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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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für Kaperfahrten zu missbrauchen und sich fortan der Piraterie zu widmen.« »Abscheulich!«
    »Genau, Euer Ehren. Der nächste Teil ist ein bisschen verwirrend. Einige Männer sind der Meuterei angeklagt, andere sollen wegen Unfähigkeit zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Nanu, was soll dieses Durcheinander? Gerichtsdiener, Unordnung können wir nicht dulden. Lege einfach allen alles zur Last.«
    »Ich verstehe. Die Meuterer sind nun unfähig, und die Unfähigen sind gleichfalls Meuterer.«
    »Ausgezeichnet. Eine überaus weise Entscheidung, wie ich finde. Ohne Zweifel wird man mich in Büchern zitieren.« »Auch in wichtigen Büchern, Euer Ehren!« »Was haben diese elenden Schurken sonst noch verbrochen?«
    »Angriff und Diebstahl unter der roten Flagge, Euer Ehren. Bewaffnete Piraterie auf dem Messing-Meer, am fünfundzwanzigsten Tag im Monat Festal, in diesem Jahr.« »Heimtückisch, bösartig und verachtenswert! Eine Infamie!«, brüllte Drakasha. »Im Protokoll muss vermerkt sein, dass ich um ein Haar in Ohnmacht gefallen wäre. Sag, steht den Gefangenen ein Verteidiger zur Seite?«
    »Nein, Euer Ehren, da sie kein Geld hätten, um einen juristischen Beistand zu bezahlen.«
    »Ah. Und auf welches Gesetz berufen sie sich, wenn sie Rechte oder Schutz einfordern wollen?«
    »Auf gar keines, Euer Ehren. Keine Staatsmacht an Land wird ihnen helfen oder sich ihrer annehmen.«
    »Mitleiderregend, aber nicht überraschend. Doch wenn diese Ratten niemanden haben, der sie mit fester Hand führt, dann darf man sich vielleicht nicht wundern, dass sie vor jeder tugendhaften Handlung zurückschrecken wie vor einer ansteckenden Krankheit.
    Möglicherweise ist der eine oder andere noch fähig, sich zu bessern.«
    »Sehr unwahrscheinlich, Euer Ehren.«
    »Eine kleine Angelegenheit wäre da noch zu regeln, damit wir uns ein Urteil über den wahren Charakter dieses Abschaums bilden können. Gerichtsdiener, hast du Kenntnis, in welchen Kreisen sich die Angeklagten bewegen? Gibt es Personen, mit denen sie regelmäßig und freundschaftlich verkehren?«
    »Oh ja, Euer Ehren. Dieses Pack hat Umgang mit den Offizieren und der Mannschaft des Kaperschiffs Giftorchidee!«
    »Mögen die Götter uns bewahren!«, schrie Drakasha. »Sagtest du Giftorchidee?«
    »Korrekt, Euer Ehren.«
    »Dann sind sie schuldig. Schuldig im Sinne der Anklage! Schuldig in jedem Punkt, schuldig jedes Verbrechens, das ein Mensch nur begehen kann, schuldig, schuldig, schuldig!« Drakasha riss sich die Perücke vom Kopf, pfefferte sie auf das Deck und trampelte darauf herum.
    »Ein kluger Richterspruch, Euer Ehren.«
    »Dieses Gericht befindet«, donnerte Drakasha, »kraft seiner Autorität und aufgrund unwiderlegbarer Beweise, die nicht den Schatten eines berechtigten Zweifels zulassen, dass diese Angeklagten ausnahmslos zu verurteilen sind. Die Verbrechen wurden auf See begangen, und der See sollen diese Kriminellen überantwortet werden. Werft sie über Bord! Und mögen die Götter sich Zeit lassen, ehe sie ihren Seelen gnädig sind!«
    Johlend stürmte die Mannschaft herbei und umringte die Gefangenen. Zusammen mit den anderen wurde Locke zur Fallreepspforte an Backbord gezogen und gestoßen, wo auf Deck ein Frachtnetz ausgebreitet lag; darunter befand sich ein Segel, das an den Rändern mit dem Netz verbunden war. Die Verurteilten wurden auf das Netz geschubst und dort festgehalten, während mehrere Dutzend Matrosen auf Delmastros Befehl hin zum Gangspill rannten.
    »Bereitmachen zur Vollstreckung des Urteils!«, brüllte Drakasha.
    »Hochhieven!«, schrie Delmastro.
    Zwischen den unteren Rahen des Fockmasts und des Großmasts hatte man eine komplizierte Anordnung von Blöcken und Taljen aufgeriggt; als die Matrosen das Gangspill drehten, hoben sich die Ränder des Netzes an, und die Seeleute, die die Gefangenen in Schach gehalten hatten, traten eilig zurück. Binnen weniger Sekunden baumelten die Verurteilten in der Luft, zusammengequetscht wie Tiere in einer Falle.
    Locke klammerte sich an das raue Netz, um nicht mitten in das Gewirr aus Gliedmaßen und Körpern hineinzurutschen. Flüche und Schreie wurden laut, als das Netz über die Reling ausschwenkte und in der Dunkelheit fünfzehn Fuß über dem Wasser sachte hin und her pendelte.
    »Gerichtsdiener, walte deines Amtes. Exekutiere die Gefangenen!«, befahl Drakasha.
    »Aye, runterlassen!«, schmetterte Delmastro.
    Das können sie doch nicht tun, dachte Locke, und im selben Moment passierte es.
    Das

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