geröteten Wangen stürzte Rachel ins Zimmer. Einen Herzschlag lang starrten sich die Eheleute wortlos an. Dann trat Rachel mit höflich ausgestreckter Hand auf ihren Mann zu. „Michael", sagte sie, und nur ihre Stimme zitterte kaum merklich dabei. „Ich hatte dich nicht erwartet."
    „Ich weiß", erwiderte Lord Westhampton mit derselben verbindlichen Förmlichkeit, nahm ihre Hand und zog sie formvollendet an die Lippen. „Ich muss mich für diesen Überfall entschuldigen."
    „Was für ein Unsinn!" rief Richard.
    „Das ist kein Überfall", erwiderte Rachel ruhig. „Ich war nur so überrascht, dass du dich bei einem solchen Unwetter auf den Weg gemacht hast."
    „Ich ... nun ja, ich dachte mir, dass du vielleicht zwischen Cleybourne Castle und unserem Haus irgendwo im Schnee stecken geblieben sein könntest."
    „Das wäre auch um ein Haar passiert. Aber zum Glück ist Richard mir nachgeritten und hat mich wieder zurückgebracht", erklärte Rachel.
    Nun hielt es Jessica für angebracht, der Unterhaltung des Ehepaares nicht mehr länger zuzuhören und sich zurückzuziehen. Das familiäre Zusammentreffen dieser drei benötigte keinen fremden Zaungast. „Erlauben Sie, dass ich mich jetzt entschuldige?" sagte sie. „Ich muss mich um Gaby kümmern. Ich habe mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen, Lord Westhampton, und bin froh, dass Sie heil und gesund hier angekommen sind."
    Begleitet von freundlichem Kopfnicken verließ sie das Zimmer und dachte dabei über die merkwürdig steife Begrüßung der Eheleute nach. Es war etwas Widersprüchliches und Befremdliches zwischen ihnen, und sie fragte sich, was wohl der Auslöser dafür gewesen sein mochte. Der Hauch von Sorge, der oft in Rachels schönen Augen lag, war ihr schon häufig aufgefallen. Doch lange konnte sie sich bei dieser Frage nicht aufhalten, da ihre Gedanken immer wieder zu Richard wanderten. Sie fragte sich, ob er wohl in dieser Nacht wieder in ihr Zimmer kommen würde, und spürte dabei, wie die Vorfreude eine sinnliche Erregung in ihr auslöste. Ihr Benehmen war wenig tugendhaft, das wusste sie. Ja, man konnte sogar sagen, es war unvernünftig.
    Gabriela fand sie in ihrem Zimmer in eines ihrer Bücher vertieft. Das Mädchen hob bei ihrem Eintreten kaum den Kopf und murmelte nur: „Es geht um die kleinen Prinzen im Tower", ehe sie sich erneut der spannenden Lektüre zuwandte.
    Lächelnd ging Jessica in ihr eigenes Zimmer, wo sie sich ihre Stickarbeit wieder vornehmen wollte, die sie gestern begonnen hatte. Doch ihr erster Blick fiel auf die Bruchstücke ihres Schmuckkästchens, und so versuchte sie zum wiederholten Male, die Teile aneinander zu passen, während sie sich überlegte, wo sie ihr Schmucksachen nun am besten aufbewahren sollte.
    Das Kästchen war nicht mehr zu reparieren. Daran bestand kein Zweifel. Ein wenig ratlos betrachtete sie ihre wenigen Wertsachen, die verstreut auf der Kommode lagen, bis ihr der schöne Intarsienkasten einfiel, den der General ihr in seinem Testament hinterlassen hatte. Er war natürlich insgesamt viel zu groß für ihren bescheidenen Besitz. Aber sie könnte die Ketten und Ohrringe in eines der kleineren Fächer legen.
    Sie ging zu dem abgeschabten Lederkoffer, den sie bis jetzt noch nicht ausgepackt hatte, da sie immer noch damit rechnen musste, dass der Duke für Gabriela einen anderen Vormund ausfindig machen würde. Das Erste, was sie beim Öffnen des Deckels erblickte, war ihr sorgfältig zusammengefaltetes Sommerkleid. Sie schob es vorsichtig zur Seite und zog den kunstvoll

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