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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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drängte sich mit wirbelnden Armen, wie ein wütender Mystiker Karkarns, an ihm vorbei, um den nächsten anzugreifen. Blut lief über sein Gesicht, während eine weitere Kreatur mit flirrenden Klingen durch das Tor sprang. Teral blinzelte, versuchte die Augen klar zu bekommen und zu begreifen, was da vor sich ging. Das erste Wesen wandte sich ihm zu und die roten Augen glühten im Halbdunkel. Die Kreatur schüttelte sich wie ein Hund, und dabei löste sich eine Wolke übelriechenden, dunklen Rauchs aus ihrem verfilzten Fell. Er wich zurück.
    In der Luft war plötzlich ein Gestank nach Verwesung und zwang ihn würgend in die Knie. Die größte der Kreaturen brüllte erneut, lauter noch als die Minotauren, aber mit einer menschenähnlicheren Stimme. Das Untier war von schmutziggrauer Farbe, Lappen oder Federbüschel hingen ihm vom Leib. Die riesigen Arme reichten beinahe bis zum Boden und waren mit glänzenden Hornplatten bedeckt. Es packte einen der Torflügel und riss ihn aus den Angeln, wobei die dicken, stahlverstärkten Balken wie Reisig splitterten. Mit einem Brüllen schleuderte es die Teile auf Teral und warf den Oberst zu Boden, dann wandte er sich wieder dem Tor zu.
    Der Rauch wurde dichter. Hinter ihm arbeiteten sich zwei der Wesen mit schwertförmigen Unterarmen durch die Mannschaft des Wachhauses. Die erste der Bestien – Dämonen waren es, erkannte er nun – war ihnen nicht gefolgt, sondern stand im Tordurchgang
und gab zunehmend dichtere, faulige Wolken von sich, die der Wind in die Faust hineintrug. Es beobachtete das Morden mit einem Leuchten in den Augen, das Teral für schreckliche Erregung hielt.
    Jetzt kam eine fünfte Gestalt in Sicht. Sie ähnelte dem Rest aber gar nicht, und Teral kroch entsetzt rückwärts, achtete nicht mehr auf den stinkenden Rauch in seinem Mund und seiner Lunge. Er konnte die Angst nicht bekämpfen, die ihn beim Anblick der weiß glühenden, flammenumtosten Gestalt befiel.
    Der brennende Mann , dachte er, vor Furcht wimmernd. Dann bemerkte er, dass dies kein in Flammen stehender Mann war, sondern ein gänzlich aus Feuer bestehendes Wesen, ein ebensolcher Dämon wie die anderen auch.
    Dämonen, allesamt Dämonen.
    Er versuchte zu fliehen, aber der Rauch hatte die Faust nun vollständig eingehüllt. Aus allen Richtungen gellten Schreie und das ohrenbetäubende Brüllen des größten Dämonen. Er sah nur dessen glühend rote Augen und diese grausige, züngelnde Gestalt aus Feuer.
    Terals Augen brannten, sein Magen krampfte sich zusammen, und seine Glieder zitterten unkontrollierbar, während sich der Rauch in seinen Adern ausbreitete …
    Aus dem Nichts erschien eine Hand, ergriff ihn und zog ihn weg. Er schlug danach, kreischte entsetzt, aber dann wurde er durch die Luft geschleudert. Der Himmel wurde heller, der Rauch verging, und dann war da kalte Erde unter ihm und kühle Luft auf seinem Gesicht. Er überschlug sich einmal, zweimal, dann aber wurde er von etwas aufgehalten. Andere Hände ergriffen ihn und zogen ihn auf die Beine, stützten ihn, weil seine Knie unter dem Gewicht nachgeben wollten.
    »Versteht Ihr, was ich meine?«, rief ihm jemand ins Ohr, und er wurde geschüttelt wie eine Ratte in den Fängen eines Terriers.
Ein helles gelbes Licht vertrieb den Rauch aus seinen Augen, und seine Sicht klärte sich. Er blinzelte einige Male angestrengt und sah den Haupteingang der Faust vor sich. Das zersplitterte, eingerissene Tor brannte, und der Feuerdämon breitete sich aus, um die ganze Festung zu verschlingen.
    Der größte Dämon stand seitlich und sah sie auf seine Arme gestützt mit offenem Mund an. Ein Dolch ragte aus seiner Brust. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, dass jemand einen Treffer gelandet hatte – dann aber erkannte er das Messer.
    Ihr Götter, das waren die Priester! Die grauen Lumpen sahen aus, als wenn sie geradewegs aus dem Fleisch herauswuchsen. Ihre Dolche haben ihre eigenen Novizen in Dämonen verwandelt!
    Diese Erkenntnis raubte Oberst Teral die letzte Kraft, und er sackte zusammen, bemerkte dabei aber kaum, dass der Griff um seine Arme zu schmerzhaft wurde, um ihn zu ertragen. Er wurde erneut hochgezogen, und Herzog Vrills Gesicht erschien vor ihm. Das Weißauge sah mit einem Ausdruck wilder Freude auf ihn herab.
    »Und, schon bereit, Euch zu ergeben?« Vrill zeigte auf das Tor. »Oder wollt Ihr abwarten, bis alle dem Feuer und Rauch zum Opfer gefallen sind?«
    Teral nickte so gut es ging, und Tränen liefen seine Wangen hinab.

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