Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
Vom Netzwerk:
Angehörigen dieser Zunft – seriösen wie auch Scharlatanen -Kontakte pflegten.«
    »Ja, klar. Ich habe an minderwertigen Schlössern Experimente mit Feuerölen und Säuren durchgeführt. Ich dachte, das sei vielleicht leichter, als mithilfe von Werkzeug ein Schloss zu knacken.«
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Locke grinste. »Diese Informationen gebe ich nur an meinen Arbeitgeber weiter.«
    »Mmmm. Na schön, das hat Zeit. Aber es deutet in der Tat alles darauf hin, dass Sie etwas im Schilde führten. Eine ganze Reihe verschiedenster Indizien untermauert die Geschichte, die Sie mir erzählt haben. Da wäre allerdings noch etwas.«
    »Ich höre.«
    »Ich bin neugierig. Wie ging es dem alten Maxilan, als Sie vor drei Nächten bei ihm waren?«
    Plötzlich wurde sich Locke bewusst, dass Selendri nicht länger durch den Raum wanderte. Sie stand nun drei Schritte hinter ihm und rührte sich nicht. Korrupter Wärter, gib mir eine Eingebung, betete er.
    »Äh, na ja, er ist ein richtiges Arschloch.«
    »Das ist kein Geheimnis. Jedes Kind auf der Straße könnte mir das sagen. Aber Sie geben zu, dass Sie auf dem Mon Magisteria waren?«
    »Ja, ich war dort. Ich hatte eine private Audienz mit Stragos. Apropos, er ist sich absolut sicher, dass seine Spitzel, die er in Ihre Gangs eingeschleust hat, unentdeckt geblieben sind.«
    »So soll es auch sein. Sie kommen wirklich ganz schön herum, Leocanto. Ich frage mich nur, was der Archont von Tal Verrar so Wichtiges mit Ihnen und Jerome zu besprechen hatte. Obendrein noch mitten in der Nacht. In derselben Nacht, in der wir beide eine hochinteressante Unterredung geführt hatten.«
    Locke seufzte, um ein paar Sekunden zum Nachdenken herauszuschinden. »Das kann ich Ihnen sagen«, fuhr er fort, als ein längeres Zögern unklug gewesen wäre. »Doch die Antwort dürfte Sie nicht erfreuen.«
    »Das dachte ich mir. Klären Sie mich trotzdem auf.«
    Locke seufzte abermals. Entweder er stürzte sich kopfüber in eine Lüge, oder er wurde kopfüber aus dem Fenster geschmissen.
    »Stragos ist derjenige, der Jerome und mich bezahlt hat. Bis jetzt hatten wir nur mit seinen Agenten zu tun. Er ist der Mann, der so erpicht darauf ist, Ihren Tresor leerzuräumen. Und nun hielt er den Zeitpunkt für gekommen, uns ein bisschen anzutreiben.«
    Feine Falten gruben sich in Requins Gesicht, als er die Zähne zusammenbiss und die Hände hinter dem Rücken verschränkte. »Das haben Sie aus seinem eigenen Mund gehört?«
    »Ja.«
    »Er muss ja erstaunlich viel von Ihnen halten, wenn er Sie persönlich zu einer Lagebesprechung einlädt. Können Sie Ihre Geschichte beweisen?«
    »Also, wissen Sie, ich bat ihn um eine eidesstattliche Erklärung, in der steht, dass er Sie bis aufs Hemd ausziehen will, und er gab mir bereitwillig eine mit, aber ich Tollpatsch … habe sie heute Abend auf dem Weg hierher verloren!« Locke wandte sich nach links und zog die Stirn kraus. Er sah, dass Selendri ihn scharf beobachtete, die gesunde Hand in ihrer Jacke verborgen. »Verdammt noch mal, wenn Sie mir nicht glauben, dann kann ich auch gleich aus dem Fenster springen und uns allen eine Menge Zeit ersparen.«
    »Nein … es ist noch nicht nötig, dass Sie Ihr Gehirn auf dem Kopfsteinpflaster ausbreiten.« Requin hob eine Hand. »Allerdings ist es unüblich für jemanden in Stragos’ Position, direkt mit Agenten zu verhandeln, die … äh … in seiner Hierarchie und seiner Wertschätzung ziemlich weit unten stehen dürften. Nichts für ungut.«
    »Keine Sorge, ich fasse das schon richtig auf. Wenn ich raten sollte, dann habe ich das Gefühl, dass Stragos aus irgendeinem Grund ungeduldig ist.
    Ich vermute, er erwartet schnellere Ergebnisse. Und … ich bin mir so sicher, wie man überhaupt nur sein kann, dass Jerome und ich nicht mehr lange leben werden, sowie wir Stragos zu seinem gewünschten Ziel verholfen haben. Das ist die einzig vernünftige Schlussfolgerung.«
    »Und er hätte dadurch wohl eine Menge Geld gespart, nehme ich an. Leute seines Schlages gehen mit Menschenleben verschwenderischer um als mit Gold.« Unter seinen dünnen Lederhandschuhen knackte Requin mit den Fingerknöcheln. »Das Verfluchte daran ist, dass alles einen Sinn ergibt. Ich habe eine Faustregel – wenn man vor einem Rätsel steht, und die sich anbietenden Lösungen sind schlicht und elegant, dann bedeutet das meistens, dass jemand versucht, einen über den Tisch zu ziehen.«
    »Eine einzige Frage bereitet mir noch

Weitere Kostenlose Bücher