Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
zu nehmen?«
    »Wir versuchen den Eindruck zu erwecken, dass verschiedene Piraten hier ihr Unwesen treiben …«
    »Offen gesagt, Lamora, ich bin mit meiner Geduld am Ende. Sie haben keine größere Fracht gestohlen, keine Schiffe auf hoher See verbrannt, nicht einmal irgendwelche Matrosen getötet. Sie begnügen sich mit Geld und transportablen Wertgegenständen, sie demütigen und erschrecken die Gefangenen, Sie beschädigen ein bisschen die aufgebrachten Schiffe, und danach verschwinden Sie einfach.«
    »Wir können uns nicht mit schwerer Fracht belasten; wir sind ständig unterwegs.«
    »Mir scheint, Sie sollten mehr Menschen töten, wenn Sie Eindruck schinden wollen«, erklärte Stragos. In der Stadt herrscht eher Verwirrung als Besorgnis; in der Öffentlichkeit ist mein Ruf wegen der Ravelle-Affäre immer noch angeschlagen, aber nur wenige Menschen befürchten, dass diese Welle von … Vandalismus dem hiesigen Handel ernsthaft schaden kann.
    Selbst die Plünderung von Salon Corbeau hat die Leute nicht ernsthaft erschreckt. Ihre jüngsten Überfälle geben Anlass zu Spekulationen, dass Sie mittlerweile Angst haben, sich dieser Stadt noch einmal zu nähern; man glaubt, die Gewässer um Tal Verrar seien wieder sicher.« Stragos funkelte sie wütend an, ehe er fortfuhr: »Ich bin nicht zufrieden mit dem, was Sie mir bis jetzt geboten haben. Wären Sie ein Händler und Ihre Mission eine Ware, würde ich sagen, dass die Qualität mangelhaft ist.«
    »Soll ich Ihnen den fundamentalen Unterschied zwischen uns beiden erklären?«, entgegnete Locke gereizt. »Wenn ich mir, sagen wir, einen neuen Rock anfertigen lasse, dann vergifte ich meinen Schneider nicht, bevor die Länge der Ärmel stimmt …«
    »Mein Leben und mein Vermögen stehen auf dem Spiel«, versetzte Stragos und erhob sich von seinem Stuhl. »Das Gleiche gilt für Sie, je nachdem, ob Sie Erfolg haben oder nicht. Ich brauche Schlächter, keine Possenreißer. Überfallen Sie Schiffe in Sichtweite der Stadtmauern. Töten Sie die Besatzungen, und zwar restlos. Nehmen Sie die Fracht mit oder verbrennen Sie sie – jetzt muss endlich Ernst gemacht werden. Das, und nur das allein wird diese Stadt bis in ihre Grundfesten erschüttern. Und kommen Sie erst wieder«, fügte er drohend hinzu, »wenn Sie die Geißel des Messing-Meers geworden sind.«
    »Es wird geschehen«, erwiderte Locke. »Noch eine Dosis unseres Gegengifts …«
    »Nein.«
    »Wenn Sie wollen, dass wir mit größtmöglichem Selbstvertrauen arbeiten …«
    »Ihr werdet konserviert sein«, entgegnete Stragos, »wie eingelegte Eier in einem Krug.
    Seit eurer letzten Dosis sind knapp zwei Wochen vergangen. Ihr seid also noch weitere sechs Wochen außer Gefahr.«
    »Aber – einen Augenblick noch, Archont.« Jean hielt Stragos zurück, als der sich bereits zum Gehen wandte. »Da wäre noch etwas. Als wir in der Nacht der Festa in die Stadt zurückkehrten, wurden wir schon wieder angegriffen.«
    Stragos kniff leicht die Augen zusammen. »Von denselben Leuten wie damals?«
    »Wenn Sie damit meinen, dass die beiden Überfälle sich glichen und es uns nach wie vor ein Rätsel ist, auf wessen Geheiß sie stattfanden, dann lautet die Antwort Ja. Nach unserem Besuch bei Requin lauerte man uns im Hafen auf. Wenn derjenige, der hinter uns her ist, den Tipp bekam, dass wir uns in der Stadt aufhalten, dann hat er verdammt schnell reagiert.«
    »Und der einzige Ort, den wir aufsuchten, bevor wir zur Goldenen Treppe gingen«, ergänzte Locke, »war Ihr Mon Magisteria.«
    »Meine Leute hatten nichts damit zu tun«, behauptete Stragos. »Im Übrigen höre ich jetzt zum ersten Mal von dieser Sache.«
    »Wir ließen vier Tote zurück«, sagte Jean.
    »Das ist eine Lappalie. Nach der Festa fanden die Konstabler über die ganze Stadt verteilt fast dreißig Leichen; es kommt dauernd zu Streitereien oder Überfällen, bei denen es Tote gibt.« Stragos seufzte. »Nun, ich habe jedenfalls niemanden auf Sie gehetzt, mehr kann ich Ihnen zu dieser Angelegenheit nicht sagen. Ich nehme an, dass Sie sofort auf Ihr Schiff zurückkehren, wenn Ihr Besuch bei mir beendet ist.«
    »So schnell wie möglich«, bekräftigte Locke. »Und soweit es geht, halten wir uns von den Inseln fern.«. »Vermutlich müssen Sie jetzt die Konsequenzen irgendeines Verbrechens tragen, das Sie früher einmal begangen haben«, mutmaßte Stragos. »Und jetzt gehen Sie. Kein Gegengift, keine Diskussionen. Die nächste Dosis bekommen Sie erst, wenn panische

Weitere Kostenlose Bücher