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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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etwas passiert, dass die braven Bürger von Tal Verrar in Angst und Schrecken versetzt, schreien sie wieder nach einer starken Armee und einer kampfbereiten Marine.«
    »Stragos braucht einen Feind außerhalb der Stadt«, bestätigte Zamira. »Er braucht ihn schnell, und er muss sich sicher sein, dass seine Streitkräfte im Handumdrehen mit diesem Gegner fertig werden.« Sie breitete die Arme aus und deutete auf die anderen Kapitäne und ihre Begleiter. »Da kommen wir ihm gerade recht. Die idealen Zielscheiben!«
    »Was brächte ihm das ein, uns zu besiegen?«, zweifelte Strozzi. »Bei uns ist kein Profit zu holen.«
    »Nicht in Form von Münzen, da hast du recht. Aber Stragos ist nicht auf materiellen Gewinn aus. Er hat ein Schiff, eine Crew aus Gefangenen und seinen Ruf aufs Spiel gesetzt, nur damit Ravelles Mission gelingt. Glaubst du vielleicht, dass er es nicht ernst meint? Nun, er hat sich lächerlich gemacht, indem er es einem ›Piraten‹ erlaubte, eines seiner Schiffe aus dem Hafen der Kriegsmarine zu stehlen. Aber das tat er nur, um sich später in Szene setzen zu können, wenn er uns vernichtet.« Zamira schlug ihre Fäuste gegeneinander. »Ravelles Aufgabe sah so aus – er sollte uns überlisten, belügen, bestechen, um in den Gewässern vor Tal Verrar die Piraterie wieder aufleben zu lassen. Und wenn es ihm nicht gelungen wäre, uns in seine Pläne einzuspannen, wollte er selbst Schiffe aufbringen, mit der Kurier.«
    »Dann liegt doch wohl klar auf der Hand, wie wir uns verhalten müssen«, meinte Rodanov. »Zur Hölle, aber diesen Gefallen tun wir Stragos nicht! Wir bleiben einfach fünfhundert Meilen von Tal Verrar entfernt, wie wir es seit dem Krieg gehalten haben. Notfalls verzichten wir für die nächsten Monate ganz darauf, Schiffe anzugreifen.« Er streckte den Arm aus und klatschte mit der Hand auf Strozzis Bauch. »Wir zehren von unseren Fettreserven.« »Die Möglichkeit bleibt uns natürlich auf jeden Fall«, mischte sich nun Ydrena Koros ein. »Nichts für ungut, Kapitän Drakasha, aber inwieweit kann man sich auf die Glaubwürdigkeit dieser Männer verlassen? Das Ganze klingt mir doch ein bisschen fadenscheinig …«
    »Es geht nicht nur um das, was sie sagen«, unterbrach Zamira sie. »Denk doch mal nach, Koros. Sie hatten die Roter Kurier. Die Besatzung, die nun auf meinem Schiff dient, stammte tatsächlich vom Amwind-Felsen. Der Archont hatte sie dort einkerkern lassen, das steht unwiderlegbar fest.«
    »Ich denke, dass du recht hast«, räumte Colvard ein. »Aber ich bin derselben Ansicht wie Jaffrim, dass es das Klügste wäre, den Archonten nicht zu provozieren …« »Es wäre das Klügste«, schnitt Zamira ihr das Wort ab, »wenn Stragos aus einer Laune heraus handelte. Aber das ist sicherlich nicht der Fall. Er kämpft um sein politisches Überleben. Seine Stellung als Archont von Tal Verrar steht auf dem Spiel. Er braucht uns, um einen Erfolg vorweisen zu können.«
    Wieder tigerte sie mitten im Pavillon auf und ab und fühlte sich an die »Beweisführungen« erinnert, die sie im Laufe der Jahre bei den Initiationsriten neuer Besatzungsmitglieder inszeniert hatte. Doch das hier war keine Farce, sondern bitterer Ernst. Sie konnte nur hoffen, dass sie die anderen Kapitäne überzeugen konnte, und in einem Stoßgebet bat sie die Götter um Beistand.
    »Wenn wir Ravelle und Valora über Bord werfen und sie einfach vergessen«, resümierte sie, »oder Tal Verrars Gewässer meiden, als sei dort die Pest ausgebrochen, lässt Stragos sich etwas anderes einfallen. Durch irgendeinen Trick wird er uns in einen Kampf verwickeln oder die Einwohner von Tal Verrar davon überzeugen, dass wir in Küstennähe plündern. Aber dann sind die Götter vielleicht nicht so gnädig, uns die Werkzeuge seiner Intrige in die Hände zu spielen. Wir würden im Dunkeln tappen.«
    »Diese Diskussion ist hypothetischer als alles, was ich jemals im Kollegium gehört habe«, seufzte Rodanov.
    »Die Kurier und die Gefangenen deuten in der Tat darauf hin, dass Stragos irgendein Spiel treibt«, meinte Colvard. »Und dass er sich aufs Spielen verlegen muss, zeigt wiederum, dass er nicht offen oder mit Selbstvertrauen zu Werke gehen kann. Und nach allem, was wir über die derzeitige Situation in Tal Verrar wissen … würde ich sagen, dass die Bedrohung real ist. Wenn Stragos einen Feind braucht, sind wir die Einzigen, die sich ihm anbieten. Was sollte er sonst tun? Mit Balinel einen Streit vom Zaun brechen? Sich mit

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