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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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meiner linken Hand.«
    »Ich … nun ja. Das ist … Davon habe ich nichts gewusst.« »Sie wissen vieles nicht, Meister Kosta. Ihre Ignoranz ist mitunter verblüffend …«
    Große Götter, dachte Locke. Sie versuchte, ihn zu verunsichern, rächte sich mit ihrem eigenen strat peti für seinen Versuch, sich ihre Sympathie zu erschleichen, als sie das letzte Mal so nahe beieinander waren. Spielte denn jeder in dieser verdammten Stadt irgendwelche Spielchen?
    »Selendri«, erwiderte er, einen halb ernsten, halb gekränkten Ton anschlagend, »ich hatte nie etwas anderes im Sinn, als Ihr Freund zu sein.«
    »So ein Freund, wie Sie es gegenüber Jerome de Ferra sind?«
    »Wenn Sie wüssten, was er mir angetan hat, würden Sie mich verstehen. Sie scheinen ja bereit zu sein, Ihre Geheimnisse preiszugeben, doch ich möchte gewisse private Angelegenheiten lieber für mich behalten.«
    »Wie Sie wollen. Aber eines Tages werden Sie merken, dass meine Meinung über Sie wesentlich endgültiger ist als Ihr Urteil über mich.«
    Der Fahrstuhl kam knirschend zum Stehen, die Tür ging auf, und sie blickten in die Helligkeit von Requins Büro. Der Herr des Sündenturms schaute von seinem Schreibtisch hoch, als Selendri und Locke aus der Kabine stiegen. Requins Brille steckte im Kragen seiner schwarzen Tunika, und er brütete über einem gewaltigen Stapel von Pergamenten.
    »Kosta«, sagte er. »Sie kommen mir gerade recht. Ich verlange ein paar Erklärungen von Ihnen.«
    »Und die werden Sie bekommen«, entgegnete Locke. Mist, dachte er, hoffentlich weiß er nichts von den beiden Attentätern im Hafen. Es gibt auch so schon genug, was ich ihm erklären muss, ohne eine Ahnung zu haben, wie ich das anstellen soll. »Darf ich mich setzen?« »Holen Sie sich einen Stuhl.«
    Locke nahm sich einen der Stühle, die an der Wand standen, und stellte ihn vor Requins Schreibpult. Als er Platz nahm, wischte er sich verstohlen seine schweißnassen Handflächen an der Hose ab. Selendri beugte sich über Requin und flüsterte ihm lange Zeit etwas ins Ohr. Requin nickte und wandte sich dann an Locke: »Sie haben sich einen Sonnenbrand geholt«, stellte er fest. »Ja, heute. Jerome und ich sind im Hafen gesegelt.« »War es schön?« »Nicht besonders.«
    »Schade. Aber wie es scheint, waren Sie einige Abende zuvor ebenfalls im Hafen. Sie wurden gesehen, wie Sie vom Mon Magisteria zurückkamen. Warum haben Sie so lange damit gewartet, mich über die Einzelheiten dieses Besuchs zu informieren?« »Ach.« Locke fiel ein Stein vom Herzen. Vielleicht hatte Requin keine Ahnung, dass es zwischen ihm selbst, Jean und den beiden toten Meuchelmördern eine Verbindung gab. Dieser Hinweis darauf, dass Requin doch nicht allwissend war, genügte Locke, um ihm mächtig Auftrieb zu geben. Er lächelte breit. »Ich nahm an, dass eine Ihrer Gangs uns hierhergeschleppt hätte, wenn Sie wirklich darauf erpicht gewesen wären, etwas über diesen kurzen Ausflug zu erfahren.«
    »Sie sollten sich eine Liste anlegen, Kosta, mit der Überschrift Leute, die ich verärgern darf, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Mein Name wird nicht darauf erscheinen.«
    »Entschuldigung. Ich wäre ja früher gekommen, aber es ging nicht. Während der letzten Tage waren Jerome und ich gezwungen, in aller Frühe aufzustehen und uns schon bei Sonnenuntergang schlafen zu legen. Der Grund dafür hat tatsächlich mit Stragos’ Plänen zu tun.«
    In diesem Moment tauchte eine Bedienstete des Sündenturms an der Treppe auf, die von der achten Etage nach oben führte. Die Frau verbeugte sich tief und räusperte sich. »Bitte um Vergebung, Herr und Herrin. Die Herrin hat angeordnet, dass Meister Kostas Stühle vom Hof hierher gebracht werden sollen.«
    »Bringt sie rein«, verlangte Requin. »Selendri hat mich davon in Kenntnis gesetzt. Aber was hat das eigentlich zu bedeuten?«
    »Ich weiß, dass es Ihnen ziemlich plump vorkommen muss«, entgegnete Locke, »aber Sie würden mir wirklich einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mir diese Stühle abnähmen.«
    »Ich soll sie Ihnen … oh Götter!«
    Ein stämmiger Diener stapfte die Treppe hoch und brachte mit offenkundiger Behutsamkeit einen von Lockes Stühlen herein. Requin erhob sich von seinem Platz und riss die Augen auf.
    »Talathri-Barock«, hauchte er. »Ich bin mir sicher, das kann nur Talathri-Baraock sein … ihr da – stellt die Stühle mitten ins Zimmer. Ja, so ist’s recht. Ihr könnt gehen.« Vier Bedienstete setzten vier

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