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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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hier. Mag sein, dass die Wachablösung morgen früh von eurer Ehrlichkeit beeindruckt ist … obwohl ich es bezweifle. Wer von euch möchte hierbleiben?« Keiner der Gefangenen sagte ein Wort.
    »Wer von euch will frei sein und sich meiner Besatzung anschließen?«
    Locke prallte zurück, als ihm ein ohrenbetäubendes Geschrei und Jubelrufe entgegen hallten, dann gestattete er sich ein breites, aufrichtiges Grinsen.
    »Mögen alle Götter unsere Zeugen sein!«, rief er. »Sie schauen auf eure Lippen und in eure Herzen!«
    »Wir schwören den heiligen Eid«, erklärte Jabril, während die Männer um ihn herum in feierlichem Ernst nickten.
    »Wir schwören mit unseren Lippen und unseren Herzen, so wahr uns die Götter helfen. Wenn wir fehlen, wollen wir tot umfallen und auf der Waage der Herrin des Langen Schweigens für zu leicht befunden werden.«
    »Das schwören wir!«, brüllten die Männer im Chor.
    Locke gab Jean den Schlüsselbund. Die Gefangenen sahen in fassungsloser Begeisterung zu, wie er den richtigen Schlüssel heraussuchte, ihn in das Schloss schob und mit einem festen Ruck herumdrehte.

8
     
     
    »Es gibt ein Problem«, verkündete Stragos.
    »Was, nur eines?« Locke rollte mit den Augen.
    »Von den vierundvierzig Seeleuten, die ich ausgesucht habe, sind nur noch vierzig übrig.«
    »Und wie wirkt sich das auf das Schiff aus?«
    »Wir haben Proviant und Trinkwasser für eine sechzigköpfige Besatzung für hundert Tage auf See gebunkert«, erwiderte Caldris. »Das Schiff kann ohne Weiteres mit der halben Anzahl von Matrosen bedient werden. Wenn die Mannschaft sich erst einmal eingespielt hat, stehen uns erstklassige Seeleute zur Verfügung.« »Ich verlasse mich ganz auf dich, Caldris«, entgegnete Stragos. »Die vier fehlenden Crewmitglieder sind Frauen. Ich ließ sie in einer separaten Zelle unterbringen. Eine bekam ein Gefängnisfieber, und kurz darauf steckten sich die anderen an. Mir blieb gar keine andere Wahl, als sie an Land bringen zu lassen; sie sind so schwach, dass sie nicht mal die Arme heben können, geschweige denn sich dieser Expedition anschließen.«
    »Dann stechen wir ohne eine einzige Frau an Bord in See«, gab Caldris zu bedenken. »Könnte in diesem Fall nicht Merrain mitkommen?«
    »Es tut mir leid«, warf Merrain zuckersüß ein, »aber meine Talente werden anderswo gebraucht.«
    »Das ist Wahnsinn!«, ereiferte sich Caldris. »Wenn nicht mindestens eine Frau an Bord ist, erzürnen wir den Vater der Stürme!«
    »Du kannst in Port Prodigal Frauen als Deckshände anheuern, vielleicht sogar ein paar tüchtige weibliche Offiziere.« Stragos spreizte die Finger. »Während der kurzen Hinreise muss doch nicht gleich etwas passieren.«
    »Ich wünschte, ich hätte Ihre Zuversicht«, knurrte Caldris, in dessen Augen ein gehetzter Ausdruck trat. »Meister Kosta, das ist ein höchst ungünstiger Anfang. Wir brauchen Katzen. Einen ganzen Korb voller Katzen, für die Roter Kurier. Wir brauchen jeden Glücksbringer, den wir kriegen können. Bei allen Göttern, Sie dürfen auf gar keinen Fall vergessen, Katzen an Bord dieses Schiffes zu nehmen, ehe wir in See stechen.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, versprach Locke.
    »Das wäre dann geregelt«, meinte Stragos. »Und nun noch eines, Meister Kosta, hören Sie mir gut zu. Es geht dar um, wie gut Sie Ihre Rolle spielen müssen. Für den Fall, dass Sie Bedenken haben, ob Sie tatsächlich überzeugend wirken. Keiner der Männer, die Sie vom Amwind-Felsen mitnehmen werden, hat jemals in meiner Marine gedient, also wissen sie nicht genau, was sie von einem meiner Offiziere erwarten dürfen. Und schon sehr bald sind Sie Ravelle, der Pirat, und nicht mehr Ravelle, der Marinekapitän. Also gestalten Sie Ihre Rolle ruhig so, wie es Ihnen angemessen erscheint, und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf wegen kleiner Details.« »Das ist gut«, erwiderte Locke. »Denn in letzter Zeit wurde ich mit kleinen Details so vollgestopft, dass ich sie kaum noch auseinanderhalten kann.«
    »Ich stelle noch eine letzte Bedingung«, fuhr Stragos fort. »Die Männer und Frauen, die auf dem Amwind-Felsen dienen, selbst wenn sie nicht an dieser Intrige teilnehmen, gehören zu meinen besten und loyalsten Leuten. Ich gebe Ihnen ein Mittel an die Hand, mit dem Sie sie ausschalten können, ohne ihnen einen bleibenden Schaden zuzufügen.
    Unter gar keinen Umständen dürfen sie verletzt werden, weder durch Sie noch durch Ihre Besatzung. Mögen die Götter Ihnen beistehen,

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