Sturm ueber roten Wassern
meine Brüder und Schwestern bitte ich euch, mir euer Vertrauen zu schenken. Was auch immer ihr aus Tal Verrar hören werdet – seid gewiss, dass ich jede einzelne Handlung gründlich überdacht habe.«
»Du verlangst viel von uns«, entgegnete Colvard. »Ersuchst du keinen von uns um Hilfe?«
»Nichts könnte uns allen mehr schaden, als wenn wir eines Morgens mit einer Flotte aus Piratenschiffen vor Tal Verrar auftauchen. Zehn Minuten später hätte der Archont den Krieg, den er so dringend braucht. Überlasst alles mir. Ich allein gehe mit meinem Schiff das Risiko ein.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Rodanov. »Gefährdet sind wir alle. Du erwartest von uns, dass wir unser Leben und das Schicksal von Port Prodigal dir – und nur dir, anvertrauen. Ohne die Möglichkeit, uns ein eigenes Urteil zu bilden und notfalls einzugreifen.«
»War es in den letzten sieben Jahren denn anders?« Sie sah jeden einzelnen der im Kreis stehenden Kapitäne herausfordernd an. »Jeder von uns war den anderen immer ausgeliefert. Jeder von uns hätte zu weit nach Norden vordringen und ein Schiff kapern können, das zufällig ein Mitglied irgendeines Herrscherhauses an Bord hat.
Selbst wenn einer von uns im Enterkampf zu viele Matrosen getötet hätte oder einfach nur zu gierig geworden wäre, hätte das dazu Anlass geben können, dass man wieder auf uns aufmerksam wird. Wir waren ständig in Gefahr. Ich tue euch nur den Gefallen, euch ausnahmsweise einmal darauf hinzuweisen.«
»Was ist, wenn du versagst?«, wollte Rance wissen.
»Wenn ich versage, dann braucht ihr zumindest kein Lösegeld für mich zu bezahlen.
Denn dann bin ich tot.«
»Du willst, dass wir schwören, uns nicht einzumischen«, stellte Colvard fest. »Darauf läuft es doch hinaus, oder? Wir sollen das Versprechen abgeben, nicht zu den Waffen zu greifen, während du die wichtigste Regel unseres … Bundes über Bord wirfst.«
»Ja«, erklärte Zamira, »weil ich keine bessere Lösung weiß. Genau das verlange ich von euch.«
»Und wenn wir uns weigern?« Rodanov sprach mit ruhiger Stimme. »Wenn wir, vier Stimmen gegen eine, dir diesen Plan verbieten?«
»Dann geraten wir an eine Grenze, die wir alle nur ungern überschreiten würden«, entgegnete Zamira, seinem Blick standhaltend.
»Ich werde dich nicht davon abhalten«, rief Rance. »Ich schwöre, dass ich nicht Hand an dich legen werde. Wenn du dich abrackern willst, damit für mich ein Vorteil herausspringt, umso besser. Und wenn du dabei krepierst, weine ich dir keine Träne nach.«
»Dem schließe ich mich an«, erklärte Colvard. »Zamira hat recht. Unser aller Sicherheit hing schon immer davon ab, dass keiner von uns durchdrehte und irgendeine Torheit beging. Wenn die Möglichkeit besteht, Maxilan von seinem Sockel zu stoßen, bete ich darum, dass du Erfolg hast.«
»Zamira Drakasha stimmt natürlich für Zamira Drakasha«, sagte Zamira und richtete den Blick auf Rodanov und Strozzi.
»Das Ganze gefällt mir überhaupt nicht«, gab Strozzi zu. »Aber wenn die Scheiße so richtig am Dampfen ist, kann kein Schiff auf dem Messing-Meer meine Fischadler aussegeln.« Er schmunzelte und knackte mit den Fingerknöcheln. »Zur Hölle noch mal! Lüfte du ruhig deine Röcke vor dem Archonten – du wirst ja sehen, ob er dann anfängt, ein bisschen herumzufummeln. Ich lasse mich jedenfalls nicht blicken.« »Es scheint«, begann Rodanov, als er zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wurde, »dass ich jetzt die Gelegenheit bekomme … ein Spielverderber zu sein.« Er seufzte und rieb sich die Stirn. »Ich halte diese Aktion für unklug – aber wenn du mir dein Wort gibst, vorsichtig zu sein, dann verspreche ich dir, mich aus allem herauszuhalten. Segle los und setz deinen idiotischen Plan in die Tat um.«
»Ich danke euch«, sagte Zamira und spürte, wie eine Welle der Erleichterung sie durchströmte. »War das nicht besser, als sich gegenseitig in Stücke zu hacken?« »Es ist strengste Geheimhaltung geboten«, warnte Colvard. »Ich verlange von niemandem, dass er Stillschweigen gelobt, ich erwarte einfach, dass nichts von dem, was hier besprochen wurde, durchsickert. Stragos hat vielleicht noch andere Spitzel in Prodigal. Wenn ein Außenstehender erfährt, wie lange wir hier gestanden und uns beraten haben – geschweige denn, was Zamira vorhat –, kann uns nichts mehr retten.« »Genau«, pflichtete Strozzi ihr bei. »Wir werden schweigen. Alle Götter sind unsere Zeugen!«
»Alle Götter sind unsere
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