Sturm über Tatooine
hatte seinen eigenen Blaster, falls es weitere Probleme gab, und solange der Polizist keinen hatte, war er glücklich. Er wandte sich ab und ging ungezwungen – aber schnell – Richtung Stadtzentrum, wo der Marktplatz lag und der größte Trubel herrschte.
Er hatte gerade die Straße überquert und war noch einen halben Block vom Wrack der Königinwitwe entfernt, als er hinter sich einen Schrei hörte. Von den anderen Passanten blickte kaum einer auf, denn aus der Bar drang häufig lautes Geschrei, aber BoShek beschleunigte seine Schritte und näherte sich hastig dem rostigen Rumpf des alten Kolonistenschiffs.
Verbogene Träger ragten über die ungepflasterte, schmutzige Straße. An einigen waren schattenspendende Planen befestigt, unter denen sich die Neugierigen versammelt hatten, um den Straßenpredigern zuzuhören, die von den oberen Stockwerken aus ihre Lehren verkündeten. Durch Risse in der Hülle und gesplitterte Bullaugen konnte man ins düstere Innere blicken, wo rot leuchtende Jawa-Augen neugierig nach draußen spähten.
BoShek trat gebückt durch die halboffene Frachtluke. Im Laderaum roch es durchdringend nach Jawas, aber es störte ihn nicht. Im Gegenteil, je mehr Jawas, desto besser für ihn. Er stieg über die im Schatten dösenden Stadtstreicher und Prediger hinweg und erreichte eine Stelle, die von der Straße aus nicht einzusehen war. In dem trüben Licht, das durch die Löcher in der Hülle drang, streifte er seine Bordmontur ab und schleuderte sie in die Dunkelheit, behielt nur den Werkzeuggürtel mit seinen persönlichen Habseligkeiten. Aus dem Dunkeln drang Geknurre und schrilles Geschnatter, als sich die Bewohner des Wracks um die Beute stritten.
Sein grauer Overall war weniger auffällig, aber er brauchte trotzdem eine bessere Verkleidung, wenn er der Polizei entkommen wollte. BoShek kniete neben einem der Stadtstreicher nieder und sagte: »Zehn Kredits für deinen Mantel.« Das war weit mehr, als das Kleidungsstück wert war, und sie beide wußten es. Ohne ein Wort zog der Stadtstreicher seine grobe braune Robe aus und gab sie ihm. BoShek bezahlte, schlüpfte in das übelriechende Gewand und kehrte zur Luke zurück.
Er hatte die Hartnäckigkeit des Polizisten unterschätzt. Offenbar hatte er gesehen, wie BoShek ins Wrack geschlüpft war, und stand jetzt mit einem kleinen Ersatzblaster in der Hand am Rand der Menge. Die Zahl der Schaulustigen hatte sich unter den finsteren Blicken des Polizisten merklich verringert; BoShek glaubte nicht, daß es ihm gelingen würde, sich unter den wenigen verbliebenen Gaffern zu verstecken.
Er machte kehrt und betrat wieder das Schiff. Es mußte noch einen anderen Ausgang geben. Er stolperte über noch mehr Körper und umrundete den ganzen Laderaum, aber alles, was er fand, war eine nach oben führende Rampe. In der Hoffnung, dort eine Treppe zu finden, die an der Außenhülle nach unten führte, stieg er die Rampe hinauf, erreichte aber nur das Panoramadeck, von dem aus ein halbes Dutzend Prediger die Menge auf der Straße zur Umkehr aufforderte.
BoShek beobachtete, wie der erste Polizist Verstärkung bekam. Er saß in der Falle. Sie waren offensichtlich nicht bereit, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, nicht, solange ihnen das Imperium im Nacken saß. Sie brauchten einen Sündenbock für die Sturmtruppen, und sie würden ihn jetzt nicht mehr davonkommen lassen. Was bedeutete, daß sie keine Ruhe geben würden, bis sie das ganze Schiff durchsucht hatten. BoShek sah sich verzweifelt um, aber es gab nirgendwo ein Versteck. Das Panoramadeck war noch überschaubarer als der Frachtraum. Alles, was nicht niet- und nagelfest gewesen war, hatte man abmontiert oder herausgerissen, bis nur noch der leere Boden und die gesplitterten, in regelmäßigen Abständen angebrachten Fenster übriggeblieben waren. Bis auf eins waren alle Fenster von den Predigern besetzt, die unbeirrt die Leute auf der Straße mit ihren Tiraden ergötzten. Keiner der Priester stammte aus dem Kloster. BoShek wunderte sich darüber, bis ihm die Nachricht wieder einfiel, die er auf seinem Weg zur Bar hier abgeliefert hatte. Der Abt mußte seine Leute zu irgendeiner Versammlung zurückbeordert haben.
Ohne Versteck und ohne Freunde, die ihm helfen konnten, blieb ihm nur eine Möglichkeit. Er bückte sich, fuhr mit den Händen über den schmutzigen Boden an der Wand und bestrich dann Gesicht und Stirn mit der zähen schwarzen Schmiere. Dann trat er an das freie Fenster und rief
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