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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Keulen, und gleich dahinter lag ein toter Erlöser, in dessen Hals noch einer von Delmastros Säbeln steckte.
    »Leutnant Delmastro«, begann Locke, »ich habe den Schiffsführer mitgebracht. Darf ich Ihnen Antoro Nera vorstellen?«
    Delmastro schob Jeans Hände weg und kroch an ihm vorbei, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Blut lief in Rinnsalen aus Schnitten an ihren Lippen und der Stirn.
    »Meister Nera. Ich grüße Sie. Ich repräsentiere die Seite, die noch steht. Auch wenn es nicht immer danach aussieht.« Sie grinste und wischte das Blut über ihren Augenbrauen weg. »Ich bin dafür verantwortlich, die Übernahme abzuwickeln, sowie das Schiff gesichert ist, also verscherzen Sie es sich nicht mit mir. Zunächst einmal - was ist das für ein Schiff?«
    »Die Eisvogel«, antwortete Nera.
    »Fracht und Bestimmungsort?«
    »Tal Verrar. Wir haben Gewürze, Wein, Terpentin und Edelhölzer geladen.«
    »Außerdem eine größere Anzahl von Jeremitischen Erlösern. Nein, seien Sie still.
    Erklärungen können Sie später abgeben. Bei den Göttern, Ravelle, du hast ja wirklich wacker gekämpft!«
    »Verdammt, das hat er«, bekräftigte Jabril und klopfte ihm auf den Rücken. »In der Last hat er vier von ihnen getötet -ganz allein! Ist auf einem Bierfass auf einen von ihnen runtergesaust, und die drei anderen muss er im Kampf niedergemetzelt haben.« Jabril schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    Locke seufzte und merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er hob die Hand und verteilte das Blut wieder da, wo er es gefunden hatte.
    »Tja«, meinte Delmastro, »ich mache gar keinen Hehl daraus, wie überrascht ich bin, aber ich freue mich natürlich. Du bist zwar nicht einmal in der Lage, ein Fischerboot zu steuern, Ravelle, aber eine Entermannschaft kannst du jederzeit wieder anführen. Mir scheint, wir haben gerade halb Jerem erlöst.«
    »Sie sind zu gütig«, murmelte Locke.
    »Kannst du an meiner Stelle auf dem Schiff für Ordnung sorgen? Die Matrosen von den Decks schaffen und sie unter Bewachung in der Back unterbringen?«
    »Selbstverständlich kann ich das. Jerome, wird sie wieder?«
    »Sie hat eine Menge Prügel und Schnitte abbekommen, aber ich denke …«
    »Bei früheren Kämpfen habe ich schon mehr abgekriegt«, warf sie ein. »Ich habe eingesteckt und ausgeteilt. Wenn du willst, kannst du Ravelle begleiten, Jerome.«
    »Ich …«
    »Muss ich dich erst schlagen, damit du spurst? Ich komme allein zurecht.«
    Jean stand auf und trat zu Locke, der Nera in Jabrils Richtung schob.
    »Jabril, würdest du unseren neuen Freund in die Back begleiten, während Jerome und ich den Rest seiner Mannschaft zusammensuchen?«
    »Aye, mit Vergnügen.«
    Locke führte Jean die Achterdecktreppe hinunter in die Kühl, in der die Leichen wild durcheinanderlagen. Noch mehr Erlöser, noch mehr Matrosen … und fünf oder sechs der Männer, die er vor drei Wochen vom Amwind-Felsen geholt hatte. Ihm wurde unangenehm bewusst, dass sämtliche Überlebenden ihn anstarrten. Und sein Unbehagen wuchs, als er einige Gesprächsfetzen auffing:
    »… dabei hat er auch noch gelacht …«
    »Ich hab’s gesehen, als ich über die Bordwand kletterte. Ganz allein hat er sie angegriffen …«
    »So was hab ich noch nie erlebt.« Das war Streva, dessen linker Arm gebrochen zu sein schien. »Er hat gelacht und gelacht. Völlig ohne Angst.«
    »… ›Ravelle ist euer Untergang, beim Willen der Götter! Kämpft mit ihm, ihr verdammten Hurensöhne!‹ Das hat er gesagt. Ich hab’s mit eigenen Ohren gehört.«
    »Sie haben recht, weißt du«, raunte Jean ihm zu. »Ich habe schon früher gesehen, wie du dich aufgeführt hast, als hättest du total den Verstand verloren. Aber das war … das war …«
    »Ich war nicht bei Sinnen, das ist die reine Wahrheit, Jean! Mit Tapferkeit hatte das nichts zu tun, verstehst du? Vor lauter Schiss wusste ich gar nicht mehr, was ich tat.«
    »Aber unten in der Last …«
    »Ich ließ ein Fass auf einen Erlöser fallen«, erklärte Locke. »Zwei seiner Kumpane machte ich kalt, indem ich ihnen die Kehlen durchschnitt, als sie noch halb bewusstlos waren. Der vierte war so freundlich, in der Bierpfütze auszurutschen und mir die Arbeit zu erleichtern. Es war wie immer, Jean. Ich bin nun mal kein verdammter Kämpfer.«
    »Aber jetzt glauben alle, dass du einer bist. Du hast dich aufgeführt wie einer.« Sie fanden Mal, reglos zusammengesunken vor dem Hauptmast. Seine Hände umklammerten das Schwert,

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