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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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Besenstiel!«
    »Dürfte ich dann meinen Vorschlag unterbreiten, Lord der Spitzbuben, dass wir vielleicht eine andere Zielperson in Tal Verrar ins Visier nehmen sollten …«
    »Das halte ich für unklug. In Tal Verrar gibt es keine Aristokratie, deren idiotische Mitglieder wir verscheißern könnten. Der Archont ist ein Militärdiktator, ein Tyrann reinsten Wassers, der das Gesetz beugt, wie es ihm gerade passt – ihm möchte ich lieber nicht auf die Zehen treten. Der Rat der Priori setzt sich ausnahmslos aus Kaufleuten bürgerlicher Herkunft zusammen, und die dürften verdammt schwer zu täuschen sein. Potenzielle Opfer für kleine Gaunereien gibt es natürlich zuhauf, aber wenn wir einen wirklich großen Coup landen wollen, kommt nur Requin infrage. Er hat genau das, was wir wollen, wir brauchen es uns nur zu nehmen.«
    »Aber sein Tresor …«
    »Jetzt erkläre ich dir mal in aller Ausführlichkeit«, fiel Locke ihm ins Wort, »wie wir vorgehen müssen, um uns seine Schätze unter den Nagel zu reißen.«
    Locke sprach mehrere Minuten lang, während er sich nach den heruntergefallenen Spielkarten bückte; bis in die kleinste Einzelheit legte er seine Pläne dar. Jeans Brauen zogen sich in die Höhe, als wollten sie über seinen Kopf hinauswachsen.
    »… das wäre dann alles. Was sagst du jetzt, Jean?«
    »Verdammt will ich sein! Das könnte hinhauen. Wenn …«
    »Wenn was?«
    »Bist du dir sicher, dass du nicht verlernt hast, wie man mit einem Klettergürtel umgeht? Ich selbst bin ein bisschen eingerostet.«
    »Nun, wir haben doch genug Zeit zum Üben, oder nicht?«
    »Hoffentlich. Hmmm. Und wir brauchen einen Schreiner. Einen, der nicht in Tal Verrar wohnt, natürlich.«
    »Das Problem dürfte sich lösen lassen, sowie wir wieder zu etwas Geld gekommen sind.«
    Jean seufzte, und die Albernheit entwich aus ihm wie Wein aus einem durchlöcherten Schlauch. »Ich denke … damit hätten wir … verdammt!«
    »Was hast du?«
    »Ich … äh … also gut. Kann ich mich darauf verlassen, dass du nicht wieder zusammenbrechen wirst? Hältst du dieses Mal durch?«
    »Ob ich durchhalte? Jean, ich glaub’s wohl … wie kannst du so was auch nur denken? Was habe ich denn die ganze Zeit über getan? Übungen gemacht, geplant – und mich immerzu bei dir entschuldigt! Es tut mir leid, Jean, ehrlich! In Vel Virazzo habe ich mich gehen lassen und dich mit runtergezogen. Die Zeit dort möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Aber ich vermisse Calo, Galdo und Bug.« »Mir fehlen sie auch, aber …«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich habe mich von meinem Kummer überwältigen lassen. Ich war verdammt egoistisch, und mir ist klar, dass du genauso leidest wie ich. Ich habe ein paar dumme Sprüche von mir gegeben. Aber ich hatte geglaubt, du hättest mir verziehen … oder sollte ich mich geirrt haben?« Lockes Stimme nahm einen harten Klang an. »Muss ich jetzt annehmen, dass Vergebung mal kommt und mal geht, so wie Ebbe und Flut?« »Komm schon, werde bitte nicht ungerecht! Ich dachte nur …«
    »Was dachtest du nur, Jean? Bin ich vielleicht etwas Besonderes? Oder bin ich unser Schwachpunkt? Wann habe ich jemals an deinen Fähigkeiten gezweifelt? Habe ich dich irgendwann einmal behandelt wie ein unmündiges Kind? Du bist nicht meine Mutter, verdammt noch mal, und du bist ganz bestimmt nicht Vater Chains. Wir können nicht als Partner zusammenarbeiten, wenn du mich dauernd so argwöhnisch beobachtest wie jetzt. Vor allen Dingen nicht, wenn du nachtragend bist und mich ständig kritisierst.«
    Sie starrten einander an, wobei beide vergeblich versuchten, kalt und ärgerlich zu wirken. Die Stimmung in der kleinen Kutschkabine wurde düster; eine Weile drehte Jean den Kopf und schaute missmutig aus dem Fenster, während Locke niedergeschlagen seine Karten mischte. Abermals nahm er einen einhändigen Trick in Angriff, und weder er noch Jean wunderten sich, als sich neben Jean auf der Sitzbank eine wirbelnde Wolke aus Spielkarten ausbreitete.
    »Entschuldigung«, begann Locke, die flatternden Karten beobachtend. »Das war noch so eine blöde Bemerkung, die ich mir besser verkniffen hätte. Bei den Göttern, wann haben wir entdeckt, wie leicht es ist, uns gegenseitig zu kränken?« »Du hast ja recht«, meinte Jean leise. »Ich bin nicht Vater Chains, und ich bin ganz sicher nicht deine Mutter. Ich hätte dich nicht so drängen dürfen.« »Oh doch, du hast schon richtig gehandelt. Du hast mich mit Gewalt von der Galeone geholt und mit Gewalt

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