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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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stimmt, was mir hinterbracht wurde, gibt es gewaltigen Ärger. Doch den gibt es auch, wenn es gelogen war.«
    Sie legte einen Arm um Ezris Schulter. Diese junge Frau hatte einem Leben als verwöhnter Aristokratin den Rücken gekehrt und sich von der Schrubberwache zum Ersten Maat hochgedient; in dieser Zeit war sie mindestens ein Dutzend Mal um ein Haar getötet worden, als sie darum gekämpft hatte, Zamiras kostbare Orchidee am Schwimmen zu halten. »Ein paar Dinge, die du heute Abend hören wirst, betreffen Valora. Ich weiß nicht, worüber ihr zwei privat gesprochen habt … in den seltenen Momenten, in denen ihr euch während eurer Freiwache unterhaltet, meine ich …«
    Ezri reckte das Kinn vor, lächelte und hatte nicht einmal den Anstand zu erröten.
    »… aber was ich vorbringen werde, dürfte dir nicht gefallen.«
    »Wenn es etwas zwischen uns gibt, das der Klärung bedarf«, erwiderte Ezri leise, »dann vertraue ich darauf, dass er es klären wird. Ich habe keine Angst vor irgendwelchen Enthüllungen.«
    »Meine Ezri«, sagte Zamira liebevoll. »Nun, dann wollen wir uns in Schale werfen und uns zu dem Treffen begeben. Rüstung und Säbel. Wetz die Klingen und sorge dafür, dass du im Nu blankziehen kannst. Vielleicht brauchen wir Stahl, um unsere Argumente durchzusetzen, wenn das Gespräch nicht so verläuft, wie ich es mir vorstelle.«
     

Kapitel Dreizehn
    Scheidewege
1
     
     
    Eine Meile einsamer Strand trennt Port Prodigal von den Ruinen seines zerstörten steinernen Wächters: Castana Voressa, Fort Glorious.
    Erbaut, um die Nordseite der Bucht mit dem Hafen Port Glorious zu beschützen, als der Geisterwind-Archipel noch eine glänzende Zukunft vor sich sah, wäre das Fort nun nicht einmal mehr in der Lage, einen verbalen Angriff abzuwehren, geschweige denn den Klingen und Pfeilen einer feindlichen Streitmacht zu trotzen.
    Zu sagen, dass es billig erbaut worden war, käme einer Beleidigung von knickerigen Steinmetzen gleich; gelangweilte Beamte, weit weg von der Heimat, hatten mehrere Schiffsladungen von Verrari-Granitblöcken an die häuserbauende Zunft verscherbelt, um sich vom Erlös Wein zu kaufen. Großartige Pläne für eine Anordnung von Wällen und Türmen wurden zuerst abgeändert in großartige Pläne für eine einzige Mauer und Türme, danach in bescheidene Pläne für ein Mäuerchen mit einer sich dahinter duckenden Kaserne. Die ganze Affäre erlebte ihren krönenden Abschluss, als die Kompanie Soldaten, die die Garnison besetzen sollten, während der Überfahrt in einem Spätsommersturm verloren ging.
    Das einzige noch nutzbare Überbleibsel des Forts ist ein runder Steinpavillon ungefähr fünfzig Yards vom Wasser entfernt, der durch einen breiten, erhöhten Steindamm mit den Hauptruinen verbunden ist. Ursprünglich hatte diese Anlage als Plattform für Katapulte dienen sollen, von denen jedoch nie eines ankam. Wenn die Piratenkapitäne von Port Prodigal heutzutage eine Zusammenkunft des Rates anberaumen, um etwas zu besprechen, trifft man sich immer an diesem Ort und immer bei Anbruch der Abenddämmerung. Hier sind die Kapitäne unter sich, hier regeln sie privat ihre Angelegenheiten; dabei stehen sie auf den Steinen eines Verrari-Imperiums, das nie existiert hat, auf den vereitelten Ambitionen eines Stadtstaates, dem es dennoch gelungen war, vor sieben Jahren ihre eigenen Ambitionen zu vereiteln.

2
     
     
    Das Treffen begann wie alle anderen Zusammenkünfte, an denen Zamira je teilgenommen hatte – unter dem rotvioletten Abendhimmel, mit auf den alten Steinen platzierten Laternen, in einer schwülwarmen Luft, die stickig war wie der Atem eines Tieres, und dichten Schwärmen von stechenden Insekten.
    Wenn der Rat der Kapitäne sich versammelte, gab es weder Wein noch Essen, noch Sitzgelegenheiten. Leute, die saßen, neigten dazu, Zeit zu vertrödeln.
    Unbequemlichkeit ließ einen schnell und ohne langes Herumgerede zur Sache kommen, die Worte wurden nicht sorgsam gewählt, man verzichtete auf jede Form von Diplomatie.
    Sehr zu Zamiras Überraschung trafen sie und Ezri als Letzte ein. Zamira sah ihre Standesgenossen der Reihe nach ernst an und nickte ihnen zu.
    Zuerst war da Rodanov, jetzt bewaffnet, mit seinem Ersten Maat Ydrena Koros, einer herausgeputzten blonden Frau, die kaum größer war als Ezri. Sie hatte die Haltung einer professionellen Duellantin und kämpfte hervorragend mit dem breiten Jereshti-Krummschwert.
    Neben ihnen stand Pierro Strozzi, ein liebenswürdiger

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