Sturm ueber roten Wassern
Kaufleute vor meinen Toren stehen und um Hilfe betteln, weil hinter diesem Hafen der Tod lauert. Gehen Sie endlich und machen Sie Ihre Arbeit!«
Er drehte sich um und entfernte sich ohne ein weiteres Wort. Im nächsten Moment marschierte ein Trupp Allsehende Augen durch die Haupttür und wartete darauf, dass Locke und Jean sich in Bewegung setzten.
»Verdammt noch mal«, murmelte Jean.
11
»Wir kriegen den Mistkerl«, meinte Ezri, als sie in dieser Nacht in ihrer Kajüte lagen.
Die Giftorchidee hieß nun Quecksilber und stampfte ungefähr zwanzig Meilen südöstlich von Tal Verrar durch schwere See. Ezri und Jean klammerten sich aneinander, während ihre Hängematte hin und her schaukelte.
»Das dürfte nicht einfach sein«, gab Jean zu bedenken. »Er wird uns erst wieder empfangen, wenn wir ernsthaft für ihn gearbeitet haben … und wenn wir das tun, könnten wir die Dinge derart auf die Spitze treiben, dass er uns gar nicht mehr braucht. Dann kriegen wir eher ein Messer als das Gegengift. Oder … wenn es hart auf hart kommt, kriegt er Stahl zwischen die Rippen …«
»Jean, ich will davon nichts hören. Sprich nicht darüber.«
»Man muss sich den Tatsachen stellen, mein Schatz.«
»Ich glaube nicht, dass dieser Fall eintreten wird«, betonte sie. »Es gibt immer die Möglichkeit anzugreifen oder zu fliehen. So ist das jedenfalls hier draußen.« Sie wälzte sich auf ihn und küsste seinen Mund. »Ich sagte dir, du darfst nicht aufgeben, Jean Tannen, und ich setze immer meinen Willen durch.«
»Götter«, flüsterte Jean, »wie konnte ich jemals ohne dich leben?«
»Als du mich noch nicht kanntest, war dein Leben trostlos, lieblos und aussichtslos«, zog sie ihn auf. »Ich bin deine Rettung, dazu haben die Götter mich auserkoren. Und jetzt hör auf, Trübsal zu blasen, und erzähl mir etwas Schönes.«
»Etwas Schönes?«
»Ja, bist du schwer von Begriff? Ich habe gehört, dass Liebespaare sich manchmal schöne Dinge sagen, wenn sie allein sind …«
»Sicher, und wenn mir nicht sofort was einfällt, bringst du mich wohl um …«
»Das kann schon sein. Ich hol nur meinen Säbel …«
»Ezri«, sagte er mit plötzlichem Ernst. »Hör mal – wenn das alles vorbei ist, diese Geschichte mit Stragos und der ganze Mist, dann sind Leocanto und ich vielleicht … sehr reich. Falls wir mit unserer anderen Sache in Tal Verrar Erfolg haben.«
»Nicht falls«, korrigierte sie ihn. »Wenn. Es ist alles nur eine Frage der Zeit.«
»Also gut«, gab er nach. »Wenn alles so läuft, wie wir es uns wünschen … dann könntest du wirklich mit uns kommen. Leo und ich haben schon darüber gesprochen.
Du musst dich nicht endgültig für irgendeinen Lebensstil entscheiden, Ezri. Du könntest einfach nur einen … längeren Urlaub einlegen. Ein bisschen Entspannung haben wir alle nötig.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Wir könnten eine Yacht kaufen«, führte Jean aus. »In Vel Virazzo gibt es einen privaten Yachthafen, in dem alle möglichen Bonzen ihre Boote liegen haben. Ein paar stehen immer zum Verkauf, und wenn man ein paar hundert Solari übrig hat, wie es bei uns dann hoffentlich der Fall sein wird, bekommt man schon was ganz Ordentliches. Wir müssen ohnehin nach Vel Virazzo reisen, um dort … unser Geschäft zu Ende zu bringen. In wenigen Tagen könnten wir ein Boot seeklar machen und dann einfach … um die Welt segeln! Uns treiben lassen. Spaß haben. Eine Zeit lang so tun, als seien wir aristokratische Müßiggänger.«
»Und später könnte ich dann wieder in mein altes Leben zurückkehren, meinst du?«
»Was immer du willst. Wann immer du willst«, erwiderte Jean. »Du lässt dir ohnehin keine Vorschriften machen, oder?«
»Ich soll also eine Weile mit dir und Leocanto auf einer Yacht leben. Nimm es mir nicht übel, Jean, für Landlubber seid ihr ganz passable Matrosen geworden, aber Leocanto gibt ja selbst zu, dass er nicht in der Lage wäre, einen Schuh über eine Lache Pisse zu bringen …«
»Was dachtest du, weshalb wir dich mitnehmen, hmmm?«
»Tja, mir kam schon der Gedanke, dass die Einladung nicht ganz uneigennützig ist«, sagte sie und ließ ihre Hände zu Jeans empfindlichsten Körperstellen wandern.
»Ah«, stöhnte er, »du hast ja recht. Aber auf unserem Boot wärst du kein gemeiner Matrose, wir könnten dich zum Kapitän ehrenhalber ernennen …«
»Darf ich den Namen für das Boot aussuchen?«
»Als ob wir dich daran hindern könnten!«
»Na schön«,
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