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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Schiffe vor der Küste und Spuren von Spionagezauber.«
    Mir fällt wieder ein, was Dandelion am Strand gesagt hat. Dass die Orks schon in der Rächenden Axt wären. Ich berichte das Chomeinus. Er legt seine ohnehin grimmige Miene in tiefe Sorgenfalten.
    »Wer ist diese Dandelion?«
    »Eine merkwürdige junge Frau mit Seetang im Haar.«
    »Seetang? Was soll das denn?«
    »Ich weiß es nicht. Normalerweise trägt sie einen Kranz aus Blumen. Sie hat astrologische Tierkreiszeichen auf ihren Rock gestickt und redet angeblich mit Delfinen.«
    Ich warte auf Chomeinus’ bellendes Gelächter. Doch er lacht nicht, sondern sieht mich ernst an.
    »Die Delfine haben das tatsächlich gesagt?«
    »Laut Dandelion. Aber sie ist ziemlich verrückt.«
    Doch Chomeinus hört mir schon nicht mehr zu, sondern ist aufgesprungen und eilt ins Schlafzimmer. Ich folge ihm und überrasche bei unserem Eintreten Lisutaris und Makri, die sich streiten, dass die Fetzen fliegen.
    »Verdammt, gib mir mein Thazis!«, blafft Lisutaris.
    »Nein«, faucht Makri. »Die Heilerin hat gesagt, du darfst es noch nicht nehmen.«
    »Die Heilerin ist selbst krank geworden!«
    »Na und? Das ändert gar nichts!«
    Lisutaris, die Herrin des Himmels, fuchtelt mit ihrer Hand durch die Luft, die Schublade meiner Kommode öffnet sich, und ihr Beutel erhebt sich in die Luft. Makri fängt ihn geschickt im Flug ab, schleudert ihn zu Boden und stellt ihren Fuß darauf.
    »Gib mir den Beutel!«
    »Nein.«
    »Gib mir den Beutel, oder ich schleudere dich durch die Wand!«, brüllt Lisutaris und wird mit einem Hustenanfall bestraft.
    »Du kannst mich nicht durch die Wand schleudern!«, erwidert Makri. »Ich bin deine Leibwächterin. Und jetzt reg dich ab. Es ist gleich Zeit für deine Medizin!«
    Lisutaris sinkt auf das Kissen zurück, während sie Makri abgründig finstere Blicke zuwirft, die Makri gelassen ignoriert. Chomeinus und Tinitis sind sichtlich verlegen, weil sie mit ansehen müssen, wie die Oberhexenmeisterin ihrer Innung unter ihrem Entzug leidet. Lisutaris schaut wütend zu ihnen hinüber.
    »Könnt ihr einer Schwerkranken nicht mal fünf Minuten Ruhe gönnen? Was wollt ihr?«
    »Thraxas berichtet, dass eine ihm bekannte Frau mit den Delfinen gesprochen hat. Sie behaupten, dass sich bereits Orks in dieser Taverne aufhalten.«
    »He, es ist nur Dandelion«, werfe ich ein. »Ich würde mir über sie keine … «
    »Schweig!«, schnauzt Chomeinus mich an.
    »Die Delfine haben das gesagt?«, erkundigt sich Lisutaris. »Wie genau lautete ihre Mitteilung?«
    Ich bin verstimmt, weil Chomeinus mich so angeblafft hat, und will ihnen gerade sagen, dass sie sich doch selbst mit den Viechern unterhalten sollen, wenn es sie so brennend interessiert. Aber Makri verdirbt mir den Auftritt, weil sie Dandelions Worte wiederholt.
    »Du warst auch da?«, erkundigt sich Lisutaris.
    Makri nickt.
    »Kann diese Dandelion wirklich mit Delfinen kommunizieren?«
    Makri zuckt mit den Schultern. »Vielleicht. Sie hat es jedenfalls früher schon getan.«
    »Warum wurden wir darüber nicht sofort in Kenntnis gesetzt?« Chomeinus ist sichtlich verärgert. »Die Gabe, mit Delfinen zu kommunizieren, ist sehr selten, selbst unter Zauberern.«
    Er sieht mich anklagend an.
    »Niemand hat mich gefragt«, erwidere ich. »Und Dandelion ist eine merkwürdige Frau. Sie glaubt sogar, dass ein Drachenpfad von der Delfingrotte durch die Rächende Axt verläuft.«
    Tinitis lacht. »O bitte, nicht schon wieder diese Drachenpfadgeschichte! «
    »Existieren Drachenpfade?«, will Makri wissen.
    »Nein«, erklärt Tinitis.
    »Möglicherweise«, widerspricht Chomeinus.
    »Wir wissen es nicht genau«, fasst Lisutaris zusammen.
    Mir geht das hier alles mächtig gegen den Strich.
    »Seit wann sind denn diese Delfine so wichtig? Sie machen den ganzen Tag nichts anderes, als herumzuschwimmen und Fische zu fressen.«
    Meine Bemerkung trifft auf tiefstes Desinteresse.
    »Makri, hol bitte Sermonatius«, sagt Lisutaris. »Ich muss ihn zu diesem Thema zurate ziehen.«
    Makri nickt, legt ihren Umhang an und schlingt sich Lisutaris’ Beutel über die Schultern.
    »Lass meinen Beutel hier!«, faucht Lisutaris.
    »Nein. Du kriegst kein Thazis.« Mit diesen Worten stolziert Makri aus der Tür.
    Lisutaris sieht ihr finster hinterher. »Dieses Weib ist eine Krankenschwester aus dem Orkus!«
    Sie nimmt einen Fetzen Papier von dem kleinen Tisch neben dem Bett, kritzelt etwas darauf und versiegelt es mit einem kurzen

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